Streit um Kaiser's Tengelmann Neues Spitzentreffen angesetzt

Im Konflikt um die Zukunft der Supermarktkette Kaiser's Tengelmann unternehmen die Beteiligten einen letzten Versuch eine Zerschlagung zu verhindern: Ein neues Spitzentreffen ist angesetzt.

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Ein neues Spitzentreffen zu Kaiser's Tengelmann ist angesetzt. Quelle: dpa

Kurz vor Ablauf des Ultimatums für Kaiser's Tengelmann soll es Insidern zufolge ein neues Spitzentreffen zur Zukunft der angeschlagenen Supermarktkette geben. Es gebe entsprechende Pläne, doch hätten noch nicht alle Beteiligten zugesagt, sagten mehrere Insider am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Als Termin werde der Donnerstag angestrebt. Bei den Beschäftigten geht indes die Angst um ihre Arbeitsplätze um. Hunderte von ihnen setzten im nordrhein-westfälischen Viersen mit einer Betriebsversammlung ein Signal für den Erhalt ihrer Stellen. Am Montag könnte Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub erste Entscheidungen zur Zukunft der angeschlagenen Kette fällen, kündigte ein Kaiser's-Tengelmann-Manager an.

Im September hatten bereits unter Vermittlung der Gewerkschaft Verdi die Chefs von Tengelmann, Edeka, Rewe und des Handelsverbunds Markant über die Zukunft der Kette verhandelt. Sie hatten erklärt, eine tragfähige Lösung finden zu wollen. Bislang ist dies indes nicht gelungen.

Für Kaiser's Tengelmann läuft dabei die Zeit ab: Eigentümer Haub hat für die Zukunft der defizitären Kette mit rund 15.000 Beschäftigten ein Ultimatum gestellt. Gibt es bis Freitag keine tragfähige Lösung für Kaiser's Tengelmann, will er mit der Zerschlagung beginnen, hatte Haub angekündigt. Märkte an guten Standorten in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Berlin könnten dann an verschiedene Interessenten gehen, den übrigen droht die Schließung.

von Henryk Hielscher, Simon Book, Max Haerder

In nordrhein-westfälischen Viersen machten sich Hunderte Beschäftigte am Nachmittag für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze stark. Die Belegschaft hoffe noch immer auf positive Signale, sagte Betriebsrats-Vertreter Rainer Schroers. Der Sprecher der Kaiser's-Tengelmann-Geschäftsführung, Raimund Luig, sagte, eine endgültige Entscheidung zur Zukunft der Kette sei dann nach Ablauf des Ultimatums am Montag zu erwarten. Er erwarte indes, dass es noch ein Spitzentreffen geben werde. Markant werde an einem kommenden Spitzentreffen teilnehmen, kündigte ein Unternehmenssprecher an.

Die Hängepartie um Kaiser's Tengelmann muss laut Luig ein Ende haben. Die Umsätze der Ketten schrumpften, in diesem Geschäftsjahr werde ein "enormer Verlust" anfallen, im kommenden Jahr werde dieser weiter steigen. Kaiser's Tengelmann müsse an Edeka verkauft werden, forderte er erneut.

Haub hatte Kaiser's Tengelmann eigentlich an Edeka verkaufen wollen. Doch das Bundeskartellamt hatte die vor rund zwei Jahren besiegelte Transaktion aber untersagt. Die Wettbewerbshüter befürchten, dass Platzhirsch Edeka dann zu mächtig wird. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte das Veto des Kartellamts indes mit einer Sondererlaubnis ausgehebelt, gegen diese klagten unter anderem Edeka-Konkurrent Rewe sowie Markant erfolgreich vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf. Haub geht angesichts des nun drohenden jahrelangen Rechtsstreit die Geduld aus - er will bis Freitag eine Lösung.

Insidern zufolge drängt er darauf, dass Rewe sowie der Discounter Norma und die Einkaufsgemeinschaft Markant ihre Klagen vor dem OLG zurückziehen. Der Weg für eine Übernahme durch Edeka wäre dann frei. Doch dafür müsste es auch Zugeständnisse an die Kläger geben. Mögliche Kompromisse waren auch Gegenstand des letzten Spitzentreffens der Chefs von Edeka, Tengelmann und Rewe im September - Markant-Vertreter nahmen damals per Telefonschalte teil. Nun könnte es den Insidern zufolge vor Ablauf des von Haub gesetzten Ultimatums eine neue Spitzenrunde geben. Gibt es keine Lösung, hat Haub keinen Zweifel an den Konsequenzen gelassen

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