Richemont Luxusgüterkonzern wechselt halben Verwaltungsrat aus

Der Schweizer Luxusgüterhersteller Richemont baut seinen Verwaltungsrat radikal um: Die Aktionäre des Genfer Traditionskonzerns wählten am Mittwoch bei der Generalversammlung acht neue Mitglieder in den Verwaltungsrat.

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Der Schweizer Luxusgüterhersteller soll modernisiert werden. Der Umsatz des Konzerns stieg derweil um zwölf Prozent. Quelle: dpa

Genf/Zürich Der Schweizer Luxusgüterhersteller Richemont hat mit einem radikalen Umbau des Verwaltungsrats die Neuausrichtung und Verjüngung der Führungsmannschaft vorangetrieben. Die Aktionäre des Genfer Traditionskonzerns wählten am Mittwoch bei der Generalversammlung acht neue Mitglieder in den Verwaltungsrat – womit nahezu die Hälfte des Aufsichts- und Strategiegremiums neu besetzt wurde. Bereits zuvor hatte Richemont Konzern-, Finanz- und fast alle Markenchefs ausgewechselt.

Präsident und Konzernchef Johann Rupert betonte, die neuen Verwaltungsratsmitglieder, zu denen auch sein Sohn Anton gehört, würden helfen, das Unternehmen durch eine „Zeit großen Wandels“ zu steuern. Rupert hatte im November bis auf weiteres auch die operative Leitung des Konzerns vom langjährigen Chef Richard Lepeu übernommen.

Der hinter dem französischen Branchenprimus LVMH zweitgrößte Hersteller von edlen Uhren, Schmuck, teurer Bekleidung und Lederwaren kämpft mit Nachfrageflaute und Gewinneinbruch. Vor allem das flaue Geschäft mit Luxusuhren in China machte Richemont zuletzt zu schaffen. Mit teuren Zeitmessern der Marken IWC, Piaget oder Jaeger le Coultre erzielt das Unternehmen mehr als ein Viertel des Umsatzes. Im vergangenen Geschäftsjahr 2016/17 schrumpften die Verkaufserlöse um vier Prozent und der Gewinn sackte um fast die Hälfte auf 1,21 Milliarden Euro ab - auch weil die Schweizer von Händlern unverkaufte Produkte zurücknahmen und ihnen dafür den Gegenwert gutschrieben.

Die am Mittwoch veröffentlichen Fünfmonatszahlen lassen zwar einen Silberstreif am Horizont erkennen. Der Umsatz stieg unter Ausschluss von Wechselkurseffekten um zwölf Prozent. Die Verkäufe zogen Richemont zufolge in allen Regionen an, wobei Asien-Pazifik mit einem Plus von 23 Prozent herausstach. Umsatzmotor war vor allem das Schmuckgeschäft. Rechnet man allerdings die Uhrenrücknahmen des Vorjahres heraus, schrumpft das Plus auf nur noch sieben Prozent. Absolute Umsatzzahlen legte Richemont nicht vor. Gewinnzahlen werden nur zum Halbjahr und am Ende des bis März laufenden Geschäftsjahres veröffentlicht.

Bei der Generalversammlung im Genfer Four Seasons Hotel war Präsident und Konzernchef Johann Rupert, der die Mehrheit der Stimmrechte kontrolliert, wie üblich der einzige Redner. Doch einzelne Aktionäre mahnten zu einer Modernisierung des Unternehmens und des Managements. Ein Eigentümer etwa wies darauf hin, dass es Apple in lediglich zwei Jahren gelungen sei, zu einem maßgeblichen Mitspieler in der Uhrenbranche zu werden. Der US-Technologiekonzern hatte am Dienstag neben dem Jubiläums-iPhone auch eine neue Computeruhr vorgestellt, mit der Nutzer erstmals auch ohne das Smartphone in der Tasche telefonieren und das Internet nutzen können..

Schuldig blieb Richemont einen Nachfolger für den im Sommer zurückgetretenen Chef der Uhrenproduktion Georges Kern. Der Manager wechselte als Leiter zum Konkurrenten Breitling. Der britische Finanzinvestor CVC hatte im Frühling die für ihre Fliegeruhren bekannte Schweizer Luxusmarke gekauft.

An der Börse kamen der Zwischenbericht nicht gut an. Die Richemont-Aktien gehörten mit einem Kursabschlag von 1,3 Prozent zu schwächsten europäischen Konsumgüterwerten.

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