Im Schadenersatzprozess von Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz steht eine außergerichtliche Einigung kurz bevor. Schickedanz und ihre damalige Hausbank Sal. Oppenheim hätten eine Vereinbarung geschlossen, die ein Ende des Rechtsstreits ermöglichen soll, teilte ein Sprecher der Deutschen Bank am Mittwoch auf Anfrage mit. Sal. Oppenheim gehört inzwischen zur Deutschen Bank. „Wenn die in der Vereinbarung vorgesehenen Voraussetzungen erfüllt sind, kann der Rechtsstreit einvernehmlich, umfassend und endgültig für beendet erklärt werden.“ Zuvor hatten die „Süddeutsche Zeitung“ und der WDR darüber berichtet.
Bei der vorgesehenen Einigung laufe es auf einen zweistelligen Millionenbetrag für Schickedanz hinaus, hieß es in Verhandlungskreisen. Schickedanz forderte in einem Prozess vor dem Kölner Landgericht ursprünglich insgesamt 1,9 Milliarden Euro, vor allem von Sal. Oppenheim, deren früherer Führung und ihrem einstigen Vermögensberater Josef Esch.
Die Ex-Milliardärin hatte hohe Summen in den Arcandor-Konzern - zuvor KarstadtQuelle - gesteckt, der 2009 pleiteging. Ihr Vermögen sei gegen ihren Willen riskant angelegt und verschleudert worden, argumentiert die Klägerin. Die Beklagten wiesen die Vorwürfe zurück.
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Das Verfahren läuft seit dreieinhalb Jahren. Der Verkündungstermin war bereits mehrfach verschoben worden - auch, um den Streitparteien Zeit für eine außergerichtliche Einigung zu geben. Das Gericht hatte eigentlich für den 20. Dezember einen Verkündungstermin angesetzt. Bei dem Verfahren handelt es sich um einen der größten Schadenersatzprozesse der deutschen Justizgeschichte.