2. Neue Wachstumsmöglichkeiten erschließen
Vor allem ein Thema beherrschte im vergangenen Jahr die Handelszunft: Der Kampf zwischen Edeka und Rewe um die Übernahme der Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann. Ursprünglich wollte Edeka die angeschlagene Kette komplett übernehmen, am Ende gelang es Caparros immerhin, mehr als 60 Läden in Berlin abzubekommen. Wesentlich geräuschloser wickelte Rewe die Übernahme von Coop Kiel mit rund 200 Märkten ab. Doch die Auseinandersetzung hat gezeigt, dass es für größere Übernahmen im deutschen Lebensmittelmarkt kaum noch wettbewerbsrechtlichen Spielraum gibt. Souque muss daher auf dem Heimatmarkt stärker noch als Caparros das Wachstum aus eigener Kraft forcieren – etwa mit neuen Ladenformaten, Beteiligungen an Online-Playern und Gastro-Ketten oder einem Ausbau des Touristik-Engagements. Auch das Auslandsgeschäft dürfte in Zukunft für Rewe wieder deutlich wichtiger werden.
Die größten Lebensmittelhändler Deutschlands
Bartells-Langness
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 3,09 Milliarden Euro (Schätzung)
Globus
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 3,23 Milliarden Euro
Rossmann
Umsatz mit Lebensmitteln in Deutschland: 5,18 Milliarden Euro
dm
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 6,33 Milliarden Euro
Lekkerland
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 8,98 Milliarden Euro
Metro (Real, Cash & Carry)
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 10,27 Milliarden Euro (Schätzung)
Aldi (Nord und Süd)
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 22,79 Milliarden Euro (Schätzung)
Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland)
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 28,05 Milliarden Euro (Schätzung)
Rewe-Gruppe
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 28,57 Milliarden Euro (Schätzung)
Edeka (inkl. Netto)
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 48,27 Milliarden Euro
Quelle: TradeDimensions / Statista
3. Von Discountern abgrenzen
Die Diagnose ihres Chefs dürfte bei den Betreibern der Rewe-Supermärkte für wenig Begeisterung gesorgt haben. „In fünf Jahren wird es keinen reinen Discounter mehr geben“, sagte Caparros vor einigen Monaten im Interview mit der „Welt am Sonntag“. „Die Grenzen zwischen Supermarkt und Discounter verschwimmen zunehmend.“
Aldi etwa biete plötzlich Markenware, habe statt 600 über 2000 Produkte im Sortiment und wolle sich nun auch noch vom Palettenverkauf verabschieden. Caparros-Nachfolger Souque muss darauf reagieren. Denn wenn sich die Discounter immer stärker in Richtung Supermarkt entwickeln, könnte für die Kunden auf Dauer auch der Anreiz wegfallen, noch beim Original zu kaufen. Zumal die Leute „sogar für zwei Cent“ woanders hingingen, wie Caparros jüngst dem Kölner Stadtanzeiger sagte. Rewe sei in der Wahrnehmung der Kunden zu teuer, auch wenn Billigmarken wie die ja-Produkte mit Aldi-Preisen mithalten könnten. „Wenn unsere Konkurrenten besser werden, ist das immer eine Bedrohung. Der Beste wird überleben.
Der Verdrängungswettbewerb ist in vollem Gang“, erklärte Caparros dem Blatt und räumte ein: „Wir kämpfen nicht mehr mit Händlern, wir kämpfen gegen Maschinen: Ich nenne das Industriediscount. Aldi und Lidl haben einen gewaltigen Marktanteil und haben die ganze Nation geprägt.“ Für Souque dürfte es daher von zentraler Bedeutung sein, sich wieder stärker von den Discountern anzugrenzen – etwa über zusätzliche Gastronomieangebote in den Märkten - und gleichzeitig Rewes Preisimage zu korrigieren.