Zum Projekt Stuttgart-Ulm zählt neben S21 auch die Neubaustrecke von Wendlingen nach Ulm. S21 soll nicht mehr als 6,526 Milliarden Euro kosten, die Ulmer Strecke nicht mehr als 3,26 Milliarden Euro. Das Risiko wächst aber, dass der S21-Finanzrahmen nicht reicht. Zwei Jahre ist S21 in Verzug – Prüfungen zur Statik und zum Brandschutz waren aufwendig, grünes Licht von Behörden kam später als erwartet.
Eine Tunnel-Abschnittsöffnung wurde von 300 Metern auf 90 Meter verkürzt, um weniger Bäume im angrenzenden Rosensteinpark fällen zu müssen. Dort lebt der streng geschützte Juchtenkäfer. Strangfeld steht in dem Bauabschnitt und blickt nach oben, wo ein Baum zu sehen ist. „Den Juchtenkäfer lassen wir leben“, sagt er.
Frank Schwonke steht auf dem Baugelände unweit des Bahnhofsgebäudes unter freiem Himmel. Ist sein Kollege Strangfeld Herr für den Untergrund von S21, so arbeitet Schwonke noch an der Oberfläche: Der Ingenieur überwacht den Bau auf dem Gelände des Hauptbahnhofs. Auch Schwonke will in die Tiefe – der bisher oberirdische Kopfbahnhof soll zur unterirdischen Durchgangsstation werden.
Von dieser „Tieferlegung des Bahnhofs“ allerdings ist noch nicht allzu viel zu sehen. Nur eine der 25 Beton-Bodenplatten liegt schon, auf zwei Dritteln der Abschnitte haben die Vorbereitungsarbeiten aber zumindest begonnen. Hauptgrund für die Verzögerung seien langwierige Genehmigungsverfahren, berichtet Schwonke.
Kompliziert sei der Bau auch wegen des Grundwassers. „Der neue Bahnhof liegt ungünstig zur eigentlichen Fließrichtung des Grundwassers“, erklärt Schwonke. Das Grundwasser kann nicht im großen Stil abgepumpt werden. Dies muss abschnittsweise erfolgen – was den Bau wiederum komplizierter mache und verlängere, so der 53-jährige Ingenieur.
Für das Abwasser wiederum werden drei sogenannte Düker gebaut, also unterirdische Wasserleitungen. Aus Sicht der Kritiker sind die Düker ein neuralgischer Punkt des Projektes – bei heftigem Niederschlag drohten sie überzulaufen, die ganze Umgebung könnte überschwemmt werden. Bahn-Mitarbeiter Schwonke widerspricht. Die Düker könnten extreme Hochwasser meistern, sagt er. Trotz der Verzögerungen hält die Bahn die ursprünglich geplante Bahnhofs-Inbetriebnahme im Jahr 2021 noch für machbar.
Ingenieur Schwonke übt sich in Optimismus. Die Vorbereitungen seien nun einmal aufwendig gewesen. „Aber jetzt können wir richtig loslegen, es dürfte stramm vorangehen.“