Streit um Schock-Werbung Hohe Rechnung für Philip Morris

Der jahrelange Kampf gegen die härtesten Anti-Tabakgesetze der Welt kommt Philip Morris in Australien teuer zu stehen. Der Konzern konnte sie nicht verhindern – und muss nun auch Gerichtskosten in Millionenhöhe zahlen.

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Schockbilder auf Zigaretten-Packungen in Spanien: Australien ist bei der Anti-Tabakgesetzgebung Vorreiter. Quelle: Reuters

Canberra Der 2012 gescheiterte Versuch von Philip Morris, mit allen juristischen Mitteln die weltweit schärfsten Gesetze gegen Tabakkonsum zu verhindern, kostet die Firma mehrere Millionen Dollar an Gerichtskosten. Die genaue Summe wurde nicht bekannt gegeben. Laut einem Bericht der australischen Fairfax Media soll es sich um bis zu 50 Millionen australische Dollar handeln (33,3 Millionen Euro).

Philip Morris hatte 2011 gemeinsam mit anderen internationalen Tabakkonzernen alles versucht, um die von Australien geplanten Gesetze gegen den Tabakkonsum zu blockieren. Ohne Erfolg: Heute ziert nicht mehr ein Camel-Dromedar die Zigarettenschachtel, sondern eine Nahaufnahme eines von Tumoren zerfressenen Mundes.

Darüber die Warnung: „Rauchen schädigt ihre Zähne und ihr Zahnfleisch“. Ganz unten auf der Packung in dünner, generischer Miniaturschrift auf grauem Grund steht der Name der Zigarettenmarke. Die Preise für Zigaretten sind in Australien astronomisch. 15 Euro pro Schachtel sind nicht ungewöhnlich.

Eine Berufung der Tabakindustrie vor dem höchste Gericht Australiens scheiterte 2012. Philipp Morris Asia zog den Fall schließlich an den Schiedsgerichtshof. Ihr Argument, die Einschränkung der Nutzung von Markennamen durch den Staat würde gegen ein zwischen Australien und Hongkong abgeschlossenes Handelsabkommen verstoßen, fand allerdings auch dort kein Gehör.

Andere Länder ziehen nach

Stattdessen beschuldigte das Gericht die Firma des „Missbrauchs von Rechten“. Am Wochenende befand das Schiedsgericht, Philip Morris müsse für die Gerichtskosten der australischen Regierung zahlen.

Zwischenzeitlich haben verschiedene Länder ähnliche Gesetze eingeführt. Zu Beginn dieses Jahres scheiterten Tabakunternehmen noch mit einem separaten Antrag bei der Welthandelsorganisation, die Gesetze für unrechtmäßig zu erklären. Dies dürfte für weitere Ländern ein Signal zum Handeln gewesen sein, so Beobachter.

In Australien zeigen die Maßnahmen Erfolg. Nicht nur scheinen die grausigen Bilder auf den Packungen potenzielle Konsumenten wie erhofft abzuschrecken. Junge Australierinnen und Australier beginnen im Durchschnitt immer später mit dem mit dem Laster. Untersuchungen zeigen zudem, dass Rauchen zunehmend zur Sucht von Menschen unterer sozialer Schichten wird.

Laut Gesundheitsexperten spielt das Preissignal eine besonders wichtige Rolle. Canberra plant, den Preis für eine Schachtel Zigaretten in den kommenden Jahren sukzessive zu erhöhen – auf bis zu 40 Euro. Auch Reisende sind betroffen: Seit kurzem dürfen pro Person nur noch 25 Gramm Tabak zollfrei nach Australien eingeführt werden.

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