Rewe setzt auf neues Marktkonzept "Der Abstand zum Discount muss wieder größer werden"

Rewe-Chef Lionel Souque Quelle: dpa

Mit hohen Investitionen will Rewe-Chef Lionel Souque die Supermarktkette im Kampf gegen Aldi, Lidl und Onlineangreifer Amazon stärken. Was das Unternehmen vorhat.

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Mit einem neuen Supermarkt-Konzept will der Kölner Handelsriese Rewe die milliardenschweren Filial-Modernisierungen der Discounter Aldi und Lidl kontern. "Wir müssen dafür sorgen, dass der Abstand zum Discount wieder größer wird", sagte Rewe-Chef Lionel Souque im Interview mit der WirtschaftsWoche.

"Wir haben ein neues Konzept namens Supermarkt 2020, das wir in zehn Testmärkten erproben und bei dem es ganz stark um Themen wie Frische, Convenience und gastronomische Angebote geht", so Souque. In den rund 300 Läden, die pro Jahr in Deutschland neu eröffnen oder von Grund auf modernisiert werden, soll das Konzept integriert werden. Zuletzt hatten Aldi Nord und Süd milliardenschwere Investitionen in ihre Ladennetze angekündigt, auch Lidl hatte die Filialen modernisiert.

Der Rewe-Chef rechnet damit, dass sich dadurch der Verdrängungswettbewerb im deutschen Handel zuspitzt. Schon seit Jahren würden kleinere Handelsketten erheblichen Gegenwind spüren. "Dass Kaiser's Tengelmann in die Krise geriet und verkauft wurde, war sicher kein Zufall", so Souque.

So sieht Aldi Nord bald aus
Aldi Nord Männer an der Fassade Quelle: Marcus Simaitis für WirtschaftsWoche
Aldi Nord Männer mit Paletten Quelle: Marcus Simaitis für WirtschaftsWoche
Aldi Nord Mann in der Backabteilung Quelle: Marcus Simaitis für WirtschaftsWoche
Aldi Nord Obst- und Gemüseabteilung Quelle: Marcus Simaitis für WirtschaftsWoche
Aldi Nord Quelle: Marcus Simaitis für WirtschaftsWoche
Aldi Nord Kühltheke Quelle: Marcus Simaitis für WirtschaftsWoche
Aldi Nord Einkaufswagen Quelle: Marcus Simaitis für WirtschaftsWoche

Rewe hatte nach einer monatelangen Übernahmeschlacht mit dem Wettbewerber Edeka im vergangenen Jahr 64 Märkte von Kaiser's Tengelmann übernommen, überwiegend in Berlin. Die ersten Monate der Integration verliefen in den Berliner Märkten "holprig", räumte Souque ein. "Seit diesem Sommer geht es aber aufwärts", so Souque. In umgebauten und renovierten Märkten "sehen wir im Schnitt zweistellige Umsatzzuwächse".

Kooperation mit Amazon abgelehnt

Auch das Online-Geschäft will Rewe massiv ausbauen. Im Frühsommer soll ein neues Lager nahe Köln in Betrieb gehen, von dem aus Lebensmittel weitgehend automatisiert versendet werden. "Läuft alles nach Plan, ist das der Auftakt für den Bau weiterer automatischer Lager", so Souque.

Das neue Lager soll dabei helfen, das Online-Geschäft langfristig profitabler zu gestalten. "Aber ganz ehrlich: Online wird uns über Jahre Geld kosten", sagte Souque. Gleichzeitig zeige die Umsatzentwicklung, dass der Markt "äußerst dynamisch wächst".

So habe Rewe im Online-Lebensmittelhandel im vergangenen Jahr rund 100 Millionen Euro umgesetzt. "2017 ist zwar noch nicht vorbei, aber klar ist, dass wir weiter wachsen." Dieser Trend werde sich noch beschleunigen. "Langfristig könnten bis zu zehn Prozent des Umsatzes im deutschen Lebensmittelhandel ins Netz abwandern", sagte Souque der WirtschaftsWoche.

Mit dem Ausbau des Online-Geschäfts will sich Rewe auch gegen den Angriff des Internet-Konzerns Amazon wappnen, der mit seinem Lieferdienst Fresh inzwischen auch in Deutschland frische Lebensmittel anbietet. "Stand heute tut uns Amazon nicht weh", so Souque, "der Umsatz von Angeboten wie Fresh ist noch viel zu gering." Aber "technologisch und finanziell ist Amazon in der Lage ganze Branchen umzuwälzen", sagte Souque weiter, "dagegen müssen wir uns wappnen".

Vor diesem Hintergrund habe Souque auch eine Kooperation mit Amazon im Bereich Eigenmarken abgelehnt: "Auch wenn das unseren Großhandelsumsatz gesteigert hätte, wäre es am Ende ein schlechtes Geschäft gewesen."

Die umsatzstärksten Discounter Deutschlands

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