Stiftung Warentest Öl-Rückstände in Schokolade von Adventskalendern

Hinter den Türchen von Adventskalendern lockt oft Schokolade. Die Stiftung Warentest öffnete 24 Kalender schon vor dem 1. Dezember. Und entdeckte in den Süßigkeiten wenig Festliches: womöglich giftige Ölreste.

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Die Stiftung Warentest hat in der Schokolade von 24 Adventskalendern für Kinder Rückstaende von Mineralöl und ähnlichen Substanzen nachgewiesen. Quelle: dapd

Berlin In der Schokolade aus Adventskalendern haben Warentester Rückstände von schädlichen Mineralölen gefunden. In 9 von 24 Fällen war das Naschwerk so belastet, dass die Stiftung Warentest Kinder vor dem Verzehr warnte. Die winzigen Ölreste könnten aus den Farben auf Verpackungen aus recyceltem Altpapier stammen. In jedem der 24 getesteten Schoko-Kalender wurden solche Rückstände entdeckt. Das teilten die Prüfer am Montag in Berlin mit. Erste Hersteller kündigten den Rückzug der Kalender an.

Der Bundesverband der deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) jedoch verteidigte die Hersteller: „Die getesteten Erzeugnisse sind im Hinblick auf die angeblichen Mineralölgehalte voll verkehrsfähig und entsprechen den lebensmittelrechtlichen Normen.“ Sie seien nicht gesundheitsgefährdend. Einen Grenzwert für Mineralölreste gebe es bislang nicht. Diese Öle seien weit verbreitet.

Das Problem betrifft im übrigen nicht nur Billighersteller, wie Ina Bockholt von der Stiftung Warentest sagte: „Am höchsten belastet sind sogar teure Kalender.“ Die Schokolade der neun Kalender, die am schlechtesten abschnitten, enthielt besonders kritische Bestandteile, sogenannte aromatische Mineralöle. Diese stehen unter dem Verdacht, krebserregend zu sein. Tester empfahlen, Kinder sollten zum Schutz ihrer Gesundheit nichts davon essen.

Zwölf Kalender waren nur gering belastet. Stiftung Warentest hält es für vertretbar, wenn Erwachsene und Kinder von diesen weniger belasteten Süßigkeiten täglich ein Schokoladenstück essen.

Die Tester orientierten sich nach eigenen Angaben an Erfahrungswerten von Experten. Die Europäische Union (EU) habe noch keinen Grenzwert festgelegt, weil es noch keine Studien gebe. Zurzeit könnten Wissenschaftler nicht eindeutig abschätzen, wie stark Mineralöle den Menschen gefährdeten. Es gebe allerdings Hinweise: In Tierversuchen würden nicht-aromatische Mineralöle mit Entzündungserscheinungen der Leber in Zusammenhang gebracht.

Nach Ansicht der Warentester ist es problematisch, dass viele der jährlich verkauften 50 Millionen Adventskalender wochen- oder monatelang in Fabriken und Geschäften liegen. Die Schadstoffe aus den ölhaltigen Farben auf der Verpackung könnten sich in dieser Zeit in der Schokolade anreichern.

Am schlechtestem schnitten Kalender der Firmen Arko, Heilemann und Rausch ab. Arko-Geschäftsführer Torsten Teufert erklärte: „Wir haben heute den Verkauf des beanstandeten Kalenders gestoppt. Wir nehmen die Untersuchung sehr ernst. Inwieweit es ein Gefährdungspotenzial gibt, muss sich erst noch zeigen.“ Kunden könnten die Kalender zurückbringen und würden den Preis erstattet bekommen.

Der Schokoladen-Hersteller Heilemann aus Bayern leitete eine Laboruntersuchung der Schokolade und der Verpackungen ein. „Wir wollen die Ursache für die Rückstände genau eingrenzen und sie sofort beseitigen“, sagte Heilemann-Geschäftsführer Peter Schrage. Die Firma gehe aber davon aus, dass die Rückstände aus schlechtem Verpackungsmaterial stammten, das ein Lieferant gegen die Absprachen aus Altpapier hergestellt habe. Auch die Firma Rausch kündigte eine Stellungnahme an.

Lindt-Sprecherin Natalie Zagoda sagte: „Wir wurden sehr überrascht von der Studie.“ Nun prüfe Lindt, was mit dem Kalender passieren solle.


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