Rewe Group Was bringt das Plastiktütenaus?

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Wie sieht die Tüten-Situation in anderen Ländern aus?


Die Anzahl der pro Person und Jahr verwendeten Plastiktüten ist in den EU-Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich. Die Spanne reicht von 18 Stück pro Person und pro Jahr in Irland über Deutschland mit 71 (viert niedrigster Wert in Europa) bis zu 421 in Bulgarien. Das entspricht einem EU-weiten Schnitt von 198 Tüten. Der gesamte Kunststoffinlandsverbrauch betrug in Deutschland im Jahr 2011 9,65 Millionen Tonnen, davon wurden nur 68.000 Tonnen für Plastiktüten genutzt.

In Irland hat eine Abgabe von 44 Cent je Plastiktüte zu einem Rückgang von 328 Plastiktüten im Jahr 2002 auf 18 pro Einwohner im Jahr 2010 geführt. In den USA, immerhin unrühmlicher Weltmeister im Produzieren von Müll, gibt es Regelungen auf lokaler Ebene. In San Francisco sind die Tüten ganz verboten, in Washington D.C. und Los Angeles werden Abgaben darauf erhoben.

Wo landet der Müll?

Etwa Dreiviertel des Mülls in den Ozeanen besteht aus Kunststoffen. Vor allem auf die Organismen hat Plastikmüll im Meer deutlich negative Auswirkungen. Plastik hat eine sehr lange Abbauzeit und zersetzt sich zunächst in immer kleinere Teile, wobei Inhaltsstoffe wie Weichmacher oder Flammschutzmittel freigesetzt werden. Aber auch Mikroplastik gelangt direkt ins Meer. Die Verwendung solcher Teilchen in Kosmetikprodukten wie Peelings oder Zahnpasten ist mittlerweile Standard.

Experten des Bundesumweltamts gehen davon aus, dass Plastiktüten den größten Anteil am Müll im Meer ausmachen, kleine Plastiktüten und Einkaufstüten sind unter den am häufigsten gefundenen Gegenständen.

Was sagen Umweltschützer?

Der Präsident der Umweltschutzorganisation Nabu, Olaf Tschimpke, lobt die neue Linie von Rewe. „Das ist ein entscheidender erster Schritt.“ Es gehe jetzt darum, dass Kunden lernten, dauerhaft auf wiederverwendbare Taschen umzusteigen. Nabu sei froh, dass Rewe sich ernsthaft der Verantwortung stellt, das Thema Nachhaltigkeit im Lebensmitteleinzelhandel weiter voran zu treiben, sagt Tschimpke.

Kritiker bemängeln allerdings, dass die Ökobilanz der Alternativen auch nicht viel besser sei. Umweltministerin Barbara Hendricks räumt zwar ein, dass Papiertüten in der Herstellung nicht umweltfreundlicher seien als Plastiktaschen, dafür aber in der Entsorgung. „Eine Papiertüte im Meer macht rein gar nichts, die wird sich ganz schnell auflösen.“

Der Schritt von Rewe könnte auch Konkurrenten inspirieren, die Umstellung mitzumachen. Das alles kann aber nur als Hilfestellung und Signal in Richtung der Verbraucher taugen. Die Verantwortung für den Verbrauch und die umweltgerechte Entsorgung liegt beim Einzelnen.

Mit Material der dpa

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