Mondelez steuert mehr Umsatz zur neuen Kaffeefirma bei, wird aber mit 49 Prozent die Minderheit halten. Die Amerikaner bekommen dafür umgerechnet 3,6 Milliarden Euro in bar. Mondelez kämpfte schon länger mit dem Preisdruck bei Kaffee. Zu Jahresbeginn kamen noch schlechtere Geschäfte in China hinzu. Dadurch fiel der Gesamtumsatz im ersten Quartal um ein Prozent auf 6,2 Milliarden Euro. Der Gewinn brach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 70 Prozent auf 163 Millionen Dollar ein. Insgesamt machte das Kaffeegeschäft bisher elf Prozent des Umsatzes von Mondelez aus.
Mondelez-Chefin Irene Rosenfeld kündigte eine weitgehende Konzentration auf das Snack-Geschäft an, das nach der Auslagerung der Kaffeesparte 85 Prozent am Umsatz ausmachen soll. Parallel soll ein neues, bis 2018 angelegtes Sparprogramm die Kosten letztlich um 3,5 Milliarden Dollar im Jahr drücken. Auch Stellenstreichungen werde es geben, teilte Mondelez am Mittwoch mit - eine Größenordnung wurde aber nicht genannt. Mondelez war 2012 aus dem US-Lebensmittelmulti Kraft Foods hervorgegangen, kämpfte aber von Beginn an mit Problemen. Derzeit beschäftigt der Konzern weltweit 107.000 Menschen. Der Konzern steht von Seiten seines Großaktionärs Nelson Peltz unter Druck, nach dessen Willen der Snack-Bereich mit dem des Konkurrenten Pepsico fusionieren sollte. Peltz hält Anteile von Pepsico.
Die beliebtesten Kaffee-Kapsel-Systeme
Tassimo ist das Kaffeevollautomaten-System des Lebensmittelkonzern Mondelez (ehemals Kraft Foods). Hersteller der Maschinen war bis 2008 Braun, dann wechselte Mondelez zur Marke Bosch. Zahlen zum Umsatz gibt es nicht, Schätzungen gehen von weit über 100 Millionen Euro allein für Deutschland aus. 2012 hatte Tassimo in Deutschland 1,69 Millionen Kunden (2010: 1,34 Millionen) und ist damit Deutschlands beliebtestes Kapsel-System.
Zwischen 2010 und 2012 hat sich die Zahl der Nescafé Dolce Gusto-Kunden auf 1,61 Millionen verdoppelt. Die Maschine wird von der Firma Krupp gefertigt. In Westeuropa ist Dolce Gusto einer der großen Wachstumsmotoren von Nestlé, Nescafés Mutterkonzern.
Rund 1,33 Millionen Deutsche nutzten 2012 das Cafissimo-System von Tchibo - gut 300.000 mehr als noch 2010. Die Geräte sind ab 49 Euro erhältlich. Im ganzen Bundesgebiet unterhält das Unternehmen 750 Filialen, 500 davon mit integrierter Kaffeebar. Im vergangenen Jahr erzielte Tchibo einen EBIT (Gewinn vor Steuern und Zinsen) von 221 Millionen Euro.
Bekannt aus der Werbung mit George Clooney ist Nespresso, Nestlés zweites Kapsel-System. In Deutschland hat die Marke 1,33 Millionen Kunden (2010: 1,34 Millionen). Bereits 1986 erfolgte die Markteinführung von Nespresso, der große Erfolg kam aber erst im neuen Jahrtausend. Bis 2011 wurden die Kapseln ausschließlich in den weltweit 220 Nespresso-Boutiquen verkauft, seit dem sind sie auch in verschiedenen Supermärkten erhältlich. Nespresso hat 2012 rund 3,6 Milliarden Euro umgesetzt
Mit 350.000 Kunden hat Melittas Kapsel-System Caffeo Barista bisher den kleinsten Kundenstamm in Deutschland (2010: 280.000). Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen einen Umsatz von 1,35 Millionen Euro, acht Prozent davon mit Kaffeeautomaten.
Quellen: Unternehmensangaben, Statista
Der Zusammenschluss soll im Laufe des kommenden Jahres vollzogen werden. Die Konzerne müssen zunächst das Okay der Wettbewerbshüter einholen und Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern führen.
Zu den Auswirkungen auf die deutschen Mondelez-Standorte könne jetzt noch nichts gesagt werden, erklärte Unternehmenssprecherin Heike Hauerken. Auch, ob einzelne Marken der beiden Unternehmen verschwinden werden, ist noch nicht klar. Die Gespräche begännen gerade erst, sagte Hauerken. Der deutsche Hauptsitz von Mondelez befindet sich in Bremen. In der Stadt befinden sich auch zwei Kaffee-Produktionsstätten, ebenso in Berlin und Elmshorn.
Die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) sieht die geplante Zusammenlegung zu einer weltweiten Nummer Eins skeptisch. Hier fürchtet man massive Arbeitsplatzverluste, auch am Standort Bremen. Derzeit arbeiten dort 1300 Menschen für Mondelez. Dieter Nickel von der NGG in Bremen sagte gegenüber "Radio Bremen", dass vor allem in der Verwaltung ein Jobabbau zu befürchten sei. Dort seien am ehesten Doppelfunktionen vorhanden, die zusammengelegt werden könnten.
An der Börse kamen die Pläne bestens an. Die Mondelez-Aktie legte nach Bekanntgabe der Pläne am Mittwoch um 8 Prozent zu. Auch am Donnerstag ging es weiter um rund zweieinhalb Prozent aufwärts.