Spielwarenmesse in Nürnberg Von Insektenrobotern und virtuellen Boliden

Roboter, Drohnen und Virtual-Reality-Brillen: Der Trend zu High-Tech im Kinderzimmer hält an. Zahlreiche Hersteller nutzen den wichtigsten Branchentreff in Nürnberg, um Spielzeug-Neuheiten vorzustellen. Ein Überblick.

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Ein Junge spielt mit dem „VR Racer“, einer Neuheit von Revell. Der Trend zu High-Tech-Spielzeug hält an. Quelle: dpa

Ferngesteuerte Rennwagen sind nichts Neues. Seit Generationen begeistern sich Jungs für die kleinen Flitzer. Doch nun können sich die Kinder das erste Mal selber ins Cockpit setzen. Dafür müssen sie sich nur eine Computerbrille überstreifen, schon steuern sie den Wagen nicht mehr von oben herab, sondern aus der Perspektive des Fahrers hinter dem Lenkrad.

Revell präsentiert seinen „VR Racer“ in der kommenden Woche auf der Spielwarenmesse in Nürnberg – und liegt damit voll im Trend. Immer mehr Spielzeughersteller bieten High-Tech-Produkte an, und punkten damit bei den Kunden. „Die Technik unterstützt den Spielwert“, erklärt Joachim Stempfle von der npd Group den Erfolg der Elektronik im Kinderzimmer. Schon im vergangenen Weihnachtsgeschäft seien ein interaktiver Globus von Ravensburger oder die per App gesteuerte Rennbahn Anki Overdrive die Renner gewesen, sagt der Marktforscher.

In Nürnberg präsentieren die Produzenten vom kommenden Mittwoch an, was in der Adventszeit in den Regalen der Händler liegen wird. Bereits jetzt steht fest: Es wird noch mehr Elektronik auf den Wunschzetteln der Kinder stehen. Marktführer Lego beispielsweise bringt „Boost“ in die Geschäfte. Das ist  ein neuer Roboter, der tanzen und schießen kann, und von den Kindern selbst programmiert wird.

Gute Marktchancen sehen die Juroren des „Toy Award“ – einer Auszeichnung der Spielwarenmesse – auch für den „Geckobot“. Das ist ein raffinierter Roboter, groß wie ein Schuhkarton, der sich bewegt wie ein Insekt. Das Wesen hat Saugnäpfe an den Füßen und kann daher auch das Fenster hochklettern.  

Selbst die Kleinsten stoßen schon auf Roboter. Da ist etwa das Senso Chamäleon, ein Plastikspielzeug für Kleinkinder, vollgestopft mit Elektronik. Noch bevor er in den Kindergarten kommen setzt der Nachwuchs dabei Klötze in vorgegebene Formen ein und werden mit Tönen und Lichtzeichen belohnt, wenn’s passt.

„Die Welt des Spielens ist ein kleines Abbild der Realität“, erläuterte Messechef Ernst Kick am Donnerstag in Nürnberg. Daher präsentiere die Messe erstmals Roboter, Drohnen, 3D-Drucker, elektronische Tiere und Virtual-Reality-Brillen auf einer eigenen Aktionsfläche. Dort sollen die Händler ausprobieren, was das neue Spielzeug so alles kann; damit die Ladenbesitzer ihre Kunden dann auch gut beraten können.

Die Spielwarenhersteller jedenfalls haben zuletzt ein gutes Gespür für die Vorlieben der Kunden gezeigt. Schon seit längerem geht es Jahr für Jahr aufwärts. Weltweit haben die Konsumenten 2016 rund 90 Milliarden Dollar für Spielzeug ausgegeben. Den Marktforschern der npd Group zufolge entspricht das einem Plus von rund 3,5 Prozent. Für Deutschland haben die Experten sogar ein Wachstum von fünf Prozent errechnet.

Die Messe in Nürnberg sieht sich als größter Branchentreff weltweit. Zum Vergleich: Die Franken locken dieses Jahr 2.871 Aussteller an – ein neuer Rekord.  Die Konkurrenz in Hongkong kam Anfang des Jahres lediglich auf 2.100 Teilnehmer. An der wichtigsten Ausstellung der Industrie in Nordamerika, der „New York Toy Fair“,  nahmen zuletzt nicht einmal halb so viele Unternehmen teil.

Messechef Kick musste zur 68. Spielwarenmesse sogar Firmen ablehnen, weil ihm der Platz fehlt. „Das macht uns etwas inflexibel“, ärgert sich der Unternehmenslenker. Denn so manche neue Marke kommt nicht zum Zug. Das Interesse der Gäste freilich scheint ungebrochen. „Wir rechnen wieder mit mehr als 70.000 Fachbesuchern“, betonte der Manager. Auch das erreicht keiner der anderen Messeplätze weltweit. Drei von vier Ticketkäufern kommen dabei aus dem Ausland. 

Doch nicht alle Spielwaren haben künftig einen Stecker. Zu den Kandidaten für den Toy Award der Messe zählen auch die Kreidebomben von Xtrem Toys. Das sind kleine Stoffsäckchen, die mit farbiger Kreide gefüllt sind. Doch keine Angst: Der Hersteller verspricht, dass sich die Kreide restlos entfernen lässt.

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