2. Der Einkauf
Den Anfang macht der Neueinsteiger: Amazons Lebensmittel-Laden im Internet unterscheidet sich kaum von der gewohnten Website. Lediglich eine Registrierung für „Prime“ ist notwendig, um sich Lebensmittel an die Haustür kommen zu lassen. Das kostet entweder einen festen Grundbetrag im Monat oder 5,99 Liefergebühr pro Bestellung – der erste Monat ist kostenlos. Die Bestellung an sich ist leicht, die Seite übersichtlich, Daten werden aus dem „gewöhnlichen“ Amazon-Konto übernommen, das Sortiment ist groß. Nur Erdbeeren sind nicht vorrätig. Stattdessen bestellen wir Kirschen.
Die wichtigsten Käufe von Amazon
Auf den ersten Blick gibt es keinen Zusammenhang zwischen einer Shoppingplattform aus Dubai und dem Hersteller von Robotern. Doch alle gehören zu Amazons Reich, das wegen der verschiedenen Art seiner Unternehmungen kaum zu greifen ist. Die wichtigsten Beispiele für Verkäufe in der Vergangenheit.
Preis: 0,15 Milliarden Dollar
Branche: Buchbesprechungen
Jahr: 2013
Quelle: eigene Recherche
Preis: 0,25 Milliarden Dollar
Branche: Suche, künstliche Intelligenz
Jahr: 1999
Preis: 0,30 Milliarden Dollar
Branche: Hörbücher
Jahr: 2008
Preis: 0,37 Milliarden Dollar
Branche: Halbleiter, Chipdesign
Jahr: 2015
Preis: 0,50 Milliarden Dollar
Branche: Cloud Computing
Jahr: 2015
Preis: 0,55 Milliarden Dollar
Branche: Windeln, Seife
Jahr: 2010
Preis: 0,65 Milliarden Dollar
Branche: Das Amazon des Mittleren Ostens
Jahr: 2017
Preis: 0,78 Milliarden Dollar
Branche: Robotik
Jahr: 2012
Preis: 0,97 Milliarden Dollar
Branche: Onlinevideospiele
Jahr: 2014
Preis: 1,20 Milliarden Dollar
Branche: Schuhe
Jahr: 2009
Preis: 13,70 Milliarden Dollar
Branche: Lebensmittel
Jahr: 2017
Auch bei Rewe macht der Online-Shop einen ordentlichen Eindruck. Nach der Registrierung kann man sich schon ein Liefer-Zeitfenster aussuchen. Außerdem scheint das Angebot je nach dem zuständigen Rewe-Markt, aus dem geliefert wird, zu variieren. 5,90 Euro berechnen die Kölner für die Bestellung in unserem Zeitfenster – und bieten dafür in unserem Fall erstaunlich wenig. Weder Erd- noch Blau- noch Himbeeren sind im Angebot. Stattdessen nehmen wir Nektarinen, Trauben und eine Mango für unseren Nachtisch. Den Rest der Zutaten gibt es problemlos, die Weinauswahl ist sogar recht groß.
Edeka, die mit ihrem „Bringmeister“ genannten Dienst in der Hauptstadt am Start sind, geben sich – untypisch für die hanseatischen Kaufmänner – hemdsärmelig: „Wir besorgen's ganz Berlin“ ist das Motto der Website. Nach kurzer Anmeldung, Check des Liefergebietes und Auswahl des Zeitfensters findet man sich dann aber in einem gut sortierten Online-Kaufmannsladen. Alle unsere Produkte sind anscheinend zu haben (auch wenn sich später herausstellen wird, dass Blaubeeren ausverkauft sind).
Besonders angenehm sind die vielen Zahlungsvarianten: war bei Amazon und Rewe noch Vorkasse gefragt, ist es hier auch möglich per Rechnung, bar an der Tür oder sogar mit EC-Karte bei Lieferung zu zahlen. Will man also wirklich von unterwegs bestellen und seine Kreditkartendaten nicht ins Handy eintippen – Edeka ist hier wohl die beste Wahl. Zumal die Lieferkosten hier mit nur 5 Euro auch noch geringfügig günstiger sind als bei den anderen.
Kaufland indes muss beim Service noch nachlegen. Zwar gelingt auch hier Anmeldung und Einkauf recht unkompliziert, allerdings stellt sich erst an der Kasse heraus, dass eine so kurzfristige Lieferung nicht machbar ist. Stattdessen werden Zeitfenster am Montag oder Dienstag angeboten – leider zu spät für unsere Grillparty. Kaufland ist damit gleich am Anfang raus.
3. Die Lieferung
Zuerst kommt Amazon. Um kurz nach zehn klingelt der Bote an der Tür, übergibt vier Papiertüten. Zwei von ihnen dampfen: die Tiefkühlkräuter scheinen direkt aus dem Kühlhaus zu kommen, das Rindfleisch liegt wohltemperiert auf zwei Blöcken Eis. So frisch hat das kein anderer hinbekommen. Allerdings steckt der Aufwand in der Nachbereitung, denn es gibt vom Fahrer weder einen Lieferschein, noch eine Rechnung. Stattdessen bietet Amazon im Online-Shop gleich drei Rechnungen zum selbst ausdrucken an – den ganzen Warenkorb spiegeln sie nicht wider. Warum dieser Aufwand - Steuergründe, Buchungstricks? Das bleibt Amazons Geheimnis.
Edeka kommt kurze Zeit später und geht auf Nummer sicher. Gleich zwei Boten überbringen nicht nur Lieferschein und Rechnung, sondern auch vier Papiertüten, deren Inhalt sie einzeln erklären: den Rotwein solle man bitte für einen romantischen Abend verwenden, das Fleisch sofort in die Kühlung. Und die fehlenden Blaubeeren: nicht zu bekommen, sagt der Fahrer. Er habe eigens auf dem Weg nochmal bei Lidl angehalten. Aber auch da: Fehlanzeige. Auch wenn diese Geschichte womöglich etwas übertrieben ist: nett zu hören ist sie schon.
Liefer-Vorreiter Rewe hat für derlei Freundlichkeiten keine Zeit. Stattdessen schreibt der Fahrer um kurz vor 11 eine SMS: er schaffe es nicht pünktlich, neue Lieferzeit sei zwischen 12 und 13:30 Uhr . Nun ja: da kann man sich die 5,90 Euro für ein festes Liefer-Zeitfenster auch sparen. Als der junge Mann dann um kurz vor eins klingelt, bringt er zwar keine Entschuldigung mit, aber immerhin gleich fünf Papiertüten – eine mehr als die Kollegen. Dieses zweifelhafte Ranking hat Rewe schon mal gewonnen. Dar ist denn auch alles wie am Donnerstag bestellt – nur leider gab es ja da schon wenig Auswahl beim Obst.