Den Wettbewerb zwischen ostdeutscher Traditionsmarke Rotkäppchen-Mumm, der Oetker-Tochter Henkell und dem spanischen Hersteller Freixenet entscheiden vor allem die Präsentation im Supermarkt und der Preis. „Konsumenten haben nicht allzu viel Ahnung von der Produktqualität“, sagt Pilz. „Auf Basis von neutralschmeckenden Weinen lässt sich günstig ein brauchbares Produkt herstellen.“
Mit Süße lassen sich geschmackliche Mängel elegant überdecken. Die großen Mengen Kohlensäure sorgen dafür, dass der Sekt frisch wirkt. „Das befriedigt nicht die Ansprüche von Sektkennern, für den normalen Konsumenten ist der Geschmackseindruck aber durchaus akzeptabel.“
Die Kraft der Marke ist entscheidender als der Aufwand zwischen Weinberg und -keller. „Gekauft wird, was der Kunde kennt“, sagt Pilz. Das sind entweder die Markenprodukte der genannten Hersteller oder No-Name-Produkte von Discountern wie Aldi oder Lidl, die durch den Preis bestechen. Und der ist auf dem preisaggressiven Sektmarkt ohnehin naturgemäß niedrig.
Fakten zu Sekt & Co.
Riesig sind die Schwankungen nicht und eine Tendenz gibt es - im Gegensatz zum sinkenden Bierabsatz auch nicht. Dennoch ist 2014 das schwächste Jahr für den Verkauf von Schaumwein. 3.174.195 Hektoliter wurden verkauft, gut 56.000 Hektoliter weniger als im Vorjahr. Und gar 270.000 Hektoliter weniger als im Rekordjahr 2006 - durch Zufall dem Jahr der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland.
Welches Land könnte wohl den größten Durst haben auf Sekt aus Deutschland? Mit Abstand das meiste geht nach Österreich, dort wurden 2014 mehr 19 Millionen Euro für deutschen Schaumwein ausgegeben. Platz Zwei geht an Norwegen mit 7,6 Millionen Euro und Belgien 7,5 Millionen. Auf Platz vier schiebt sich keine Nation, sondern eine Branche: Die Schiffs- und Fluglinien kauften Schaumwein im Wert von 4,7 Millionen Euro.
Die Wiedervereinigung oder der Sieg der Fußballweltmeisterschaft unter Trainer Franz Beckenbauer scheint 1990 viele Menschen zum Anstoßen verleitet zu haben: In dem Jahr erreichte die Sektsteuer mit 490 Millionen Euro ihren absoluten Rekord. 2014 waren es nur noch 410 Millionen Euro.
Ein Auf und Ab ist es auch für die Champagnerhersteller in Deutschland. 2011 mehr als 14,2 Millionen Flaschen, 2014 nur noch 12,6 Millionen. Wenig zu lachen hatten die Franzosen 2009 nach der Lehmankrise als mit gerade mal 10,9 Millionen Flaschen der niedrigste Wert seit 2000 erreicht wurde.
Im Jahr 2013 erreichte Rotkäppchen einen Marktanteil von 35,9 Prozent. Danach kommt erstmal lange gar nichts. Auf Platz zwei mit 9,5 Prozent Freixenet und mit 5,9 Prozent schafft es Mumm auf den dritten Platz. Wenn man dann noch die 5,1 Prozent von MM Extra dazuzählt, dann erreicht das Unternehmen Rotkäppchen-Mumm mit den drei Marken Rotkäppchen, Mumm und MM Extra einen Markanteil von mehr als 50 Prozent.
Der Preiskampf im Supermarkt
Laut dem Marktforschungsunternehmen Nielsen beträgt der Preis, den die Deutschen für eine Flasche Sekt zahlen, im Schnitt 2,86 Euro. Branchenkenner Pilz hält diesen Wert zwar für nicht besonders zuverlässig, da Marktforschungsunternehmen vor allem die Verkäufe der tiefpreisigen Massenartikel erheben würden. Fakt ist aber: Die Deutschen greifen am häufigsten zu den günstigen Markenprodukten im Supermarkt.
,,So viel Alkohol steckt in ... "
Jede Flasche enthält 4,9 % Alkohol, nach vier Pils sind das 64 Milliliter.
Die richtige Wahl für Autofahrer: garantiert ohne Alkohol.
Ungefähr 2,5% Alkohol. Nach zwei Radlern haben Sie 25ml getrunken.
Keine Belastung des Promillekontos. Aber: Nüchtern macht er auch nicht.
Ein Cocktail enthält genauso viel Alkohol wie zwei Radler: 25ml
Ein guter Roter hat etwa 13%. Mal vier macht das 100 ml Alkohol.
Wie beim Pils 4,9%. Bei vier Bier sind das insgesamt 98 ml Alkohol.
Unabhängig vom Preis einer 0,75-Liter Sektflasche entfallen 1,02 Euro an Sektsteuer. Wer die Kosten für Flasche, Etikett, Verschluss, Transport und Marketing sowie die anfallende Mehrwertsteuer zusammenrechnet, kann sich überlegen, wie viel der Inhalt einer Sekt-Flasche, die im Supermarktregal für drei Euro feilgeboten wird, gekostet hat. „Wer einen höherwertigen Sekt will, sollte mit Preisen ab zehn Euro rechnen“, sagt Pilz.