Ryanair, Easyjet, Condor Der Kampf der Airlines um den Urlauber

Ob Condor, Tuifly, Easyjet, Ryanair oder Eurowings – die Fluggesellschaften weiten ihr Angebot mächtig aus. Was das für Reisende bedeutet.

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Nach der Air-Berlin-Pleite drängt die Billig-Konkurrenz auf den deutschen Markt. Quelle: dpa

Düsseldorf/London Einen ersten Vorgeschmack auf den Preiskampf der Billig-Airlines bekamen Reisende im Lauf der Woche: Da lockte die Lufthansa-Tochter Eurowings mit 25 Prozent Preisnachlass auf rund 30.000 Flüge. Eine gewaltige Rabattaktion, die wohl nicht die einzige bleiben wird. Denn um den Urlauber und Privatreisende aus Deutschland und Europa ist ein regelrechter Wettkampf entbrannt.

Er wird vor allem durch zwei Entwicklungen getrieben. Zum einen sind da die Insolvenzen von Air Berlin und der britischen Monarch. Gerade Air Berlin war eine bei Touristen und Reiseveranstaltern sehr beliebte Urlaubs-Airline. Das Aus hat Lücken hinterlassen, nun  wollen die anderen Anbieter davon profitieren. Zum anderen steigt die Nachfrage nach Urlaubsflügen insgesamt. Ziele wie etwa Mallorca erleben derzeit einen nie dagewesenen Boom.

Die Folge: Die Fluggesellschaften stocken ihre Kapazitäten auf. So gab der britische Billiganbieter Easyjet seine Pläne für den bevorstehenden Sommer in Deutschland bekannt. Allein ab dem Flughafen Berlin-Tegel sollen die orangefarbenen Flieger 23 neue Strecken anfliegen. Damit fliegt Easyjet von der Hauptstadt aus künftig 42 Destinationen an, davon fünf Flughäfen in Deutschland. Darüber hinaus will Easyjet auch die Flugfrequenz auf den bestehenden Strecken erhöhen.

Seit der Übernahme von Start- und Landerechten sowie Crewmitgliedern und Maschinen von Air Berlin haben sich die Briten ambitionierte Ziele für den deutschen Markt gesetzt: Derzeit ist Easyjet die Nummer drei mit einem Marktanteil von neun Prozent. Aber die Zahl der Passagiere in Deutschland soll in diesem Jahr auf 18 Millionen Fluggäste pro Jahr mehr als das verdoppelt werden.

Easyjet ist nicht die einzige Gesellschaft, die auf den deutschen Markt drängt: Schon zuvor waren die Rivalen mit großen Plänen für die Hauptreisezeit des Jahres vorgeprescht. Die zu Thomas Cook gehörende Condor etwa will ihre Flotte im Sommer von 31 auf 45 Jets aufstocken.

Zum Einsatz kommen zum Teil eigene Flugzeuge, die unter dem Dach der von Air Berlin übernommenen Tochter Air Berlin Aviation fliegen sollen. Zum Teil wird Condor aber auch bei anderen Fluggesellschaften Gerät und Crews ausleihen. Schwerpunkte für die Expansion sind Düsseldorf und Palma de Mallorca.

Das Angebot könnte sogar noch weiter aufgestockt werden, sollte Thomas Cook mit dem früheren Rennfahrer Niki Lauda handelseinig werden. Der hat vor wenigen Tagen den Zuschlag für den Air Berlin-Ableger Niki bekommen. Lauda sucht nun Partner, um die 15 Jets, die zurzeit am Boden stehen,  schnell wieder zu füllen. Thomas Cook hat angekündigt, unter Umständen Sitzplatzkontingente bei Niki zu erwerben und auch beim Betrieb und Vertrieb helfen zu wollen.

Auch Erzrivale Tuiffly aus dem Tui-Reich will künftig stärker Flagge zeigen. Hatte Konzern-Chef Friedrich Joussen angesichts der hohen Kosten lange Zeit Probleme mit der eigenen Airline-Tochter, schaltet er nun auf Angriff um. 70 Boeing 737-Max sind bereits bestellt. Nun will Joussen die Zahl eventuell auf 90 aufstocken.

Da die Auslieferung der Flugzeuge bis 2024 dauert, wird Tuifly sein Angebot zwar nicht schon im kommenden Sommer massiv ausbauen können. Aber auch Tui wird versuchen,  von der Air Berlin-Lücke zu profitieren.

Stärker als bisher könnte zudem Vueling in den deutschsprachigen Ländern Präsenz zeigen. Der Billigableger der britisch-spanischen Airline-Holding IAG ist zwar im Bieterwettbewerb um Niki am Ende leer ausgegangen. Dennoch will man nun in Wien eine neue Basis aufbauen. Eine Expansion in Deutschland gilt in Branchenkreisen als recht wahrscheinlich.

Denn bei dem zunächst fest eingeplanten Zuschlag für Niki wäre Vueling hierzulande mit einem Schlag ein relevanter Anbieter geworden. Die grundsätzliche Bereitschaft, stärker in Deutschland Fuß zu fassen, ist also offensichtlich im IAG-Management vorhanden.

Schon länger bekannt sind die Expansionspläne von Ryanair. Der irische Billiganbieter will zum Beispiel seine noch recht junge Basis in Frankfurt im kommenden Sommer kräftig ausbauen. 34 neue  Strecken soll es dann geben, darunter Ziele wie etwa Athen, Korfu, Barcelona, Teneriffa oder Agadir.

Platzhirsch Eurowings dürfte alle diese Pläne der Konkurrenten mit großer Aufmerksamkeit verfolgen. Und entsprechend reagieren. Das Ziel von Lufthansa-Chef Carsten Spohr und seinem für Eurowings zuständigen Vorstandskollegen Thorsten Dirks steht fest: Der Billigableger soll eine der führenden Low-Cost-Airlines in Europa werden.

Kampflos wird man den Urlauber also sicherlich nicht der Konkurrenz überlassen. Der kommende Sommer könnte für den einen oder anderen Reisenden noch ein echtes Schnäppchen bereithalten.  

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