Zalandos Wachstum bedeutet für viele stationäre Händler drastische Umsatzeinbußen. Haben die noch eine Chance?
Schneider: Umsätze fließen derzeit aus dem klassischen Einzelhandel in den Online-Markt ab. Aber diese Entwicklung findet mit oder ohne Zalando statt. Die Vorteile des Online-Shoppings liegen für die Kunden einfach auf der Hand.
Ritter: Ich wünsche mir, dass auch der positive Teil der Entwicklung gesehen wird: Es gibt beim Kunden den Trend zum E-Commerce. Da ist es doch besser, wenn ein Berliner Unternehmen die Entwicklung mitgestaltet und nicht den Online-Bereich komplett dem Silicon Valley überlässt. Wir haben mittlerweile mehr als 2000 Arbeitsplätze in Berlin geschaffen und zusätzlich mehr als 3000 in der Logistik in ganz Deutschland.
Schneider: Der klassische Handel steht vor der Herausforderung, auf den Umbruch zu reagieren, noch interessantere Angebote für die Kunden zu finden und die Läden mit Online-Angeboten zu verzahnen. Viele unserer Markenpartner betreiben eigene Läden, trotzdem arbeiten wir eng zusammen und werden die Kooperationen noch ausbauen.
In welchen Bereichen?
Schneider: Da ist vieles vorstellbar. Manche Fashion-Artikel sind zum Beispiel offline absolute Bestseller, laufen aber online partout nicht. Das kann an Farben liegen, die auf dem Bildschirm problematisch darzustellen sind, oder an sehr formbetonten Schnitten. Da könnten wir gemeinsam Produkte entwickeln, die sich bei Zalando gut verkaufen.
Wie viel Umsatz wird von den Mode- und Schuhläden ins Netz abwandern?
Gentz: Ich wüsste nicht, warum der Online-Anteil im Fashion-Bereich in den kommenden Jahren nicht auf 30 Prozent oder mehr steigen sollte. Der Markt ist aber viel zu dynamisch für eine Prognose. Vor fünf Jahren hätte auch niemand damit gerechnet, wie schnell sich der Einkauf via Smartphone entwickelt hat.
Der Hamburger Otto-Konzern will Ihnen mit neuen Online-Shops Kunden abjagen und hat den Einkauf via Handy zur Chefsache erklärt. Müssen Sie jetzt reagieren?
Ritter: Die Frage ist, wer hier auf wen reagiert. E-Commerce bedeutet Wettbewerb, und es gibt jeden Tag neue Mitspieler, das ist nichts Neues.
Wie wichtig ist das Mobile-Thema für Sie?
Gentz: 35 Prozent aller Kunden besuchen den Shop über Tablets und Smartphones. Wir haben ein interessantes Kundenverhalten beobachtet: Morgens auf dem Weg zur Arbeit oder zur Schule erreichen uns viele Kunden via Smartphones, mittags über die klassischen Desktop-Computer, die in den Büros stehen, und abends kommen viele über ihre Tablets. Bei den Kaufabschlüssen liegen die Tablets gleichauf mit den Desktop-Rechnern. Bisher ist unser Mobile-Konzept noch stark auf den klassischen Online-Shop ausgerichtet. Demnächst wird es aber eine Menge cooler Zusatzfunktionen geben.