Sportartikelhändler Intersport Mit Gutscheinen gegen Decathlon

Fast 1000 Ladenbesitzer für ein Projekt zu gewinnen ist nicht einfach. Jetzt hat Intersport endlich eine elektronische Gutscheinkarte. Die Erwartungen sind riesig – denn der Druck von Konkurrenten wie Decathlon ist hoch.

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Ende des Jahres sollen die Karten auch in Drogeriemärkten, beim Händler um die Ecke oder in der Tankstelle zu bekommen sein. Quelle: Intersport

München Jeder kennt sie, die bunten Gutscheinkärtchen. Sie hängen fast überall an den Kassen der Supermärkte oder Tankstellen und sind ein beliebtes Mitbringsel. Und das schon seit Jahren.

Nun steigt Intersport in dieses Geschäft ein. Reichlich spät, das gibt auch Intersport-Vorstand Jochen Schnell zu. Amazon, Apple oder Facebook waren viel schneller. Doch Intersport ist kein Konzern, sondern eine Genossenschaft. So musste der Manager erst einmal die knapp 1000 Mitglieder des größten deutschen Sporthandelsverbunds von dem Vorhaben überzeugen. Dann galt es, eine technische Lösung für alle Mitglieder zu entwickeln. „Das ist wesentlich komplexer als in einem Unternehmen“, betont Schnell.

Seit ein paar Tagen sind die Plastikkarten in vielen der gut 1500 Läden des Verbunds zu haben. Ende des Jahres sollen sie dann auch in Drogeriemärkten, beim Händler um die Ecke oder in der Tankstelle zu bekommen sein. „Wir erwarten deutlich höhere Umsätze“, sagte Schnell im Gespräch mit dem Handelsblatt.

Für die Handelsketten seien die Intersport-Gutscheine aus zwei Gründen interessant. Einerseits sei Sport attraktiv und sorge für gute Umsätze. Andererseits gebe es die Intersport-Läden überall im Land, damit könnten Kunden die Gutscheine flächendeckend einlösen. Damit seien sie als Geschenk ideal. Er rechne daher mit einer guten Platzierung in den Läden, unterstrich Schnell.

Intersport ist der führende Sporthandelsverbund Deutschlands mit einem Umsatz von knapp drei Milliarden Euro. Zum Vergleich: Insgesamt geben die Deutschen fast acht Milliarden Euro im Jahr für Turnschuhe, Trikots, Badehosen oder Tennisschläger aus.

Die ebenfalls als Genossenschaft organisierte Konkurrenz von Sport 2000 ist etwas kleiner. Alle Genossen kämpfen aber gegen große, internationale Händler wie Decathlon aus Frankreich, Foot Locker aus Amerika oder die englische Sports Direct. Zudem stehen sie im Wettbewerb mit Onlineanbietern wie Amazon und Zalando.

Vor allem Decathlon, der Aldi der Sportbranche, drängt derzeit aggressiv auf den deutschen Markt. Beispiel München: In der bayerischen Landeshauptstadt haben die Franzosen gerade ihre erste Filiale eröffnet, in zentraler Lage am Pendlerbahnhof Stachus. Damit greifen sie frontal die lokalen Schwergewichte „Sport Schuster“ und „Sport Scheck“ an, die beide riesige Geschäfte in München betreiben.


Händler können kräftigen Schub gebrauchen

Jahrelang war Decathlon vor allem auf großer Fläche am Stadtrand vertreten. Doch auch in Berlin ist der Familienkonzern inzwischen in der City aufgeschlagen. Mit einem Jahresumsatz von gut neun Milliarden Euro verkauft Decathlon mehr Sportartikel als alle deutschen Händler zusammen. Kaufhof hat bereits vor der Konkurrenz kapituliert und gibt seine Sporthäuser auf. Decathlon lebt vor allem von günstigen Eigenmarken wie Quechua – und zieht damit häufig Familien an.

Die große Stärke der Intersport-Händler: Sie kennen ihre lokalen Kunden bestens. Die größte Schwäche: Ihr Verbund ist vergleichsweise träge, wenn es um größere Vorhaben geht. Die lassen sich nicht einfach so in der Zentrale in Heilbronn beschließen. Der Vorstand muss die Mitglieder erst überzeugen. So hat es jetzt auch ein Jahr gedauert, die elektronische Gutscheinkarte zu entwickeln.

Gutscheine gab es natürlich auch bei Intersport schon früher, allerdings aus Papier. Der Verrechnungsaufwand war enorm. Einfach war es nur, wenn der Gutschein genau bei dem Händler eingelöst wurde, der ihn verkauft hat. War das nicht der Fall, mussten sich die Genossen untereinander Rechnungen schicken.

Nun werden die Gutscheine elektronisch erfasst und abgerechnet, und können auch im Online-Shop der Verbundgruppe genutzt werden. Zwischen fünf und 500 Euro lassen sich aufladen.

Einen kräftigen Schub können die Intersport-Mitglieder dieses Jahr gut gebrauchen. Der warme Winter war eine Katastrophe fürs Geschäft. Wie gut, dass wenigstens der Trikotverkauf zur EM die Konsumenten in die Läden lockte. Alles in allem ist der Umsatz in den ersten sechs Monaten lediglich um ein Prozent gestiegen.

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