Nach seiner Kenntnis habe Schlecker selbst entschieden, Stundensätze für die Logistikfirma LDG 2011 anzuheben, sagte deren früherer Geschäftsführer am Montag vor dem Stuttgarter Landgericht. Besagte Firma gehörte den mitangeklagten Schlecker-Kindern Meike und Lars. Die Staatsanwaltschaft wirft ihrem Vater vor, trotz drohender Pleite über die LDG Millionenbeträge an die Familie verschoben zu haben. Dies soll er über viel zu hohe Stundensätze getan haben, die Schlecker der LDG bewilligte.
Stationen der Schlecker-Insolvenz
Schlecker meldet Insolvenz an.
Das Verfahren wird eröffnet. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz hofft noch auf die Rettung von Teilen der Drogeriekette.
Es wird bekannt, dass Anton Schlecker sein Privathaus im Wert von zwei Millionen Euro vor der Insolvenz an seine Frau übertragen hat. Ein zweites Grundstück soll sein Sohn bekommen haben.
Die Staatsanwaltschaft Stuttgart leitet ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Untreue, Insolvenzverschleppung und Bankrott gegen Anton Schlecker ein.
Die Schlecker-Gläubiger fordern mehr als eine Milliarde Euro.
Der österreichische Investor Rudolf Haberleitner will 2013 bis zu 600 ehemalige Schlecker-Filialen mit dem Konzept eines modernen Tante-Emma-Ladens wiederbeleben.
Gut ein Jahr nach der Pleite zahlt die Familie Schlecker dem Insolvenzverwalter 10,1 Millionen Euro. Hintergrund ist der Streit um übertragenes Vermögen aus dem Unternehmen.
Haberleitner will einstige Schlecker-Filialen unter dem Namen Dayli wiederbeleben und Testläden in Deutschland eröffnen.
Noch vor dem geplanten Deutschland-Start ist der Schlecker-Nachfolger Dayli pleite.
Die Staatsanwaltschaft Stuttgart erhebt Anklage gegen Anton Schlecker wegen vorsätzlichen Bankrotts.
Der Insolvenzverwalter reicht Klage gegen ehemalige Schlecker-Lieferanten ein. Sie sollen Schlecker wegen illegaler Preisabsprachen um viel Geld gebracht haben. Geiwitz will Schadenersatz in Millionenhöhe.
Es wird bekannt, dass das Landgericht die Anklage zulassen will. Der Schlecker-Prozess soll im März 2017 beginnen.
Der Prozess vor dem Landgericht Stuttgart beginnt.
Staatsanwalt Thomas Böttger fordert für Anton Schlecker drei Jahre Haft. Lars Schlecker soll nach dem Willen der Staatsanwälte zwei Jahre und zehn Monate in Haft, Meike zwei Jahre und acht Monate. Die Verteidigung hält die Forderungen für „überzogen“, nennt aber selbst kein empfohlenes Strafmaß.
Das Urteil des Landgerichts Stuttgart ist am Ende doch eine Überraschung: Anton Schlecker muss nicht ins Gefängnis. Das Gericht verurteilte den 73-Jährigen wegen vorsätzlichen Bankrotts zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe und einer Geldstrafe von 54.000 Euro. Schleckers Kinder Lars (46) und Meike (44) wurden dagegen zu Haftstrafen von zwei Jahren und acht Monaten beziehunsgsweise zwei Jahren und neun Monaten verurteilt, unter anderem wegen Insolvenzverschleppung, Untreue und Beihilfe zum Bankrott.
Formal gesehen war die LDG eine eigenständige Firma und keine Konzerntochter. Dass ein Konzern einem Dienstleister freiwillig mehr Geld zahlt, ist laut Staatsanwaltschaft ein Beleg, dass Schlecker entsprechende Finanzmittel verschob. Die Stundensätze lagen bis 2011 bei 28,50 Euro und stiegen dann auf bis zu 30 Euro. Laut Gerichtsdokumenten hätte ein Stundensatz von nur etwa der Hälfte zur Kostendeckung ausgereicht.
Der Zeuge war bis 2012 - dem Jahr der Schlecker-Pleite - LDG-Geschäftsführer. Die Frage des Richters, ob er sich gewundert habe über die hohen Stundensätze, verneinte er. Er habe das nicht hinterfragt. „Ich habe mich gefreut, weil (es) meine Aufgabe (war), das Unternehmen rentabel zu gestalten.“ Im April hatte in dem Prozess bereits ein anderer früherer LDG-Geschäftsführer ausgesagt. Auch seine Aussage hatte nahegelegt, dass Anton Schlecker bei der LDG das Sagen gehabt haben soll.