Steinhoff Möbelkonzern verschwieg Aktionären große Transaktionen

Der Möbelkonzern Steinhoff steigt 2015 mit 45 Prozent bei GT Branding ein und verleiht zusätzlich Millionen an die Holding. Die Aktionäre wurden darüber nicht informiert. Steinhoff sieht sich im Recht, Juristen zweifeln.

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Steinhoff, der Inhaber des Möbelhauses, steht wegen verschwiegener Transaktionen in der Kritik. Quelle: PR

London Der Möbelkonzern Steinhoff hat seine Investoren über finanzielle Verschiebungen zwischen verbundenen Unternehmen im Unklaren gelassen. Der an der Frankfurter Börse gelistete deutsch-südafrikanische Konzern, dem in Europa Möbelhäuser wie „Poco“, „Kika“, „Leiner“ und „Conforama“ gehören, hatte sich 2015 mit 45 Prozent an der schweizerischen GT Branding Holding beteiligt und ihr unmittelbar darauf 810 Millionen Schweizer Franken geliehen. GT Branding hält die Anteile an einer weiteren Schweizer Firma namens GT Global Trademarks, bei der rund 200 Marken liegen, die Steinhoff nutzt. Global Trademarks hatte vorher Steinhoff selbst gehört. Doch in Aktien- und Anleiheprospekten fanden diese Transaktionen keine Erwähnung.

Anders als mehrere Kapitalmarktexperten und Juristen ist Steinhoff der Ansicht, dass der Konzern Aktionäre und Gläubiger über die Geschäfte nicht hätte informieren müssen, weil sie kaum Auswirkungen auf die Ertragslage gehabt hätten. Die Nummer zwei in der Möbelbranche nach Ikea bekräftigte, das Vorgehen entspreche dem internationalen Bilanzstandard IFRS. „Wir haben alle Berichtspflichten erfüllt. Das ist von unseren internen Juristen und von externen Experten bestätigt worden“, sagte Vorstandschef Markus Jooste.

Beim Engagement in GT Branding sei es um eine bessere Nutzung der Möbelmarken weltweit gegangen. Die restlichen 55 Prozent an GT Branding gehören einer Campion Capital SA. Wer sich dahinter verbirgt, wollte Steinhoff nicht sagen. Campion selbst antwortete nicht auf Anfragen.

Die offenen Fragen zu den Transaktionen und zur Struktur des Konzerns belasteten am Mittwoch den Kurs der Steinhoff-Aktie. In Frankfurt, wo sie im Nebenwerteindex MDax notiert ist, gab sie vier Prozent nach, in Johannesburg legte sie dagegen zu. Der Konzern hat einen Börsenwert von gut 16 Milliarden Euro. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg ermittelt wegen Unregelmäßigkeiten in der Bilanzierung bereits gegen Steinhoff-Manager. Dabei geht es um den Verdacht überhöht ausgewiesener Umsätze.

Was unter einer „materiellen Transaktion„ zu verstehen ist, deren Veröffentlichung die EU-Prospektrichtlinie börsennotierten Unternehmen vorschreibt, ist allerdings umstritten. Dem Gesetz nach zählen dazu alle Geschäfte, die den Blick eines Investors auf ein Wertpapier verändern können. Steinhoff erklärte, die Kreditzinsen und die Lizenzgebühren glichen sich aus. In der Bilanz für das Geschäftsjahr 2015/16 stehe das Eigenkapital von GT Branding mit 384 Millionen Euro, dem stünden Finanzierungen von 339 Millionen gegenüber.

Steinhoff unterliegt der EU-Prospektrichtlinie, weil der Konzern den offiziellen Firmensitz in den Niederlanden hat und in Deutschland gelistet ist. Die Finanzaufsichtsbehörden in den Niederlanden, die deutsche Finanzaufsicht BaFin, die Frankfurter Börse und die Wirtschaftsprüfungsfirma Deloitte als Prüfer der Steinhoff-Bilanz wollten sich nicht äußern.

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