Während die Versorgungsengpässe der Unternehmen mit dem Rohstoff Zucker schon dazu geführt haben, dass diese Aufträge ablehnen mussten, beschert die EU-Politik den Zuckerherstellern in Europa traumhafte Renditen. Hersteller wie Südzucker und Nordzucker verzeichnen durch den gestiegenen Zuckerpreis Rekorderlöse. So hat das Mannheimer Unternehmen Südzucker Mitte Januar mitgeteilt, dass es für das laufende Geschäftsjahr, das am 28. Februar endet, mit einem Umsatzplus von etwa einer halben Milliarde Euro auf dann 7,5 Milliarden Euro rechnet. Vor allem dank der Zuckerfabrikation soll auch der Gewinn kräftig zulegen, um rund 150 Millionen Euro auf mehr als 900 Millionen Euro. Die Aktie des einzigen börsennotierten Zuckerfabrikanten in Deutschland konnte sich im Verlauf der vergangenen drei Jahre nahezu verdoppeln – und der Aufwärtstrend ist bislang weiter intakt.
Auch die Rübenbauern freuen sich über gute Preise für ihre Ernte. Zuletzt verzeichneten sie sogar Rekordernten. An den Versorgungsengpässen der Unternehmen änderte das allerdings wenig, weil alles, was oberhalb der Zuckerquote produziert wird, in Europa nicht verkauft werden darf. „Die Zuckerquote hemmt eine vollständige Versorgungssicherheit in der EU“, sagt Karsten Daum. „Durch die künstliche Knappheit aufgrund der Zuckerquote werden auch die Preise künstlich hochgehalten. Unternehmen sprechen heute von einer Zuteilungswirtschaft. Die Zuckerverwender brauchen mehr Wettbewerb am Zuckermarkt und eine höhere Liquidität.“
Dass die europäischen Zuckerproduzenten weiterhin den Schutz der EU brauchen, weil sie sonst im Wettbewerb untergehen könnten, sieht Daum nicht: „Die europäischen Zuckerproduzenten gehören zu den größten und wettbewerbsfähigsten weltweit. Sie brauchen keinen übertriebenen Schutz durch eine überholte Marktordnung, die dazu in Kauf nimmt, dass Wachstumschancen in der mittelständischen Ernährungsindustrie verloren gehen.“ Kurioserweise bestätigt sogar der Zuckerindustrie-Verband WVZ in seinen Stellungnahmen, dass die Ziele der Zuckermarktordnung längst erreicht wurden. Weil der Markt aber im Gleichgewicht sei, befürwortet der Verband die Verlängerung der Quotenregelung bis 2020, um den europäischen Markt vor den großen Preisschwankungen im internationalen Handel zu schützen. Derzeit plädiert die EU-Kommission also für eine Abschaffung der Quote, der Agrarausschuss des EU-Parlaments hingegen für eine Verlängerung.