Senseo schluckt Jacobs Die Reimanns schaffen einen Kaffee-Giganten

Senseo, Tassimo und Jacobs Kaffee unter einem Dach: Mondelez International und D.E. Master Blenders 1753 schließen sich zusammen. Dahinter steht auch die deutsche Milliardärsfamilie Reimann. Was die Mega-Fusion bedeutet.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Welcher Kaffeetyp sind Sie?
Ohne kommen die Deutschen nicht aus dem Bett: Eine Tasse Kaffee gehört für fast zwei Drittel der Bundesbürger (63,6 Prozent) zum Start in den Tag. Laut dem Deutschen Kaffeeverband verbrauchten die Deutschen vergangenes Jahr 6,4 Kilogramm Rohkaffee - im internationalen Vergleich liegen sie damit auf Platz sieben. Die Finnen haben es mit 12,01 Kilogramm Kaffee auf Platz eins geschafft. Grund genug für die Redaktion von brandeins Wissen, das Magazin "Kaffee in Zahlen" herauszugeben. Demnach gibt es verschiedene Kaffeetypen, wie beispielsweise den... Quelle: dpa
Mit Kaffee, Filtertüte und Filter wird eine Tasse Kaffee aufgebrüht Quelle: dpa
Paar in einem Schlafzimmer Quelle: gms
Zuckerverpackungen mit der Aufschrift "Suedzucker" l Quelle: dapd
two cats sitting in the Cats Coffee House 'Neko' in Vienna, Austria, Quelle: dpa
Mit Elvis zum Frühstück: WMF rockt die IFA und bringt Entertainment in die Küche! Neben zahlreichen neuen Serien rund um Frühstück und Kaffee ist das besondere Highlight bei WMF die Only you! Quelle: obs
 A cappuccino is prepared at a Nairobi Java House outlet in Nairobi Quelle: REUTERS

Die Reimanns schlagen wieder zu - diesmal mit einer Fusion in der Kaffeebranche. Die deutsche Milliardärsfamilie steckt hinter dem niederländischen Traditionsunternehmen D.E. Master Blenders 1753, das sich nun mit dem Hersteller Mondelez International zusammenschließt.

Geben die Wettbewerbshüter grünes Licht, fusionieren im nächsten Jahr zwei Giganten des Kaffeemarkts. Dann kommen die bekannten Marken Jacobs, Tassimo und Senseo aus einem Haus. An der Spitze des neuen Unternehmens wird der jetzige Chef von D.E. Master Blenders, Pierre Laubies, stehen.

Erst 2013 hatten die Reimanns die Kontrolle über D.E. Master Blenders übernommen. Bekannte Marken sind neben Senseo und Douwe Egberts auch der Pickwick-Tee und der Süßstoff Natreen. Zuvor hatte die Familie bereits zwei kleinere Kaffee-Ketten in den USA gekauft: Caribou Coffee für 340 Millionen Dollar und Peet's Coffee & Tea für eine Milliarde Dollar.

Mit dem Deal erweiterten die Reimanns ihr Portfolio, das auch die Parfümfirma Coty mit Düften von Calvin Klein oder Joop, die Modemarke Jimmy Choo sowie den deutsch-britischen Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser umfasst.

So trinkt die Welt ihren Kaffee

Mit dem Ludwigshafener Spezialchemiekonzern Benckiser und dem Verkauf an die britische Reckitt Benckiser hatte die Familie Reimann, die aus Südwestdeutschland stammt, ihr Vermögen gemacht und war zu einer der reichsten Familien in Deutschland aufgestiegen. Nach außen werden die Reimanns von Managern vertreten, öffentliche Auftritte von Familienmitgliedern hat es bislang nicht gegeben. An Reckitt Benckiser hat die Familie ihren Anteil in den vergangenen Jahren verringert und hält nun nur noch eine Minderheitsbeteiligung. Der Erlös wurde in andere Bereiche investiert - wie nun aktuell in das Kaffee-Geschäft.

Die US-Kaffeeketten sollen allerdings nicht Teil des neuen Konzerns werden. Mondelez umfasst neben Jacobs und Tassimo den internationalen Zweig und das Snack-Geschäft des früheren Lebensmittelmultis Kraft Foods. Der Konzern stellt auch Milka-Schokolade, Philadelphia-Frischkäse oder Oreo-Kekse her.

Diese Kaffeemaschinen haben die Deutschen zuhause

Das Gemeinschaftsunternehmen von Mondelez International und D.E. soll unter dem Namen Jacobs Douwe Egberts (JDE) firmieren und vereint damit die beiden bekannten Namen. Der Sitz des dann weltweit führenden reinen Kaffeerösters soll in den Niederlanden sein. Angestrebt wird ein Jahresumsatz von mehr als fünf Milliarden Euro - laut den beiden Firmen ist das knapp ein Zwölftel am weltweiten Gesamtmarkt.

Nach Angaben des Deutschen Kaffeeverbands trank jeder Bundesbürger im vergangenen Jahr 2013 im Durchschnitt 165 Liter Kaffee. Fast drei Viertel des Konsums entfallen dabei zwar nach wie vor auf Filterkaffee. Das Geschäft mit portioniertem Kaffee verzeichnete in den vergangenen Jahren Wachstumsraten von nahezu 20 Prozent. Laut Roland Weening, Marketingchef für Kaffee bei Mondelez, könnte es 2016 ein Drittel des Kaffee-Marktes ausmachen.

Die stärksten Wachstumsraten verzeichnete zuletzt das von Nespresso von Nestle dominierte Segment der Kaffee-Kapseln mit einem Plus von 27 Prozent im Jahr 2013. Mondelez ist mit der Marke Jacobs stark beim Filterkaffee und spielt mit Tassimo auch eine bedeutende Rolle im wachstumsstarken Geschäft mit Kapselsystemen. Mit Tassimo können neben Kaffee auch Tee und Schokoladen-Heißgetränke zubereitet werden. Nach Nestlé ist das US-Unternehmen die Nummer zwei im globalen Kaffeegeschäft. D.E. ist in Deutschland mit Senseo bei den Kaffee-Pads erfolgreich.

Konzentration auf Snacks

Mythen rund um Kaffee
Kaffee Quelle: dpa
Kaffee-Filter Quelle: dpa
Kaffee Quelle: dpa
Kaffeetasse und Kaffeebohnen Quelle: dpa
Gerücht: Kaffee schadet dem HerzenDieses Gerücht scheint falsch zu sein, denn viele Studien ergaben sogar das Gegenteil: So fanden Forscher der Universität Utrecht heraus, dass täglich zwei bis vier Tassen Kaffee das Risiko eines Herzinfarkts um bis zu 20 Prozent senken können. Südkoreanische Wissenschaftler erklärten zudem, dass wenige Tassen am Tag verstopfte Arterien verhindern können. Auch ihre Forschungsergebnisse zeigten, dass Testpersonen, die drei bis fünf Tassen Kaffee pro Tag tranken, deutlich seltener unter Vorzeichen von Herzkrankheiten litten. Quelle: dpa
Gerücht: Kaffee schützt vor DiabetesZumindest senkt Kaffeekonsum das Diabetes-Risiko. Dies hat eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung ergeben. Bei täglich über vier Tassen Kaffee lässt sich das Diabetes-Risiko um ein Viertel senken. Quelle: dpa
Gerücht: Kaffee ist das beliebteste Getränk beim ersten DateTatsächlich geht mit 73,3 Prozent die Mehrheit der Deutschen beim ersten Date einen Kaffee trinken. Dies hat eine Umfrage der Online-Partnervermittlung ElitePartner ergeben. Essen gehen liegt mit 72,1 Prozent knapp dahinter. Nur 5,4 Prozent treffen sich beim ersten Date direkt zu Hause. Quelle: Fotolia

Mondelez steuert mehr Umsatz zur neuen Kaffeefirma bei, wird aber mit 49 Prozent die Minderheit halten. Die Amerikaner bekommen dafür umgerechnet 3,6 Milliarden Euro in bar. Mondelez kämpfte schon länger mit dem Preisdruck bei Kaffee. Zu Jahresbeginn kamen noch schlechtere Geschäfte in China hinzu. Dadurch fiel der Gesamtumsatz im ersten Quartal um ein Prozent auf 6,2 Milliarden Euro. Der Gewinn brach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 70 Prozent auf 163 Millionen Dollar ein. Insgesamt machte das Kaffeegeschäft bisher elf Prozent des Umsatzes von Mondelez aus.

Mondelez-Chefin Irene Rosenfeld kündigte eine weitgehende Konzentration auf das Snack-Geschäft an, das nach der Auslagerung der Kaffeesparte 85 Prozent am Umsatz ausmachen soll. Parallel soll ein neues, bis 2018 angelegtes Sparprogramm die Kosten letztlich um 3,5 Milliarden Dollar im Jahr drücken. Auch Stellenstreichungen werde es geben, teilte Mondelez am Mittwoch mit - eine Größenordnung wurde aber nicht genannt. Mondelez war 2012 aus dem US-Lebensmittelmulti Kraft Foods hervorgegangen, kämpfte aber von Beginn an mit Problemen. Derzeit beschäftigt der Konzern weltweit 107.000 Menschen. Der Konzern steht von Seiten seines Großaktionärs Nelson Peltz unter Druck, nach dessen Willen der Snack-Bereich mit dem des Konkurrenten Pepsico fusionieren sollte. Peltz hält Anteile von Pepsico.

Die beliebtesten Kaffee-Kapsel-Systeme

Der Zusammenschluss soll im Laufe des kommenden Jahres vollzogen werden. Die Konzerne müssen zunächst das Okay der Wettbewerbshüter einholen und Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern führen.

Zu den Auswirkungen auf die deutschen Mondelez-Standorte könne jetzt noch nichts gesagt werden, erklärte Unternehmenssprecherin Heike Hauerken. Auch, ob einzelne Marken der beiden Unternehmen verschwinden werden, ist noch nicht klar. Die Gespräche begännen gerade erst, sagte Hauerken. Der deutsche Hauptsitz von Mondelez befindet sich in Bremen. In der Stadt befinden sich auch zwei Kaffee-Produktionsstätten, ebenso in Berlin und Elmshorn.

Die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) sieht die geplante Zusammenlegung zu einer weltweiten Nummer Eins skeptisch. Hier fürchtet man massive Arbeitsplatzverluste, auch am Standort Bremen. Derzeit arbeiten dort 1300 Menschen für Mondelez. Dieter Nickel von der NGG in Bremen sagte gegenüber "Radio Bremen", dass vor allem in der Verwaltung ein Jobabbau zu befürchten sei. Dort seien am ehesten Doppelfunktionen vorhanden, die zusammengelegt werden könnten.

An der Börse kamen die Pläne bestens an. Die Mondelez-Aktie legte nach Bekanntgabe der Pläne am Mittwoch um 8 Prozent zu. Auch am Donnerstag ging es weiter um rund zweieinhalb Prozent aufwärts.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%