Schweizer Franken Die ersten Opfer der Franken-Entkopplung

Die Entscheidung der Schweizer Notenbank, die Franken-Euro-Bindung aufzuheben, fordert erste Opfer. Ein Broker ist bereits pleite, andere sind schwer angeschlagen. Es könnten noch viele Weitere folgen.

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Geschlossen wegen Geschäftsaufgabe: Manch ein Unternehmen hat die Schweizer Entscheidung mehr als nur Geld gekostet. Quelle: Getty Images

London/Düsseldorf Die Entscheidung der Schweizer Notenbank (SNB), den Franken vom Euro zu entkoppeln, fordert erste Opfer. Der britische Devisen-Broker Alpari hat Insolvenz angemeldet, die neuseeländische Firma Global Brokers NZ ist wegen hoher Verluste infolge der Währungsänderungen ins Visier der Behörden geraten.

Die Bewegung des Schweizer Franken, die auf die Entscheidung der Schweizer Notenbank folgte, habe zu „einer außergewöhnlichen Volatilität und einem extremen Mangel an Liquidität“ geführt, schreibt der Broker auf seiner Homepage. In der Folge hätten die meisten der Kunden Verluste erlitten, die ihre Kontostände überstiegen. Wenn ein Kunde diesen Verlust nicht abdecken könne, „wird er an uns weitergegeben“, heißt es in der Mitteilung. Das zwinge Alpari (UK) Limited dazu, in die Insolvenz zu gehen.

Nach der Abschaffung des Mindestkurses am Vortag wertete der Franken zum Euro stark auf. Ein Euro kostet derzeit noch rund 1,02 Franken. In Neuseeland geriet die kleine Devisenhandelsbank Global Brokers NZ nach den von der SNB ausgelösten Kursturbulenzen am Devisenmarkt ins Visier der Bankenaufsicht. Die Bank teilte mit, Verluste bei Kunden mit Franken-Positionen hätten das Kapital der Bank so vermindert, dass sie die Eigenkapitalanforderungen nicht mehr erfüllen könne. Die Financial Market Authority (FMA) prüfe nun, ob die Einlagen der Kunden bei Global Brokers noch sicher seien, sagte ein FMA-Sprecher.

In Hongkong berichtete die auf kleinere Kunden ausgerichteten Devisenhandelsfirma FXCM, ihre Kunden hätten Verluste von umgerechnet insgesamt 225 Millionen Dollar eingefahren. Der Aktienkurs des Brokers fiel am Donnerstag um 15 Prozent nahe an ein Zweijahrestief.


„Die Menschen fühlen sich verletzt und betrogen“

Auch eine kleine Schweizer Online-Bank kommt nach der Nachricht der Schweizer Notenbank ins Trudeln. Bei Swissquote erlitten Kunden Verluste und die Bank aktivierte eine Rückstellung von 25 Millionen Franken, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. „Viele Kunden folgten der von der SNB regelmäßig bestätigten Strategie und haben auf eine Abschwächung des Frankens gegenüber dem Euro gesetzt“, erklärte die auf den Online-Handel für kleinere Kunden spezialisierte Brokerbank.


Die Rückstellung werde sich im Abschluss des ersten Halbjahres niederschlagen, ohne jedoch die Profitabilität und die Solidität der Bank infrage zu stellen. Für 2014 rechnet Swissquote bei einem Rekordumsatz von 145 Millionen Franken mit einem Vorsteuergewinn von etwa 28 Millionen Franken. An der deutlich schwächeren Schweizer Börse fiel die Swissquote-Aktie um 7,5 Prozent.

„Ich wäre überrascht, wenn wir nicht mehr Verluste sehen würden“, sagte Nick Parsons, Chef der Research-Abteilung für das Vereinigte Königreich und Europa der National Australia Bank gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. „Das war eine 180-Grad-Drehung der SNB. Die Menschen fühlen sich verletzt und betrogen.“

Der Franken hatte am Donnerstag um bis zu 41 Prozent gegenüber dem Euro aufgewertet und um mehr als 15 Prozent zugelegt gegenüber den gut 150 Währungen, die Bloomberg beobachtet. Händler bei Banken in London, darunter Deutsche Bank, UBS und Goldman Sachs, kämpften damit, alle Orders auszuführen.

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