Der kleine, aber sehr feine Supermarkt Glasmeyers im Landhaus im hamburgischen Stadtteil Groß Flottbek hat neben einem Champagner-Kühlschrank auch einen Verkauf für Blattgold. Lokale Produzenten wie Luicella’s Ice Cream bekommen einen Platz in dem Markt mit seinem noblen Ambiente.
Zur Ausweitung des Sortiments und der optischen Gestaltung mit warmen Farben, aufwändiger Lichtinszenierung und anspruchsvoller Typographie über den Regalen, gesellt sich neue Technik. Das Start-Up Mr. Emma hat eine Testphase im Mindener WEZ-Markt absolviert. Mr. Emma ist ein Tablet, das der Kunde sich im Supermarkt ausleiht und am Einkaufswagen festklemmt. Es ist eine Art Lageplan, der wie ein Navigationsgerät den Kunden zum richtigen Regal führt, die Einkaufsliste abarbeitet und dabei fortlaufend die Preise zusammenrechnet.
Preisschilder mit elektronischer Anzeige des Preises sind ein erster Schritt zum vernetzten Einkauf. Denn die entscheidende Technik spielt im Hintergrund. „Für den Kunden ist jetzt schon der Vorteil, dass er sich sicher sein kann, dass der Preis, der am Regal steht, der gleiche ist, der an der Kasse steht, denn beide Systeme greifen auf die gleiche Datenbank zu“, sagt Dieter Hieber.
Die Supermärkte bereiten sich so aber auch eine Zukunft vor, in der Lieferdienste den täglichen Einkauf übernehmen oder Kunden immer öfter die Ware von zu Hause vorbestellen und sie nur noch im Supermarkt abholen. „Es wäre naiv zu glauben, dass sich Amazon diesen Markt nicht vornimmt“, sagt Hieber.
Der schnellen Technik setzen die Supermärkte die klassische Kundenbindung entgegen, die sie längst nicht mehr über Fotos der Mitarbeiter der Filiale herstellen. Ein eigener Auftritt bei Facebook mit Fragen zum gewünschten Sortiment ist einer der Wege, mehr über den Käufer zu erfahren. Die Frische-Center Zurheide mit ihren sieben Filialen im Ruhrgebiet und in Düsseldorf, zeigt auf seiner Facebook-Seite Interviews mit Künstlern und Sportlern oder preist für die eigenen „Gourmet-Tage“ ein „frivoles Menü“ an.
Hieber hat anlässlich der Diskussion über die Milchpreise für Bauern im Internet die Kundenwünsche abgefragt. In der Folge soll künftig die regionale Milch von Landwirten, die höhere Preise erhalten, besser platziert werden.
Und schleichend fällt in manchen der modernsten Märkten etwas weg, was Generationen von Eltern den Einkauf spätestens am Ende besonders erschwert hat: Die sogenannte Quengelzone. An der Kasse, wo während des Wartens die zahllosen bunten Süßigkeiten die Kinder verführen, herrscht nun aufgeräumte Nüchternheit. Und vielleicht sogar ein junger Mensch, der einem hilft, die Einkäufe in eine Tüte – natürlich aus Papier – zu packen.