Ramazzotti, Jägermeister, Baileys Aldi Süd erliegt der Macht der Schnäpse

Ramazzotti, Jägermeister und Baileys bei Aldi Süd: Der Discounter füllt sein Spirituosenregal mit Markenprodukten auf. Offiziell reagiert die Kette auf die Kundennachfrage. Doch das dürfte nicht der einzige Grund sein.

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Die Geschichte des Preiskönigs Aldi
Am 10. April 1913 eröffnete Karl Albrecht sen. in der Essener Huestraße 89 einen Tante-Emma-Laden. Im Sortiment die Dinge des täglichen Bedarfs wie Mehl, Zucker und Brot. Und diese erste Filiale steht bis heute - wenn auch mit einem größeren Angebot. Quelle: Gemeinfrei
Den heutigen Namen bekam der Discounter von den Albrecht-Söhnen Karl († 94) und Theo († 88), die das Geschäft ihres Vaters nach Kriegsende ausbauten. Wegen ihres Preiskonzepts nannten sie die 30 Filialen "Albrecht Discount" - kurz Aldi. Quelle: dpa
Die ersten Geschäfte der Albrecht-Brüder waren klein und im Stile eines Tante-Emma eingerichtet. Die Konkurrenzen durch Supermärkte zwang die Unternehmer zu Beginn der 1960er-Jahre zum Umdenken. Sie setzten zunehmend auf eine Niedrigpreis-Strategie. Um Kosten zu sparen, wurden in den Filialen zum Beispiel keine verderbliche Frischwaren mehr angeboten. Auch an der Einrichtung der Filialen und dem Personal wurde stark gespart. Quelle: AP
Um sich nicht in die Quere zu kommen, teilten die Aldi-Brüder ihr Geschäft in Nord (Theo) und Süd (Karl) auf. Nur in Gummersbach und Siegen gibt es Filialen von Aldi Nord und Aldi Süd. Quelle: Creative Commons
Aldi gehört heute zu den bekanntesten Marken Deutschland. Jeder dritte Deutsche kauft regelmäßig dort ein. Quelle: dpa
Bundesweit erreicht Aldi einen Umsatz von mehr als 26 Milliarden Euro. Außerdem gehört der Discounter zu Deutschlands zehn größten Textilhändlern. Quelle: dpa
Jedes sechste in Deutschland verkaufte Stück Obst kommt aus den Regalen von Aldi. Quelle: dpa

Markenschnaps bei Aldi Süd: Der Discounter führt seit Montag auch Spirituosen von Herstellern wie Ramazzotti, Jägermeister, Wodka Gorbatschow, Chantré und Baileys. Damit reagiere man auf die Nachfrage der Konsumenten, hieß es von der Supermarktkette. Der Schritt ist insofern bemerkenswert, weil Spirituosen als die letzte Bastion der Markenhersteller gelten.

Anders als bei Butter, Nudel oder Chips können die großen Supermarktketten die Schnäpse bislang nicht einfach durch Eigenmarken ersetzen. Dies liegt zum einen daran, dass Braulizenzen nicht so einfach zu erwerben sind. Zum anderen haben alkoholische Billiggetränke bei Konsumenten einen schlechten Ruf. Nun scheint sich auch Aldi dem Druck der Kunden gebeugt zu haben.

Chronologie: Der Aufstieg von Aldi

Wie stark die Macht der Schnäpse ist, zeigte erst Ende August das Beispiel Rewe. Wie Handelsblatt Online damals berichtete, lieferte Ramazzotti kurzerhand keine Produkte mehr an die Supermarktkette, als die Verhandlungen mit den Kölnern ins Stocken gerieten. Rewe wehrte sich mit einem Zettel am Regal und argumentierte, man handele im Sinne der Kunden. Am Ende setzte sich die Ramazzotti-Mutter Pernod-Ricard mit ihren Forderungen jedoch durch. Aldi bietet die Markenspirituosen nun zu handelsüblichen Preisen an. Eine Flasche Ramazzotti kostet 11,49 Euro, bei Rewe sind es derzeit nach Angaben der Webseite 11,95 Euro. Jägermeister kostet 7,79 Euro, Wodka Gorbatschow 8,49 Euro.

Groß geworden ist Aldi eigentlich durch Eigenmarken. An der „grundsätzlichen Strategie“ der Eigenmarken ändere sich auch nichts, schrieb Aldi in einem Statement. Der Discounter kann Produkte durch die Hausprodukte deutlich günstiger anbieten als die Konkurrenz. Inzwischen gilt Aldi sogar als Preismaßstab – wenn die Supermarktkette beispielsweise die Butterpreise senkt, reagieren die Konkurrenten gewöhnlich auch.

So kostet ab Montag der Liter Vollmilch statt 69 Cent nur noch 59 Cent, wie Aldi Nord und Aldi Süd mitteilten. Auch Milchprodukte wie Quark oder Sahne werden demnach um vier bis sechs Cent billiger. Beide Ketten reduzieren zudem die Preise für Fleischprodukte wie Bratwürste, Schweinekoteletts oder Hackfleisch. Unter den sinkenden Preisen leiden gewöhnlich vor allem die Hersteller.

Bei den Spirituosen stellt sich die Lage aber anders dar. Das zeigt auch das neue Sortiment von Aldi Süd.

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