Ryanair-Chef Michael O'Leary „Die Piloten-Gewerkschaften sollen zur Hölle fahren“

Michael O'Leary nimmt es mit allen auf: Er kämpft gegen Gewerkschaften, die EU und wettert über Konkurrent Aer Lingus. Auch in Deutschland greift der Billigflieger an und will von der Schwäche der Lufthansa profitieren.

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Ryanair-Chef Michael O'Leary hebt ab: „Von 80 Millionen Passagieren auf 120 Millionen wachsen“. Quelle: dpa

Handelsblatt Online: Michael O’Leary, mit Dortmund, Münster und Nürnberg fliegt Ryanair in diesem Jahr drei neue Flughäfen in Deutschland an. Haben Sie einen Lieblingsflughafen in Deutschland?

Michael O'Leary: Nein, ich mag alle deutschen Flughäfen, weil sie leistungsfähig sowie preiswert sind und viele von ihnen wachsen. Einen Lieblingsflughafen habe ich nicht, weder hier, dort, noch sonst irgendwo. Jeder Flughafen der wächst ist mein Liebling. In diesem Jahr ist also Dortmund einer meiner Lieblingsflughäfen.

Was wissen Sie denn über Dortmund?

Dortmund ist eine namhafte Stadt und in Europa sehr bekannt. Wir wissen durch unsere Vorabbuchungen der neuen Strecken, dass eine Menge Leute in Europa daran interessiert sind, nach Dortmund zu reisen und die Stadt zu besuchen. Es gibt eine große Anzahl von Passagieren, die immer auf der Suche nach neuen Zielen und Städten sind, die sie bereisen können. Dortmund kann davon profitieren.

Sie sind nicht nur an neuen Zielen für Ihre Airline interessiert. Auch auf Ihren irischen Konkurrenten haben Sie schon lange ein Auge geworfen und knapp 700 Millionen Euro für Aer Lingus geboten. Doch die EU-Kommission macht erneut Probleme. Wie geht es mit Ihren Übernahmeplänen weiter?

Wir haben keine Pläne mit Aer Lingus. In der vergangenen Woche hatten wir ein Treffen mit der EU-Kommission, die uns gesagt hat, dass sie unser Angebot für unzulässig hält und uns den Weg versperren wird. Wir denken nicht, dass es für die Ablehnung eine legale Grundlage gibt. Das Angebot entspricht gänzlich den Wettbewerbsregeln. Es ist ganz klar eine politische Entscheidung, um die irische Regierung bei Laune zu halten. Das kann aber nicht die Basis dafür sein, wie die Übernahmeregeln in der EU gehandhabt werden.

Offiziell hat die EU-Kommission die Ablehnung noch nicht verkündet. Die Frist zur Prüfung läuft am 6. März ab. Aer Lingus behauptet, von einer Ablehnung keine Kenntnis zu haben.

Naja, Aer Lingus weiß sowieso nicht viel über Fluggesellschaften. Sie sind keine besonders erfolgreiche Airline, ziemlich klein und haben keine Zukunft.

Aer-Lingus-Chef Christoph Müller hat im irischen Fernsehen gesagt, dass Ryanair nahezu insolvent sei.

Aer Lingus hat momentan ein Riesenloch bei den Pensionszahlungen in Höhe von 700 oder 800 Millionen Euro, verfügt aber nur über Barmittel von 350 Millionen Euro. Sie haben halt ihre Probleme. Wir haben einen Plan für Aer Lingus, um das Geschäft schnell wachsen und stark werden zu lassen. Aber wenn Brüssel „Nein“ sagt, dann müssen wir vor Gericht ziehen, damit die Ablehnung aufgehoben wird.

Der Plan, selbst eine Konkurrenz-Airline zu gründen und diese später zu einem symbolischen Preis an die britische Fluggesellschaft Flybe abzugeben, ist also gestorben? Oder bleibt „Flybe Irland“ eine Option?

Das wäre ein Zugeständnis gewesen, aber Europa hat „Nein“ gesagt. Es spielt also keine Rolle. Wir haben alle Zugeständnisse unterbreitet, „Flybe Irland“ war eins davon.


„Umbau bei Lufthansa und Air Berlin gibt uns neue Möglichkeiten“

Die Gerichte sind also Ihre einzige Hoffnung, um Aer Lingus doch noch zu übernehmen?

Die Gerichte sind nicht unsere einzige Hoffnung, sondern die nächste Option zu Handeln. Die EU wird „Nein“ sagen, wir werden vor Gericht ziehen und zeigen, dass die Kommission dabei nicht fair war. Mit den Zugeständnissen wird also nichts passieren. Wir werden die Ablehnung vor Gericht kippen.

Vor wenigen Wochen haben Sie die Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr (bis Ende März) auf 540 Millionen Euro erhöht. Werden Sie das Ziel erreichen?

Das weiß ich nicht, wir haben noch nicht Ende März. Die Osterfeiertage fallen auf Ende des Monats. Das Ergebnis hängt von den durchschnittlichen Buchungen für die letzten Märzwochen ab.

Können Ihnen die neuen Verbindungen von Dortmund ab dem 14. März schon dabei helfen?

Die Flüge in Dortmund starten ja gerade erst. Dortmund wird im Sommer eine große Rolle spielen und bis zum Winter 2013 und Sommer 2014 wachsen. Wir werden über die nächsten fünf bis zehn Jahre von 80 Millionen beförderten Passagieren auf 120 Millionen wachsen. Ich denke, dass ein nicht unerheblicher Teil des Wachstums in Höhe von bis zu zwei Millionen Passagieren von Dortmund kommen wird.

Und wie ist ihre Prognose für das Ryanair-Jahr 2013?

Kurz zusammengefasst: Mehr Passagiere, niedrigere Tarife und hoffentlich ein sinkender Spritpreis, der für alle Gesellschaften eine große Herausforderung darstellt. Dazu werden die großen Airlines wie die Lufthansa, Air Berlin, Air France und Alitalia ihre Restrukturierung fortsetzen, das gibt Ryanair mehr Möglichkeiten, um weiter zu wachsen.

Dazu wollen Sie auch Ihre Flotte erweitern und neue Flugzeuge kaufen.

Wir haben gerade Gespräche mit Boeing über eine neue Bestellung von Maschinen eingeleitet. Ein Wachstum der Flotte ist notwendig, wenn wir unsere Passagierzahlen auf 120 Millionen steigern wollen. Daher wollen wir weitere 100, 200 Flugzeuge anschaffen. Aber bei der Bestellung erwarte ich keine große Entwicklung vor Ende des Jahres.

Ryanair geriet zuletzt massiv in Kritik, weil Maschinen offenbar wegen Benzinknappheit notlanden mussten. Den auffälligsten Vorfall gab es in Valencia im vergangenen Sommer, als drei von Madrid umgeleitete Flugzeuge den Notruf Mayday absetzten.

Der offizielle Report sagt da etwas anderes: Alle drei Maschinen haben besonders viel Kerosin getankt und sind in Valencia mit mehr als dem Benzinminimum gelandet. Wir hatten die Negativmeldungen, dass alle Ryanair-Maschinen zu wenig Sprit mit sich führen. Aber der Bericht beweist, dass alle unsere Maschinen mehr als den vorgesehenen Sprit an Bord hatten. Die Vorwürfe kommen von den Piloten-Vereinigungen. Wir erkennen sie nicht an, deswegen nutzen sie alle kleinen Vorfälle um zu sagen: „Oh, Ryanair hat eine Sicherheitsproblem!“ Wir erkennen die Piloten-Gewerkschaft nicht an, deswegen machen sie uns Probleme, also sollen sie zur Hölle fahren.

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