Dem gegenüber steht in Deutschland eine steigende Zahl an Sekthäusern und Weingütern, die das Feld des hochwertigen Schaumweins den Produzenten aus der Champagne nicht kampflos überlassen wollen.
Hergestellt werden diese Sekte vor allem von kleinen Sektkellereien wie der von Volker Raumland, der mit seinen Spitzenprodukten Preise von mehr als 100 Euro erzielt – pro Flasche.
Selbstverständlich sind sie weit von den Umsatzzahlen von Rotkäppchen-Mumm, Henkell oder Freixenet entfernt. Das Geschäft für die kleinen Hersteller rechnete sich aber in jedem Fall, so Pilz, auch wenn hochwertige Produkte ein Nischendasein führten. „Das ist wie mit der Käuferschaft von Luxusuhren: Eine sehr kleine Gruppe investiert sehr viel Geld.“
Empfehlenswerte Sekte
Mehr kann ein Winzer kaum wollen: In den vergangenen zehn Jahren hat Volker Raumland mit einigen seiner gleichnamigen Sekten acht Mal den Preis "Bester Winzersekt Brut" im Weinguide Gault Millau Deutschland gewonnen. Seine Spitzenprodukte kosten weit mehr als 50 Euro, der diesjährige Siegerwein gar 160 Euro für die 1,5 Liter fassende Magnumflasche. Aber auch seine Cuvées Marie Luise und Katharina sind bereits für 15 Euro erhältlich.
So wie Reichsrat von Buhl hat kaum ein Weingut in so kurzer Zeit so erfolgreich an seinem Ruf als herausragender Sektproduzent gearbeitet. Es ist eines von drei Weingütern, die sich der 2013 verstorbene Unternehmer Achim Niederberger kaufte. 2002 erwarb er Bassermann-Jordan in Deidesheim, 2005 Reichsrat von Buhl und 2007 das Weingut Dr. Deinhard, das er in Weingut von Winning umbenennen ließ – mehr als 100 Jahre waren diese einst durch Erbteilung entstandenen Weingüter getrennt, heute sind sie trotz Eigenständigkeit wieder unter einem unternehmerischen Dach. Von Buhl hat erst Ende 2014 seinen ersten Riesling Sekt im neuen Stil auf den Markt gebracht, der unter Weinkritikern sofort Respekt erlangt hat und der im Gault Millau mit 91 Punkten zu den Top Ten unter den Sekten zählt - für unter 15 Euro. Im Keller verantwortet der Franzose Mathieu Kauffmann die Vinifizierung. Dass er ein Händchen für Schaumwein hat, ist kein Zufall: Bis zu seiner Einstellung in Deidesheim war er Kellermeister für das große französische Champagnerhaus Bollinger.
Das Weingut Ökonomierat Rebholz zählt in erster Linie wegen seiner Stillweine für den Gault Millau mit zu den besten Deutschlands. Aber auch die Sekte vom Winzer des Jahres (FAZ), Hansjörg Rebholz, bekommen hohe Punktzahlen: 2009 ergatterte Rebholz den Titel „Winzersekt Brut des Jahres“. Drei Sorten bietet Rebholz an: einen Rosé-Sekt aus Spätburgunder-Trauben, eine Cuvée aus Spätburgunder und Chardonnay und einen Riesling-Sekt.
Der 2014 verstorbene Winzer Bernahrd Huber aus dem badischen Malterdingen hat sich vor allem mit seinen Spätburgundern international einen Namen gemacht. Doch auch die Sekte erhalten in den Weinführern stets hohe Punktzahlen. Seine Frau Barbara und Sohn Julian führen den Betrieb heute weiter. 10.000 Flaschen Sekt produziert das Weingut. 25 Euro kostet der Blanc de Blancs Sekt Brut natur, dessen Name auf mit einem Goldstift auf die Flasche aufgetragen wird.
Das Sekthaus Solter im Rheingau befindet sich in Rüdesheim in einem Anwesen, in dem Komponist Johannes Brahms Urlaub machte. Nach dem Tod von Helmut Solter im Jahr 2013 führt nun mit seiner Frau Verena Solter, der Betriebsleiterin Bettina Appelshäuser, Kellermeisterin Sabrina Schach und Betty Enchelmaier-Tietz vier Frauen den Betrieb. Angeboten werden vom Riesling Sekt Brut für 12,50 Euro bis zur Cuvée "H" für 35 Euro fast ein Dutzend Sekte.
Das Schlossgut Diel an der Nahe wird heute von Caroline Diel zusammen mit ihrem Vater Armin geführt. Armin Diel ist Mitglied des Präsidiums im Verband der Prädikatsweingüter und einstmals zusammen mit Joel B. Payne Cheftester des Gault Millau. Nebenher fand er immer auch Zeit herausragende Weine zu produzieren. Und drei Sekte. 2011 war die Cuvée Mo aus dem Jahrgang 2004 "Bester Winzersekt Brut" im Gault Millau.
Da ist es wenig verwunderlich, dass auch die großen Player um Anteile auf dem Luxusmarkt kämpfen. So agiert Henkell etwa mit der Marke Fürst Metternich auf dem Markt und Rotkäppchen-Mumm mit der Sektkellerei Geldermann, die der sächsische Hersteller 2003 gekauft hat. Geldermann produziert rund 2,3 Millionen Flaschen Sekt pro Jahr ausschließlich in traditioneller Flaschengärung.