Streit um Unterwasserpark Filipinos wehren sich gegen Sponge Bob

Der Medienkonzern Viacom will in einem tropischen Inselparadies eine spektakuläre Unterwasser-Attraktion aufbauen. Doch die Idee stößt auf massiven Widerstand. Viacom versucht die Probleme herunterzuspielen.

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Der geplante Park bedroht die Unterwasserwelt der Philippinen, befürchten Umweltaktivisten. Quelle: dpa

Bangkok Der Sprung aus der Zeichentrickwelt ins reale Leben ist schwer. Das bekommt jetzt der amerikanische Medienkonzern Viacom auf den Philippinen zu spüren. Gegen den Plan, eine spektakuläre Unterwasserwelt zu bauen, mehren sich die Proteste der Filipinos. Die Kritiker sehen die Artenvielfalt und die Korallenriffe der Inseln bedroht. 

Gerade diese Artenvielfalt der Meere bekommen Fans der Kult-Zeichentrickserie „Sponge Bob Schwammkopf” ganz beiläufig vermittelt: Die Hauptfigur, ein Schwamm, hat eine Schnecke als Haustier, einen Seestern zum besten Freund, einen schlecht gelaunten Tintenfisch zum Nachbarn und eine Krabbe als Chef. Doch ausgerechnet die Erfinder der heilen Unterwasserwelt stehen nun am Pranger von Umweltschützern: Aktivisten auf den Philippinen fürchten, dass die Macher des Cartoons mit einem umstrittenen Vorhaben eine Gefahr für die Biodiversität in philippinischen Meeren darstellen. 

In der Auseinandersetzung geht es um ein Projekt des amerikanischen Medienkonzerns Viacom, das diese Woche mit einer spektakulär anmutenden Ankündigung vorgestellt wurde: Zusammen mit einem philippinischen Partner arbeite man an der „ersten Unterseeattraktion der Welt”, teilte das Unternehmen mit. Unter der Marke des Kindersenders Nickelodeon – dem Schöpfer der Sponge-Bob-Reihe – soll die Anlage auf einer Fläche von 30 Hektar zwischen den tropischen Trauminseln der Palawan-Provinz bis 2020 fertiggestellt werden.

Zudem sei dort ein 70 Hektar großes Nickelodeon-Hotel geplant. Gäste hätten zudem die Möglichkeit in gläsernen Unterwasserrestaurants zu speisen und dabei das Leben unter der Meeresoberfläche zu beobachten. Damit gebe man Nickelodeon-Fans ganz neue Möglichkeiten, mit der Marke und ihren Kultfiguren zu interagieren, schwärmte Viacom-Manager Gerald Raines. 

Umweltschützer der ehemaligen US-Kolonie können die Euphorie der Amerikaner nicht teilen. Es sei abscheulich, die Anlage mitten in einem tropischen Paradies zu bauen, meinte Vince Cinches, Vertreter der Umweltschutzorganisation Greenpeace auf den Philippinen. Er zeigte sich überzeugt: „Das Projekt wird das Meeres-Ökosystem zerstören.” Anna Oposa, Chefin der Öko-Nichtregierungsorganisation Save Philipine Seas (SPS), forderte die Öffentlichkeit zum Widerstand gegen das Nickelodeon-Vorhaben auf. Sie legte eine Petition vor – mit dem Ziel die Anlage zu verhindern. Innerhalb weniger Tage erhielt sie dafür rund 200.000 Unterstützer. 

Auch die Regierung des rabiaten Präsidenten Rodrigo Duterte bezog Stellung gegen das Projekt: Sie werde den Unterwasserpark nicht erlauben, teilte Dutertes Umweltministerin Gina Lopez auf Twitter mit. „Wir werden nichts zulassen, was die Natur beschädigt”, sagte sie später zu Journalisten. „Man kann nicht Korallen für einen Themen-Park töten, unmöglich”, wetterte sie. 


„Zerstört mein Zuhause nicht!”

Ganz anders lautet die Argumentation von Viacoms philippinischem Partner. Er gibt an, mit dem Projekt eigentlich dem Erhalt der Korallenriffe dienen zu wollen. Coral World Park Undersea Resorts heißt das Unternehmen, das dem Medienkonzern im Meer eine neue Heimat bieten möchte. Die 2011 gegründete Firma plant zwischen einer Gruppe von 16 Inseln in der Palawan-Provinz eine insgesamt 400 Hektar große Anlage unter dem Namen Coral World Park (CWP) zu errichten, die auch das Viacom-Investment beinhalten soll.

Es habe sich zum Ziel gesetzt, die Korallenriffe zu konservieren und das Meeresleben in seiner ursprünglichen Form zu beschützen, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Viacom und dem Unternehmen. Doch uneigennützig ist das Engagement nicht: Von einer „signifikanten geschäftlichen Chance” ist im gleichen Text die Rede.

Hinter CWP steht der philippinische Geschäftsmann Paul Moñozca, der sich in der Vergangenheit unter anderem mit Investments in Sportveranstaltungen und Sportteams einen Namen machte. Bereits seit mehr als fünf Jahren wirbt er für sein Unterwasserprojekt. Anfangs präsentierte er eine Vision von zwei Dutzend Unterwassersuiten, die fast 20 Meter unter dem Meeresspiegel perfekten Blick auf die Unterwasserwelten geben sollten. Auf der aktuellen Projekthomepage ist von acht luxuriösen Unterwasser-Restaurants für jeweils 100 Gäste die Rede.

Ob es dazu jemals kommen wird, ist angesichts des öffentlichen Protestes allerdings fraglich. Als Reaktion auf den Aufschrei der Aktivisten versuchte CWP, das Vorhaben als vollkommen harmlos darzustellen: Der Großteil der Anlage werde an Land errichtet, teilte Firmensprecherin Susan Lee mit. Im Wasser werde man lediglich auf schwimmende Infrastruktur zurückgreifen. Dabei werde man internationale Umweltschutzstandards einhalten und nachhaltigen Tourismus propagieren. Auch Viacom teilte mit, dass das Projekt den Schutz der Meere voranbringen werde. 

Das philippinische Umweltministerium scheint von der Argumentation nicht überzeugt zu sein. „Die Umwelt zu ruinieren, um die Umwelt zur Schau zu stellen, wird nicht funktionieren”, sagte eine Sprecherin. Auch Umweltschützerin Oposa sieht ihre Bedenken nicht aus dem Weg geräumt. „Die Stellungnahmen sind widersprüchlich”, kommentierte sie. „Sie versuchen, die möglicherweise unumkehrbaren Umweltfolgen ihres Projektes herunterzuspielen.” Für ein Symbol ihres Widerstandes wurde Oposa in den Werken von Nickelodeon fündig. Über ihrer Petition steht ein zorniger Sponge Bob, der eine Protesttafel in der Hand hält. Darauf steht: „Zerstört mein Zuhause nicht!”

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