Rauswurf aus United-Airlines-Flieger Das schreibt der United-Chef zur Gewalt gegen einen Passagier

Eine Protestwelle hat die US-Airline United Airlines erfasst, nachdem sie einen Passagier mit Gewalt aus einem überbuchten Flugzeug entfernt hat. In einer E-Mail versucht der Chef das zu erklären.

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Der Vorstandschef von United Airlines, Oscar Munoz Quelle: REUTERS

In einer E-Mail an die Beschäftigten stellt sich United-Airlines-Chef Oscar Munoz hinter seine Beschäftigten, nachdem die gewaltsame Entfernung eines Passagiers aus einem Flugzeug am Flughafen von Chicago heftige Proteste ausgelöst hat. „Auch wenn ich die Entwicklung der Situation bedauere, stehe ich ausdrücklich hinter Ihnen und möchte Ihnen empfehlen, weiterhin über sich hinaus zu gehen und sicherzustellen, dass wir korrekt fliegen“, schreib Munoz.

Sicherheitsbeamte des Flughafens hatten der Crew des Flugs UA 3411 nach Louisville am Sonntag geholfen, einen Passagier aus dem Flugzeug zu bringen – das Flugzeug war überbucht. Die Situation eskalierte und der Passagier wurde gewaltsam über den Boden des Kabinengangs zum vorderen Ausgang des Flugzeuges gezerrt. Das Video kursierte in sozialen Netzwerken und heftige Beschwerden ergossen sich danach über die Airline. Der Mann blutete nach dem Vorfall am Mund.

Vorstandschef Munoz schildert den Ablauf der Ereignisse in seiner E-Mail auf Basis von Berichten der Beschäftigten so:

  • Am Sonntag seien die Mitarbeiter am Gate nach abgeschlossenem Boarding des vollen Flugs von einer United-Crew angesprochen worden, die dringend an Bord mussten
  • Die Suche nach Freiwilligen begann, um das Flugzeug zu verlassen. Bis zu 1000 Dollar Entschädigung seien angeboten worden. Ein Passagier, der mehrfach angesprochen worden sei, dass ihm der Mitflug untersagt werde, habe lautstark reagiert und sich den Anweisungen der Crew widersetzt
  • Danach sei er mehrfach angesprochen worden und habe sich dabei zunehmend streitlustig verhalten
  • Die Mitarbeiter hätten keine andere Wahl gehabt, als die Sicherheitsbeamten des Flugzeugs zu verständigen, um den Passagier von Bord zu holen. Er weigerte sich mehrfach
  • Die Sicherheitsbeamten hätten ihn dann gewaltsam aus dem Flugzeug bewegt und sei danach wieder an Bord gerannt – entgegen der Anweisung der Crew und des Sicherheitspersonals

Der gewaltsam hinausgezogene Passagier war nicht auf das Angebot von bis zu 1.000 Dollar eingegangen mit der Begründung, er sei Arzt und müsse am nächsten Tag Termine mit Patienten in Louisville einhalten.

Die zuständige Behörde beurlaubte inzwischen bis zur Klärung der Vorfälle den Sicherheitsbeamten, der den Mann vor den Augen laufender Handykameras von seinem Sitz und durch den Kabinengang gezogen hatte. „Der Vorfall auf dem United-Flug 3411 war nicht im Einklang mit unserem standardmäßigen Prozedere“, hieß es in einem Statement der Flugsicherheitsbehörde in Chicago. Die Behörde sei mit den Handlungen nicht einverstanden.

Die Fluggesellschaft hatte sich nach dem Vorfall entschuldigt und eine eigene Untersuchung eingeleitet. Munoz hatte am Montag angekündigt, sich direkt mit dem betroffenen Mann in Verbindung zu setzen, um mit ihm zu sprechen. Das Vorgehen des Polizisten habe alle bei United verärgert.

Das Überbuchen von Inlandsflügen ist in den USA üblich. Die Fluggesellschaften rechnen auf vielgebuchten Strecken damit, dass pro Flug einige Passagiere nicht erscheinen und nehmen mehr Buchungen an, als Sitzplätze zur Verfügung stehen. Im vergangenen Jahr mussten nach offiziellen Angaben fast eine halbe Million Fluggäste zurückbleiben, obwohl sie einen Flug gebucht und bezahlt hatten. In den meisten Fällen nehmen sie die Angebote der Fluglinien an, die oft Gutscheine für Rabatte oder Freiflüge ausgeben.

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