Ryanair hebt Prognose an Billigflieger haben wieder Konjunktur

Nach Easyjet legt auch Ryanair gute Quartalszahlen vor. Die Billig-Airline hebt sogar die Jahresprognose an. Danach sah es vor kurzem noch gar nicht aus – der Druck auf Lufthansa und Co. wird jetzt noch größer.

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Eine Ryanair-Maschine beim Überflug von Mallorca: Die Billigflieger boomen wieder. Quelle: dpa

Düsseldorf/Dublin Nur den halben Preis für aufgegebenes Gepäck, Kinderwagen dürfen gratis mit und an Bord gibt es Flaschenwärmer: Ryanair macht seit neuestem auf Familien-Airline. Der Billigflieger ist gerade dabei, sich neu zu erfinden. Nicht nur Familien stehen dabei im Fokus, Ryanair spricht auch verstärkt Geschäftsreisende und Senioren an.

Und die Iren haben mit ihrer Service-Offensive offenbar Erfolg. Im abgelaufenen Quartal hat Ryanair den Gewinn auf 197 Millionen Euro mehr als verdoppelt, teilte die Fluggesellschaft am Montag mit. Das liegt mit am späten Osterfest. Doch auch im gesamten Geschäftsjahr bis Ende März sollen nun höhere Erlöse stehen: Europas größte Billig-Airline hat die Gewinnprognose auf 620 bis 650 Millionen Euro angehoben. Zuvor war Ryanair von maximal 620 Millionen Euro ausgegangen.

Im Frühjahr waren die Aussichten noch trüb. Erstmals seit fünf Jahren ging der Gewinn bei Ryanair im Geschäftsjahr 2013/14 zurück. Zuvor hatten die Iren zwei Gewinnwarnungen ausgegeben.

Doch jetzt boomen die Billigflieger wieder. Am Donnerstag hatte bereits Konkurrent Easyjet starke Zahlen für das Vierteljahr bis Ende Juni verkündet. Die Briten legten bei Passagierzahlen und Umsatz deutlich zu. Während die Zahl der Fluggäste im Vergleich zur Jahresmitte 2013 um gut neun Prozent auf 17,9 Millionen wuchs, kletterten die Erlöse um knapp neun Prozent auf 1,2 Milliarden britische Pfund (rund 1,5 Milliarden Euro). Der Vorsteuergewinn im Gesamtjahr soll auf 545 bis 570 Millionen britische Pfund steigen, dies wären 14 bis 19 Prozent mehr als im Vorjahr.

Mit ihren guten Ergebnissen vergrößern Ryanair und Easyjet den Druck auf die etablierten Airlines des Kontinents wie Lufthansa, Air France-KLM oder British Airways. Im Winter könnte der noch zunehmen, denn die Billig-Airlines haben bereits angekündigt, ihre Streckennetze auszubauen.


Air France KLM will in Europa zukaufen

Damit reagierten Ryanair und Easyjet auf die Umstrukturierungen der Lufthansa und Air France-KLM in ihrem Europaverkehr. Die etablierten Fluggesellschaften fahren auf der Kurzstrecke immer mehr die Billigstrategie. Die Lufthansa hatte zuletzt angekündigt, neben der Germanwings mit der Eurowings eine weitere Billig-Airline ins Rennen gegen Ryanair und Easyjet zu schicken.

Am Freitag schließlich zog Air France KLM nach: „Wir wollen zur Gruppe führender Billiganbieter in Europa gehören“, sagte Airline-Chef Alexandre de Juniac. Er stellte für September einen Plan für die kommenden fünf Jahre in Aussicht, mit dem Air France im Kurzstreckenbereich wachsen und seine Position im Langstreckengeschäft sichern soll. In Europa wolle der französisch-niederländische Konzern nicht zuletzt durch Zukäufe Marktanteile zurückzuerobern.

Schon der Vorstoß der Lufthansa wurde in der Branche genau beobachtet, da Billigflieger in Europa inzwischen auf einen Marktanteil von knapp 50 Prozent kommen. Unter Experten strittig ist allerdings, ob große Fluglinien mit ihren teuren Konzernstrukturen überhaupt schlagkräftige Rivalen aufbauen können. British Airways hat mit Vueling einen Anbieter dazugekauft, Air France präsentierte bereits eine neue Tochter unter dem Namen Hop. Der ausführliche Schlachtplan für den Billigmarkt soll nun folgen.

Ein Patentrezept hat noch keine Fluggesellschaft im Kampf gegen die Billigflieger gefunden. Immerhin läuft es wirtschaftlich auch nicht ganz schlecht: Im zweiten Quartal stieg der Betriebsgewinn (Ebitda) bei Air France-KLM um mehr als ein Viertel auf 641 Millionen Euro. Auch der Umsatz wuchs leicht auf 6,45 Milliarden Euro. Zuvor hatte die Airline allerdings wie die Lufthansa die Gewinnprognose für 2014 kassiert.

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