Schlusswort

Was der Whole-Foods-Deal für Amazons Macht bedeutet

Die Chefs der IT-Konzerne schreiben längst auch in der realen Welt die Geschichte des Wettbewerbs neu.

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Amazon-Chef Jeff Bezos. Quelle: AP

Gerade mal einen Monat ist es her, dass ein amerikanisches Wirtschaftsmagazin eine Warnung an Amazon-Chef Jeff Bezos aussendete: „Sie sind hinter dir her, Bezos“, schrieb die „Bloomberg Businessweek“ auf ihrem Titel und meinte den größten US-Einzelhändler Walmart, der mit einem neuen Plan zum Angriff auf Amazon blase. Inzwischen hat Amazon zum Angriff auf Walmart geblasen. Für 13,7 Milliarden Dollar will es den weltweit größten Biohändler Whole Foods übernehmen – ein nächster Schritt, Walmart das Leben schwerer und Amazon zum Unternehmen für alles zu machen.

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Das ist ein kluger strategischer Schachzug von Jeff Bezos, den ein Bieterwettbewerb vielleicht noch erschweren mag. Kartellrechtlich dürfte die Sache glattlaufen. Amazon ist im Lebensmittelhandel bislang der David mit 0,2 Prozent Marktanteil für seinen Lieferservice Fresh, Walmart mit 15 Prozent Marktanteil der Goliath. Das ist so die Sicht, die man auf die Sache hat, wenn man die tradierten Kategorien des Kartell- und Wettbewerbsrechts anwendet. Und da liegt das Problem. Die erfassen nämlich längst nicht mehr, was hier geschieht.

Wettbewerb heißt für den Kunden: bessere Leistungen, neue Produkte, niedrigere Preise. Kann das auch in diesem Fall funktionieren? Amazon wäre mit dem eigenen Lebensmittelvertrieb Fresh vermutlich sehr lange in den roten Zahlen stecken geblieben, denn es ist mühsam und teuer, frische Ware für den Versand vorzuhalten. Mit dem geplanten Deal bekommt Amazon Zugriff auf Hunderte von Whole-Foods-Filialen, erwirbt also auf einen Schlag einen gut strukturierten Vertrieb und einen eingebauten Großkunden. Whole Foods braucht kontinuierlich frische Ware. Die wird der Biohändler künftig ganz sicher von Amazon beziehen.

Es wird damit für Amazon vielfach leichter, sein Einzelhandelsgeschäft auszubauen. Das wächst auf solidem Fundament und in einem Tempo, bei dem bestehende Konkurrenten oder Marktneulinge es schwer haben. Das Unternehmen ist rege dabei, sich selbst, seine Produkte und die Märkte, für die sie gemacht werden, immer wieder neu zu erfinden, stationäres und Onlinegeschäft zu integrieren.

Doch Innovation gibt’s nur so lange, wie monopolartige Strukturen nicht zur inneren Lähmung führen. Und auch wenn Amazon sich nach der Übernahme des Onlineschuhhändlers Zappos zunächst selbst Konkurrenz gemacht hat, bleibt es eine Frage von Glaube, Liebe, Hoffnung, ob die Kunden bei den Preisen dauerhaft von der Übernahme profitieren können.

Der Deal setzt auf die erste Silbe in Whole Foods. Whole heißt ganzheitlich, und das beschreibt ziemlich genau die Strategie von Amazon, dem Unternehmen, das früher einmal ein Onlinehändler war. Amazon will sich in Zukunft von jeder denkbaren ökonomischen Transaktion eine Scheibe abschneiden. Aus Amazon Web Services (AWS) wird dann ganz schnell Amazon World Services.

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