Skihersteller Völkl "Der Trend geht zum Drittski"

Die Absatzzahlen für Skier sind 2013 erstmals seit Jahren wieder angestiegen, erklärt Christoph Bronder, Chef des letzten deutschen Skiherstellers Völkl. Der Skimarkt zersplittere sich zudem in immer mehr Nischen.

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Völkl-Chef Christoph Bronder Quelle: Presse

WirtschaftsWoche: Herr Bronder, Sie selbst waren gerade zu Besuch bei den Olympischen Winterspiele in Sotchi. Welche Impulse bringt Olympia für die Skibranche?

Bronder: Ich war bei meinem Olympiabesuch sehr überrascht, dass alles trotz der Sicherheitsvorkehrungen sehr gut organisiert war. Wie ich auch in den Gesichtern der vielen, hoch motivierten Volontäre gesehen habe, war eine große Begeisterung bei allen Helfer und Besuchern der Spiele in Sotchi zu spüren. Ganz generell sind die Menschen in Russland sehr sportbegeistert. Allerdings ist der Ski-Markt dort noch sehr klein. Im Schnitt werden dort im Jahr 80.000 bis 90.000 Paar Alpin Ski verkauft, das ist noch nicht mehr als z.B. in Polen und auch keine große Steigerung gegenüber den letzten Jahren obwohl die Leute dort gern draußen sind. Das ist eine gute Voraussetzung für die weiteren Outdoor Marken in meinem europäischen Verantwortungsbereich innerhalb der Jarden Gruppe, dem US Konzern zu dem auch Völkl gehört. Und ich kann Ihnen sagen, dass bei unseren Fischereiartikeln in Russland im Winter die Post abgeht. In keinem anderen Land verkaufen wir im Winter bei minus 10, 20 oder 30 Grad so viele Angelprodukte wie in Russland.

Nun kommen die Leute ja nicht zum Angeln nach Sotschi – was fehlt, damit in Russland mehr Skier verkauft werden?

90.000 Paar Ski sind natürlich enttäuschend, vor allem wenn man sich anschaut, wie viele Russen jeden Winter in Kitzbühel Ski fahren. Oder schauen Sie sich Garmisch in der ersten oder zweiten Woche nach Weihnachten an oder Gstaad und St. Moritz. Die Russen kaufen wohl dort im Urlaub ihre Bretter, anders kann ich mir das nicht erklären, denn ich sehe immer mehr Russen beim Skifahren. Nur eben nicht auf den eigenen Bergen sondern in Österreich, der Schweiz und in Italien.

Warum nicht?

Es fehlen in Russland ganz klar Resorts, die attraktiven Skiorte. Sie können zwar zehn Autominuten vom Kreml entfernt auf einem Hügel Ski laufen, da gibt es mehrere Lifte und sternförmig angelegte Pisten, abends auch mit Flutlicht, wo es richtig rummelig zugeht. Aber echte Skiorte gibt es viel zu wenig. Insofern werden die Milliarden-Investments rund um Sotschi dem Skitourismus in Russland womöglich auf die Sprünge helfen.

Produktion von Völkl-Skiern Quelle: Presse

Aber zu welchem Preis – Umweltschützer, enteignete Einwohner der Stadt und ausgebeutete Bauarbeiter werfen einen tiefen Schatten auf diese Protz-Spiele?

Die Kritik muss ernst genommen und Missstände korrigiert werden. Aber eines sollte man dabei bedenken – schauen Sie sich mal die französischen Retortenorte an, die Mitte der 70er Jahre in die Berge gepflanzt worden sind – ökologisch astrein war das auch nicht gerade. In Japan, Korea oder auch in China ist das auch nicht viel anders. Aus touristischen und sportlichen Gründen möchte der russische Staat dort ein Resort anlegen. Und es wird in den kommenden Jahren aufschlussreich sein, genau zu verfolgen, wie es in Sotschi nach den Spielen weitergeht.

Nun hat sich ausgerechnet Peking für die Ausrichtung der Winterspiele 2022 beworben – mal ganz abgesehen von allem, was man an dieser Bewerbung so alles absurd finden kann – wie steht denn der chinesische Skimarkt im Vergleich zum russischen da?

Die Chinesen haben im Prinzip das umgekehrte Problem der Russen: Dort gibt es tatsächlich schon viele ausgebaute Skiresorts mit einer guten Infrastruktur, die in den vergangenen zehn Jahren gebaut worden sind. Aber es gibt dort noch kaum Skifahrer. Der Markt hat ein echtes Volumen von gerade mal 40.000 Paar verkauften Brettern. Und das liegt daran, dass in China so gut wie niemand wirklich Ski fährt. Was die Russen schon können, müssen die Chinesen erst noch lernen. Deshalb setze ich eher auf die kurzfristige Entwicklung des russischen Marktes. Hoffnungen setze ich auch – nicht nur für Marker Völkl bzw. K2, sondern auch für unsere anderen Jarden Ourdoor Marken, wie Marmot, Campingaz, Coleman und zahlreichen Fischereimarken- auf die übrigen osteuropäischen Märkte wie Polen, Tschechien, die Slowakei und auch Bulgarien. Dort investieren wir schon lange, wir glauben an diese Märkte.

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