Steffen Christmann "Cola-Weinschorle brauche ich wirklich nicht"

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"Schon ein wenig versnobt"

Was schlagen Sie vor?
Eine Differenzierung zwischen Gutswein, Ortswein, Lagenwein so wie wir es beim VDP bereits praktizieren. Gutswein als Einstiegsqualität und Visitenkarte des Winzers, dann der Ortswein, und die Spitzen der Pyramide ist die Lagenwein. Das Prinzip dazu lautet: Je enger die Herkunft, desto höher die Qualität. Das gibt den Konsumenten mehr Orientierung und auch Sicherheit, dass sie einen Wein bekommen, der wieder so schmeckt, wie beim letzten Mal. Ein Weintrinker aus New York weiß dann: Ein Riesling Gutswein aus der Pfalz, den kenne ich und weiß, was mich erwartet.

Deshalb ertrinken die Winzer im Konkurrenzkampf

Macht es für den Weintrinker in New York überhaupt einen Unterschied, ob er einen Wein aus Rheinhessen oder der Pfalz trinkt?
Es kommt darauf an. Tatsächlich ist das für viele Weintrinker nicht entscheidend. Hier könnte man meiner Meinung nach darüber nachdenken, eine gemeinsame Marke zu kreieren. Wenn man dafür klare Regeln definiert: zum Beispiel, dass er nur aus Riesling und Müller-Thurgau bestehen kann, und wir würden ihn beispielsweise Rheinwein nennen - ich bin mir sicher, solch ein Wein würde sich im Ausland gut verkaufen.
Doch je interessierter der Konsument, desto mehr Differenzierung will er. Dann findet er es auf einmal cool, wenn es kompliziert ist. Die Käufer unserer Weine haben Spaß an vielen Unterschieden.

Wie versnobt ist die Weinwelt im Premiumsegment?
Schon ein wenig. In Deutschland lernen wir erst in den letzten Jahren, dass bestimmte Lebensmittel einen gewissen Preis haben müssen. Das ist aus meiner Sicht auch ein Grund, warum es für unseren Verband im Ausland so gut läuft. Dort ist die Bereitschaft, für eine Flasche Wein mehr als fünf Euro auszugeben, viel stärker ausgeprägt als bei uns.

Werden im Ausland eigentlich andere Weine nachgefragt?
Nein, selbst in Südeuropa verkaufen sich unsere Rieslinge am besten. Die Welt ist mittlerweile sehr polyglott und entdeckungsfreudig, was Küche und Weine angeht.

A propos: Trinken Sie auch mal eine Colaschorle?
Nein, ich habe mal dran genippt, doch das brauche ich wirklich nicht. Doch als Pfälzer trinke ich gerne eine große Rieslingschorle mit Mineralwasser. Am besten mit einem schlanken, leichten Riesling und für meinen Geschmack gern im Mischverhältnis 50 zu 50, ein ideales Getränk im Sommer.

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