Schrille Werbeaktionen Wie Media Markt Kunden ködert

Seite 2/2

Schlagzeilenträchtige Aktionen

Bisweilen übernimmt sich Media Markt indes mit allzu vollmundigen Ankündigungen: So verfielen Schnäppchenjäger bei der Aktion „Das verrückte Torwandschießen“ auf einfallsreiche Ideen, um Produkte gratis abzustauben. Das Konzept: Wer an der Torwand trifft, bekommt seinen Einkauf umsonst. Die Regel: Ein Schuss pro Kassenbon.

Prompt rückten Kunden zum Einkauf aus und orderten verstärkt einzelne Artikel, um mehr Kassenbons und damit mehr Chancen zu haben. Manch Verbraucher dürfte auch den Plan verfolgt haben, den Großteil des Einkaufs später wieder zurückzugeben. So erstand in Köln ein Mann 14 Samsung-Handys, schoss auf die Torwand und brachte wenig später die Handys wieder zurück. Doch der Marktchef sträubte sich.

2010 ließen die Media-Markt-Werber die Kunden die Erfolgschancen der deutschen WM-Elf tippen. Quelle: dpa

Im Aachener Media Markt erregte ein Hobby-Fußballer Aufsehen, der von neun Schüssen auf die Torwand sechs verwandelte. Darunter der Treffer für eine Frau, die zuvor 2400 Euro ausgegeben hatte. Als der Fußballer einen Tag später mit Freunden anrückte, ließ ihn der Filialchef indes nicht mehr zum Schuss kommen.

Schon die Kampagne 2010 hatte sich als missbrauchsanfällig erwiesen: Das Unternehmen versprach, dass jeder zehnte Kunde seinen Einkauf erstattet bekommen soll. Doch pfiffige Verbraucher kamen prompt auf die Idee, gemeinsam mit Freunden auf Shoppingtour zu gehen und zehn einzelne Artikel zu kaufen. Ein Gewinn war somit garantiert, die restlichen Produkte wurden Tags drauf zurück gebracht.

Media Markt verspricht Schnäppchen. Häufig sind jedoch die Waren bei der Konkurrenz billiger. Quelle: imago images

Als die Idee Anfang 2014 wieder recycelt wurde, waren die Media-Markt-Planer von Anfang an schlauer. Unter der Devise „Jeder 20. Einkauf für 14 Euro“ kopierte das Unternehmen zwar das Erfolgskonzept. Um zu verhindern, dass sich Kunden im großen Stil im Online-Shop bevorraten, die Gewinnerprodukte behalten, alle anderen Artikel aber als Retoure zurückschicken, wurden die Gewinner erst nach Ablauf des vierzehntägigen Rückgaberechts bekannt gegeben.

2013 hatten sich die Media-Markt-Strategen zudem an einem neuem Ansatz versucht: Das Unternehmen kündigte an, sämtliche Filialen zu schließen – wenn auch nur für 50 Stunden. Zuvor wurde ein tagelanger „Sonderschlussverkauf“ inszeniert. Der Marketing-Gag diente dazu, die Lager zu räumen und alte Bestände rabattiert loszuschlagen, die werbewirksame Schließung war im Grunde eine Umbaupause.

Nicht nur Zentrale weiß um die Wirkung möglichst schlagzeilenträchtiger Aktionen. Auch die Marktchefs vor Ort lassen sich einiges einfallen: Für jede Eins im Zeugnis zwei Euro Rabatt – versprach vor einiger Zeit etwa eine Filiale in Passau Schülern zum Zeugnistag. Der Slogan: „Man lernt nicht nur für die Schule, sondern auch für die Tiefpreise". Verbraucherschützer klagten, weil die Unerfahrenheit von Kindern mit der Aktion  ausgenutzt worden sei. Der Bundesgerichtshof urteilte 2013 jedoch, dass die Werbung zulässig ist.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%