Münzberg zeigt vier Strategien auf, wie die deutschen Brauereien den schwierigen Marktbedingungen begegnen können.
1. Erfolgreich in der Nische
Die vielen mittelständischen regionalen Brauereien fahren am besten damit, sich in ihrer Nische einrichten und ihre Kapazitäten und Ausgaben herunterzufahren. Die Nachfrage wird weiter sinken, Branchenexperten gehen in den nächsten zehn bis 15 Jahren von einem weiteren Absatzminus von 20 Millionen Hektoliter in Deutschland aus. "Wachstumsphantasien helfen da nicht weiter", sagt Münzberg. Auch an den regionalen Sortenpräferenzen wird sich wenig ändern. "Unter diesen Vorzeichen muss sich eine mittelständische Brauerei von ihren Wachstumsambitionen verabschieden und stattdessen in Produktivität investieren", meint Münzberg. Wer eine funktionierende regionale Marke habe, sollte diese melken so lange es geht. Die Versuche, in das Revier anderer Marken einzudringen kosten dagegen überproportional viel Geld, das wenn, dann nur die großen regionalen Hersteller industriell gefertigter Biere aufbringen können.
2. Nationale Premiummarke aufbauen
Die großen Biergruppen wie etwa die Brau Holding International, zu der die Paulaner- und die Kulmbacher-Gruppe gehören, müssten sich dazu stärker auf ihre Zugpferde fokussieren und Randmarken aussortieren. Münzberg: "Ich beobachte, dass diese Gruppen punktuell eine Bereinigung ihres Markenportfolios zulassen."
Die beliebtesten Biermarken in Deutschland 2012:
Marke | Absatz in Mio. Hektolitern |
1. Oettinger | 5,89 |
2. Krombacher | 5,46 |
3. Bitburger | 4,07 |
4. Veltins | 2,78 |
5. Hasseröder | 2,77 |
6. Beck's | 2,75 |
7. Warsteiner | 2,72 |
8. Paulaner | 2,3 |
9. Radeberger | 1,91 |
10. Erdinger | 1,72 |
Er schränkt aber ein: "Ich kann keine deutsche Biermarke erkennen, die derzeit das Potenzial hat, um national in allen Regionen erfolgreich zu werden - ohne einen deutlichen Schwerpunkt in ihrer Heimatregion". Dazu seien Werbeaufwendungen von 40 bis 60 Millionen Euro notwendig, ein Betrag, den keine der Brauereien in Deutschland so schnell aufbringen könne.
3. Nationale Allianzen bilden - kleinere Wettbewerber übernehmen
Soweit kartellrechtlich möglich, könnten sich die regionalen, deutschen Brauereien zu nationalen Allianzen zusammenschließen. Münzberg: "In der Kooperation könnten die Brauereien etwa die Produktionskapazitäten einer anderen Gruppe nutzen".
4. Exportmarken stärken, internationale Marke aufbauen
Asien und Afrika bieten noch enormes Wachstumspotenzial. Hier könnten auch Marken wie Paulaner - von je her stark im Export weiter punkten. An den Aufbau einer echten internationalen Marke einer deutschen Brauerei glaubt Münzberg allerdings nicht. Die deutschen Brauereifamilien haben ihr Familienkapital stark in ihren Unternehmen gebunden - der Eigenkapitalanteil liegt im Schnitt bei rund 70 Prozent. "Sie wenden äußerst vorsichtige kaufmännische Prinzipien an, um ihr Vermögen zu sichern." Die internationalen Aktiengesellschaften agieren wesentlich mutiger, bringen viel mehr Kapital ein und haben auf diesem Weg auch schon eine Reihe ausländischer Märkte besetzt.