Supermärkte in Südafrika Ein schwieriger Markt

Supermärkte in Südafrika galten lange Zeit als ein heißer Investment-Tipp. Doch inzwischen zeigen sich Probleme an vielen Enden.

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Die Supermarktbranche Südafrikas leidet unter dem eingebrochenen Konsum. Quelle: dpa

Kapstadt Noch vor ein paar Jahren waren Südafrikas Einzelhändler international heiß umworben: Mit ihrer modernen Infrastruktur und den insgesamt gesunden Bilanzen galten sie bei der Konkurrenz in Europa oder Nordamerika als ideales Sprungbrett für eine Expansion nach Afrika, wo Supermärkte westlichen Zuschnitts bis heute fast unbekannt sind. Für Schlagzeilen sorgte Anfang 2011 dabei vor allem die Übernahme des in Johannesburg beheimateten Handelskonzerns Massmart durch den amerikanischen Handelsriesen Walmart. Für die von Walmart damals erworbenen 51 Prozent an Massmart, das neben Südafrika noch in 13 weiteren afrikanischen Ländern aktiv ist, zahlten die Amerikaner damals satte 2,3 Milliarden Dollar.

Inzwischen hat sich dieses Bild jedoch grundsätzlich gewandelt. Statt ausländische Interessenten anzulocken, gehen die Südafrikaner nun ihrerseits international in die Offensive: Symptomatisch dafür steht der Aufkauf des St. Galler Handelsunternehmens Spar Schweiz durch die Spar Group aus Südafrika. Die in Johannesburg börsennotierte Spar Group Ltd. setzte in ihren fast 2.000 Läden am Kap im vergangenen Jahr umgerechnet rund 5,5 Milliarden Euro um und erwirtschaftete dabei einen Betriebsgewinn von 170 Millionen Euro. Damit zählt sie nach Ansicht von Beobachtern zu den erfolgreichsten Spar-Töchtern weltweit. Seit fast zwei Jahren gehört den Südafrikanern zudem die Mehrheit an der BWG Group, die ihrerseits die Spar-Lizenzen für über 1.300 Läden in Irland und dem Südwesten von England hält.

In Südafrika verfügt die Spar Group über einen Marktanteil von etwas weniger als 25% am Lebensmittelmarkt. Seit den 1960er Jahren ist das Unternehmen in Südafrika aktiv. Daneben betreibt die Handelskette einige Filialen in den Nachbarländern. Das Konzept von Spar besteht im südlichen Afrika darin, qualitativ hochwertige Produkte zu günstigen Preise anzubieten. Dabei verfügt der Konzern über drei Verkaufsformate: den gewöhnlichen Spar-Laden um die Ecke, den sogenannten Superspar, bei dem man auch viele importierte Lebensmittel bekommt sowie den kleinen Kwikspar am anderen Ende des Spektrums mit seinem reduzierten Angebot an Waren des täglichen Bedarfs.

Die größten Konkurrenten von Spar sind in Südafrika die im mittleren und unteren Marktsegment angesiedelten Lebensmittelketten Pick n Pay und Shoprite sowie das ausschließlich im oberen Segment aktive Woolworths. Shoprite ist vor allem bei der Expansion nach Afrika die klare Nummer eins unter den Einzelhändler vom Kap.

Die Übernahme der 185 Spar-Supermärkte und Express-Läden in der Schweiz durch die Südafrikaner fällt in eine wirtschaftlich schwierige Zeit für das Land am Kap: Die Wirtschaft im einzigen Industrieland Afrikas wächst inzwischen mit 0,6% nur noch minimal, die Arbeitslosigkeit verharrt auf hohem Niveau und der Konsum ist stark rückläufig. Besonders hart trifft Südafrika aber der enorme Einbruch seiner Währung Rand. Eine baldige Stabilisierung der gegenwärtig deutlich unterbewerteten Währung sei wegen der hohen politischen Risiken derzeit eher unwahrscheinlich, glaubt der unabhängige Ökonom Cees Bruggemans.


Massiver Arbeitsplatzabbau bei Südafrikas Supermärkten

Daneben plagte Südafrika bis vor kurzem die Sorge, es könnte vielleicht schon Anfang Juni von den Ratingagenturen auf Ramschstatus herabgestuft werden. Doch diese wollen nun noch damit bis Dezember warten. Seit Staatschef Jacob Zuma Ende 2015 binnen weniger Tage gleich zweimal den Finanzminister austauschte, ist das Vertrauen in die Regierung völlig zerrüttet.

Als Reaktion auf die Eintrübung der allgemeinen Lage haben Südafrikas Supermärkte bereits massiv Arbeitsplätze abgebaut. Wegen des hohen wirtschaftlichen Drucks auf die Verbraucher prophezeien Beobachter wie David Shapiro vom Johannesburger Finanzmanager Sasfin zudem einen noch stärkeren Anstieg fauler Kredite wie einen Rückgang der Profite. Entsprechend gering ist derzeit das Interesse ausländischer Ketten an Zukäufen am Kap.

Aber auch im übrigen Afrika ist der Konsum eingebrochen. Während der weltweit größte Brauer Anheusser Inbev gerade für über 100 Milliarden Dollar seinen südafrikanisch-britischen Erzrivalen SAB Miller schluckt, um dadurch Zugriff auf dessen potenziell lukratives Afrikageschäft zu bekommen, werden diese Hoffnungen zeitgleich von einer schweren Wirtschaftsflaute auf dem Kontinent konterkariert. Statt wie in den vergangenen Jahren um bis zu sechs Prozent soll Afrika nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) dieses Jahr allenfalls noch um drei Prozent wachsen und dürfte damit nicht einmal sein hohes Bevölkerungswachstum kompensieren.

„Viele Hoffnungen haben sich zerschlagen, etwa jene südafrikanischer Einzelhändler schon in zwei oder drei Jahren die Hälfte ihres Geschäfts in Afrika abzuwickeln“ sagt Doug Murray, Chef der südafrikanischen Bekleidungsgruppe Foschini. Selbst ein Pionier wie die Supermarktkette Shoprite hat der neuen Realität inzwischen Tribut gezollt und expandiert nur noch zögerlich: Hatte Shoprite noch vor ein paar Jahren die Eröffnung von 600 bis 700 Läden allein in Nigeria, Afrikas größter Volkswirtschaft, geplant, sind es bislang ganze zwölf geblieben.

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