Stuttgart 21 Grube bezeichnet Bahnprojekt als unumkehrbar

Es ist ein Meilenstein für Stuttgart 21: Sechs Jahre nach dem Baubeginn legt die Bahn feierlich den Grundstein. 2021 soll die unterirdische Durchgangsstation in Betrieb gehen. Wieder gibt es Proteste.

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Bahnchef Rüdiger Grube hat den Grundstein für das umstrittene Projekt gelegt. Quelle: AFP

Stuttgart Begleitet von Protesten hat Bahnchef Rüdiger Grube in der baden-württembergischen Landeshauptstadt den Grundstein für das Milliardenprojekt Stuttgart 21 gelegt. „Das ist ein deutliches Zeichen, dass das Projekt unumkehrbar ist“, betonte Grube am Freitag mit Blick auf Widerstände gegen das Vorhaben. Er sprach von einem „großen Geschenk“ an die Stadt. Am Rande der feierlichen Grundsteinlegung gab es Pfiffe und Proteste von etwa 150 Gegnern des Vorhabens. Vor sechs Jahren noch wollten Kritiker Stuttgart 21 mit Massenprotesten verhindern.

Die Bahn wies erneut Spekulationen um Kostenexplosionen zurück. Grube betonte, dass selbst bei Eintreten aller Risiken der Finanzierungsrahmen von 6,5 Milliarden Euro gewahrt bleibe. Dem Vernehmen nach kommt aber der Bundesrechnungshof in einem gesonderten Bericht auf Kosten von bis zu zehn Milliarden Euro. Ende 2021 soll die unterirdische Durchgangsstation in Betrieb gehen – daher der Name Stuttgart 21. Startschuss für den Baubeginn war bereits im Februar 2010.

Bei dem symbolischen Akt am Freitag legten Bahnvertreter auf dem ersten betonierten Abschnitt der Bodenplatte des Bahnhofs den Grundstein für das zentrale Bauwerk des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm. Der neue Bahnhof von Stararchitekt Christoph Ingenhoven ist Kern der Neuordnung des Bahnknotens Stuttgart. Durch die Tieferlegung des Bahnhofs samt Gleisen erhält die Schwabenmetropole zusätzliche Flächen.

Wenn Stuttgart 21 fertig sei, werde es viele Bahnfahrer begeistern, sagte Grube mit Blick auf die starken Behinderungen durch die Bauarbeiten. „Millionen Fahrgäste werden von kürzeren Reisezeiten, neuen Direktverbindungen und erweiterten Angeboten profitieren – und die ganze Stadt von 100 Hektar Stadtentwicklungsfläche mitten im Zentrum“, sagte er.

Stuttgart 21 ist aus Sicht der Befürworter ein Zukunftsprojekt, weil es die umweltfreundliche Schiene stärke und Verkehr unter die Erde verlege. „Der Lärm verschwindet und Flächen werden frei, wo jetzt noch rostige Gleise liegen. Die Mehrheit der Bürger in Baden-Württemberg befürwortet aus diesen Gründen das Projekt“, meinte der CDU-Politiker Norbert Barthle, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesverkehrsminister.

Die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) sagte bei der Grundsteinlegung, Stuttgart werde optimal in das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz der Zukunft eingebunden. „Eine Infrastruktur, die solche Qualitätssprünge ermöglicht, macht Baden-Württemberg für ansässige Betriebe, aber auch für potenziell neue Investoren noch attraktiver“, sagte sie.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann sowie Oberbürgermeister Fritz Kuhn (beide Grüne) hatten aus Termingründen abgesagt. Bei den Grünen ist das Vorhaben seit jeher umstritten. Die Proteste gegen den Tiefbahnhof Stuttgart 21 dauern seit Jahren an. „Gute Bahn statt Tunnelwahn“ stand auf einem Transparent der Gegner am Freitag. Mit Tröten, Trillerpfeifen, Schildern und Fahnen protestierten sie für eine Modernisierung des bestehenden Kopfbahnhofs als Alternative zur geplanten halb unterirdischen Durchgangstation.

Viele bereits getätigte Bauarbeiten könnten beim Konzept „Umstieg 21“ genutzt werden, sagte ein Sprecher des Aktionsbündnisses gegen S21. Einige Gegner blockierten kurzzeitig die Straße vor dem Bahnhof. Die Grundsteinlegung stand unter Polizeischutz. Vor sechs Jahren hatte es noch Massenproteste mit teils mehreren zehntausend Demonstranten gegeben.

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