Ritter Sport Voll auf die Nüsse

Als Ritter Sport im März 2016 die Preise für Nussschokolade anhob, war das ein Risiko für das Unternehmen. Doch der Schritt hat sich ausgezahlt – der Umsatz bleibt stabil. Jetzt arbeitet Ritter an weiteren Veränderungen.

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Es hat sich ausgezahlt, dass das Unternehmen seine Schokolade in die „Bunte Vielfalt“ und die „Nuss-Klasse“ unterteilt hat. Quelle: dpa

Düsseldorf Es war ein riskanter Schritt: Vor knapp einem Jahr hob Ritter Sport die Preise für seine Nussschokoladen an. Im Sortiment der wichtigen 100-Gramm-Schokoladen kostet die „Nuss-Klasse“ mittlerweile 20 Cent mehr als die übrigen Sorten. Heute ist der vorsitzende Geschäftsführer Andreas Ronken erleichtert, damals die schwierige Entscheidung getroffen zu haben: „Handel und Verbraucher haben unsere neue Sortimentsstruktur sehr gut angenommen.“

Ritter konnte seinen Umsatz 2016 auf dem Vorjahresniveau halten. Im schwierigen Süßwarenmarkt ist das ein Erfolg. Der deutsche Schokoladenmarkt gilt als gesättigt. Die einzige Möglichkeit für Wachstum im Inland ist Verdrängung, was für Mittelständler im Wettbewerb mit großen Konzernen schwierig ist.

Deshalb war es ein Risiko, als Ritter Sport im vergangenen Jahr sein Sortiment unterteilte. Zuvor kosteten alle quadratischen Schokoladentafeln unabhängig von der Geschmacksrichtung gleich viel. Ab März machte der Hersteller aus seinen sechs Vollnuss-Varianten die „Nuss-Klasse“. Diese kostet in der 100-Gramm-Variante beim empfohlenen Verkaufspreis von 1,29 Euro 20 Cent mehr als die übrigen Sorten.

Nötig machten das massiv gestiegene Rohstoffkosten, insbesondere für Nüsse. 2015 ließ Frost in der Türkei den Haselnusspreis um mehr als die Hälfte ansteigen, Trockenheit in Kalifornien führte bei Mandeln zu einem Preisanstieg von 42 Prozent. Trotz leichter Entspannung lag der Preis auch 2016 über dem langjährigen Mittel.

Mit dem neuen Preis wurde es für die Händler jedoch schwierig, die Nussschokoladen von Ritter Sport in die Sonderangebotsartikel einzubinden. Dort ist ein wichtiger Werbepreis 99 Cent. „In einem Markt wie Deutschland, wo nahezu jede zweite Schokolade zum Aktionspreis verkauft wird, macht sich das natürlich schnell bemerkbar“, erklärt Ritter-Chef Andreas Ronken.

Nach Jahren kontinuierlich steigender Absatzzahlen  verzeichnete Ritter so einen leichten Rückgang – auch in Teilen des internationalen Geschäfts, wo die Nuss-Klasse einen wesentlich größeren Anteil am Umsatz ausmacht als im Heimatmarkt. Zugleich wuchs Ritter allerdings in wichtigen Märkten wie Russland, den USA, Italien und Dänemark. Im Auslandsgeschäft bewegte sich der Umsatz dadurch auf dem Vorjahresniveau und machte 36 Prozent des Gesamtumsatzes aus.

Unter dem Strich konnte Ritter seine Marktposition halten, weshalb Ronken ein positives Fazit zieht: „Die Verbraucher honorieren unsere kompromisslose Qualitätsphilosophie.“ Für 2017 treibt Ritter deshalb das nächste Projekt voran:  Die vollständige Umstellung auf nachhaltigen Kakao. Schon 2011 hatte das Unternehmen brachliegende Weideflächen gekauft, 2020 könnte es eine Vollernte auf der 1.500 Hektar großen Nutzfläche geben.

Bis zu 40 Prozent des Ritter-Sport-Bedarfs an Kakao könnten so durch den Eigenanbau gedeckt werden. Zudem schloss Ritter einen Vertrag mit Fairtrade ab, demzufolge das Unternehmen in den nächsten drei Jahren bis zu 20 Prozent des benötigten Kakaos über Fairtrade beziehen wird.

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