Streetstyle in Düsseldorf Barbara Becker und die neue wilde Modemesse

Die einst größte Modemesse CPD ist in den letzten Jahren immer weiter geschrumpft und musste schließlich aufgeben. Düsseldorf wurde als Modestadt von Berlin überholt. Nun greifen die Rheinländer mit einer neuen Messe an.

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„Ich finde es gut, dass Düsseldorf etwas Neues probiert.“ Quelle: Getty images

Düsseldorf Die Zuschauer müssen sich lange gedulden. Der DJ auf der Bühne und die Sängerin Cassandra Steen müssen eine Stunde mit eingängiger Loungemusik und neudeutschen Songs überbrücken und, bis es endlich losgeht mit der Barbara-Becker-Show. Dann kommen Modells mit frechen Zöpfen auf den Laufsteg und zeigen, was sich die Frau des ehemaligen Tennisstars Boris Becker für ihre Modekollektion ausgedacht hat: figurumspielende Freizeitkleidung in sanften Pastellfarben. Nach wenigen Minuten ist die Show aber schon wieder vorbei. Immerhin sorgt noch Sohn Noah Becker als DJ für musikalische Unterhaltung.

Das Becker-Duo soll für die neue Messe „Streetstyle“ werben. Da stellen viele kleinere Marken ausgefallene Freitzeitkleidung aus. Mit der Veranstaltung, die mit viel Musik von DJs und Rappern garniert ist, will sich Düsseldorf ein jüngeres, frecheres Image als Modestadt geben. Denn die anderen Messen wie Gallery oder Premium sprechen bei der an diesem Wochenende laufenden CPD Ordertagen zeigen eher die üblichen bekannten Marken.

„Ich finde es gut, dass Düsseldorf etwas Neues probiert“, sagte Barbara Becker dem Handelsblatt. „Für uns ist das zusammen mit unserem Showroom in der Stadt eine spannende neue Plattform“, sagte Becker, die seit ein paar Jahren eine eigene Modelinie verkauft.

Für Düsseldorf ist die Streetstyle ein weiterer Versuch, seine Modemesse-Landschaft zu erneuern. Denn die einst weltgrößte Modemesse CPD war in den vergangenen Jahren immer weiter geschrumpft und musste schließlich aufgeben. Stattdessen überholte Berlin mit Messen wie Panorama und Premium Düsseldorf – gemessen an den Aussteller- und Besucherzahlen.

Düsseldorf kann zwar mit rund 800 Showrooms der verschiedensten Modemarken punkten. Aber die Rheinmetropole kämpft seit Jahren darum, neben dem reinen Ordergeschäft wieder mit eigenen Messen, Modenschauen und Partys zu glänzen. Die Messe Streetstyle in dem Kesselhaus eines alten Industriegeländes am Stadtrand von Düsseldorf erinnert an die berühmte Bread&Butter in Berlin.

Die Messe für Freizeitkleidung war in den vergangenen Jahren aber immer weiter geschrumpft, weil viele große Label wie Adidas und G-Star der Veranstaltung fernblieben. Messemacher Karl-Heinz Müller trug seinen Teil zum Niedergang mit einer verwirrenden Messepolitik bei. Schließlich musste Müller Ende 2014 Insolvenz anmelden.

Im vergangenen Jahr kaufte das Online-Modehaus Zalando die Bread&Butter und will daraus im September eine neuartige Messe mit viel Digitaltechnik für normale Kunden veranstalten. „Wir wollen nicht, dass möglichst viele Modemarken ihre Kleidung einfach auf einen Messestand hängen, sondern dass sie sich mit besonderen Ideen inszenieren“, sagte Zalando-Mitgründer David Schneider vor kurzem dem Handelsblatt.

Düsseldorf will sich auch etwas von dem alten Bread&Butter-Flair an den Rhein holen und wirbt frech mit dem Slogan: This is not Berlin.

Noch ist die Veranstaltung mit 50 Ausstellern aber klein. Doch für junge Firmen wie Born Originals aus Wilhelmshaven ist sie eine Chance, bekannter zu werden. „Wir sind vor zwei Jahren damit gestartet, Sportschuhe von Adidas und Nike zu bemalen“, sagt der Firmengründer Melvin Lamberty. Jetzt hofft er, in Düsseldorf Händler zu finden, die seine ersten komplett selbst entworfenen Sneaker kaufen. Prototypen in schwarzem und beigen Leder zeigt er auf seinem kleinen Stand.

Neben den vielen noch wenig bekannten Marken der Freizeitkleidungsbranche sind auch zwei Größen auf der Messe: Puma und die Uhrenmarke G-Shock. Sie sind jedoch noch vorsichtig. Sie haben keine eigenen Stände aufgebaut, sie zeigen nur zwei kleine Modeschauen.

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