Spreewaldgurke & Co. Welche Ostmarken im Westen erfolgreich sind

Fast 25 Jahre nach dem Mauerfall schwindet das Interesse an traditionellen Ostprodukten. Junge Menschen können mit vielen alten Marken nichts anfangen. Trotzdem gibt es Produkte - hauptsächlich alkoholische Getränke - die sich durgesetzt haben.

Als der aus Vorpommern stammende Christian Hoge vor zehn Jahren in Hamburg arbeitete, war sein Kofferraum voll mit Ostprodukten - weil es die im Westen nicht gab. Neben Senf aus Tutow transportierte der gelernte Zweiradmechaniker Vita-Cola oder Bambina-Schokolade in Richtung Elbe. Nicht nur er deckte sich bei seinen Heimatbesuchen mit den Nachfolgern der DDR-Produkte ein, auch westdeutsche Freunde und Bekannte von Hoge verlangten nach den Waren. „Grabower Küsschen waren der Renner“, sagt Hoge, der seit 2006 von seiner alten Heimat aus ein Internetportal für den Handel mit Ostprodukten betreibt. Der Osten schmeckt für Hoge nach „Kindheitserinnerungen“. Als die Mauer fiel, war er gerade 11 Jahre alt. Viele Ostprodukte-Käufer bleiben der Marke treu, die sie von früher kennen. Doch die Hersteller der Produkte haben - bis auf wenige Ausnahmen - inzwischen ein Problem: Ihre Kunden sterben weg. Lediglich zwei Ostmarken haben 2012 laut einer Studie den Sprung unter die Top 10 der bekannten Marken im Westen geschafft. Aber immerhin gibt es noch zehn Ostprodukte, die auch in München oder Frankfurt im Supermarktregal stehen. Quelle: dpa
Was vor der Wende für Deutschland die Niveacreme war, war für die DDR Florena - der Gattungsbegriff für Kosmetik. Seit dem Jahr 2002 ist Florena eine hunderprozentige Tochtergesellschaft der Beiersdorf AG, zu der auch die Konkurrenzmarke Nivea gehört. 93,2 Prozent aller Ostdeutschen ist der Kosmetikhersteller ein Begriff. In Westdeutschland hingegen kennt nur 31,5 Prozent der Bevölkerung die Marke. Müssen die Befragten spontan Markenartikel aus der Kosmetikbranche nennen (ungestützte Markenbekanntheit), hat Florena bei den Ostdeutschen gar den zweithöchsten Bekanntheitsgrad (12,2 Prozent) - hinter Nivea (26,5 Prozent). In Westdeutschland wird die Marke nicht einmal von 2,5 Prozent der Befragten genannt. Quelle: dpa
Die Lübzer Brauerei wurde 1877 gegründet und gehört heute zum dänischen Bierkonzern Carlsberg. Nach dem Namen gefragt, geben 41,7 Prozent der Westdeutschen an, schon einmal von der Marke gehört zu haben. In Ostdeutschland kennen 74,1 Prozent die mecklenburgerische Brauerei wenn sie danach gefragt werden - bei der ungestützten Befragung waren es weniger als vier Prozent. Quelle: ZB
"Leckermäulchen tut Leckermäulchen gut" - der Slogan der Quarkspeise Leckermäulchen läuft auch in den alten Bundesländern im Radio. Das Milchprodukt wird in verschiedenen Geschmacksrichtungen hergestellt und in Sachsen-Anhalt von der Frischli Milchwerk Weißenfels GmbH hergestellt. Danach befragt, geben 40,9 Prozent der Westdeutschen an die Süßspeise zu kennen. Bei den Bewohnern der Neuen Bundesländer sind es mit 82,5 Prozent mehr als doppelt so viele. Quelle: dpa
Und auch der Spee-Werbefuchs flimmert bundesweit über die Bildschirme: Er rät in verschiedenen Spots zum Waschmittel Spee von Henkel und wird mit überzeugenden Ergebnissen zum kleinen Preis belohnt ("Die schlaue Art zu waschen!"). In Ostdeutschland scheint man diesen Rat zu beherzigen, jedenfalls wenn es nach der Bekanntheit des Saubermachers geht. Dort kennen 92,5 Prozent der Befragten das Produkt - das sind mehr als beim hauseigenen Konkurrenten Persil. Unter den Westdeutschen hat sich die Produktqualität von Spee noch nicht so stark herumgesprochen: Hier ist das Waschmittel lediglich 49,6 Prozent ein Begriff. Spontan, also ungestützt nach einem Waschmittel befragt, wird Spee zwar nur von 3,3 Prozent der westlichen Bevölkerung genannt. Allerdings reicht das für Rang acht der bekanntesten Waschpulver - noch vor Dash und Tandil. Quelle: AP
Die Wernesgrüner Brauerei GmbH gehört seit 2002 zur Bitburger Getränkegruppe. Die Geschichte des Bierproduzenten aus Steinberg-Wernesgrün im sächsischen Vogtland lässt sich allerdings bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen. Soviel Tradition scheint sich zumindest im Osten auszuzahlen: Dort ist die Marke auf Nachfrage 94,6 Prozent der Befragten bekannt. Das kann mit 52,6 Prozent immerhin auch die Mehrheit der Westdeutschen von sich behaupten. Quelle: Presse
Der Nordhäuser Doppelkorn wird in Thüringen hergestellt und ist ein Produkt der Brennereien Echter Nordhäuser Spirituosen GmbH und der Nordbrand Nordhausen GmbH, die beide im Besitz der Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien sind. Das starke Getränk kennen in Westdeutschland 54,6 Prozent. Mit 87,8 Prozent ist der Klare in Ostdeutschland allerdings noch ein gutes Stück populärer. Quelle: dpa/dpaweb
Köstritzer Schwarzbier, "das Schwarze mit der blonden Seele". Der Slogan und ein erheblicher Werbeaufwand scheinen gewirkt zu haben. Zumindest geben auf Nachfrage 87,9 Prozent der Ostdeutschen an, die Marke zu kennen. In Westdeutschland behauptet das immerhin über Zweidrittel der Befragten (67,6 Prozent ). Quelle: AP
Zu DDR-Zeiten war Hasseröder eine lediglich regional beliebtes Bier. Erst nach der Wende begann für die Brauerei der Aufstieg zur meistkonsumierten Biermarke in Ostdeutschland. Laut eigenen Angaben belegt das Premium Pils aus Wernigerode im Osten der Republik unangefochten die Spitzenposition im Pils-Segment und steht bundesweit auf Platz drei der Premium Biere im Handel. Nicht zuletzt eine immense Werbe- und Marketingoffensive haben dazu geführt, dass Hasseröder 94,2 Prozent der Ost- und beachtlichen 79,9 Prozent der Westdeutschen ein Begriff ist. Allerdings nur, wenn explizit nach der Marke gefragt wird. Quelle: dpa Picture-Alliance
Bleiben wir beim Bier: Bekannter als Hasseröder ist bei den ostdeutschen Mitbürgern nur das Radeberger Bier. 95,9 Prozent der dort Befragten geben an, den Gerstensaft zu kennen. In Westdeutschland behaupten das zwar auch 83,1 Prozent, doch spontan nach populären Biersorten befragt, nennen nicht einmal drei Prozent das Getränk aus Sachsen. Hier dominieren die westdeutschen Brauereierzeugnisse. Quelle: dpa/dpaweb
Der Spitzenplatz der populärsten Ost-Marken geht an Rotkäppchen. Vor dem Mauerfall war das prickelnde Getränk die bekannteste Sektmarke in der DDR. Nach der Wende eroberte Rotkäppchen dann Gesamtdeutschland. 92,8 Prozent der Westdeutschen kennen das Produkt, in Ostdeutschland ist es sogar 99,2 Prozent der Bevölkerung ein Begriff. Auch spontan befragt, wird in beiden Teilen der Republik am meisten mit "Rotkäppchen" auf die Frage nach einer bekannten Sektmarke geantwortet. Quelle: dpa
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