Tarifkonflikt Die Hoffnung der Lufthansa ist weiblich

Im Tarifkonflikt zwischen der Lufthansa mit den eigenen Piloten ist Diplomatie gefragt. Zwei Frauen spielen bei den Verhandlungen einen Schlüsselrolle. Sie sollen das Spitzenpersonal zurück ins Cockpit holen.

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Die Pilotenvereinigung Cockpit und streitet mit der Lufthansa um die Altersvorsorge. Quelle: dpa

Frankfurt Nach dem Piloten-Streik ist vor der nächsten Verhandlungsrunde. Möglichst schnell müsse man wieder in Gespräche kommen, hat der scheidende Lufthansa-Chef Christoph Franz während des dreitägigen Ausstandes der Flugzeugführer gefordert. Eine Schlüsselrolle in dem schwierigen Tarifkonflikt kommt zwei Frauen zu: Der Tarifexpertin Ilona Ritter auf Seiten der Vereinigung Cockpit und der Lufthansa-Arbeitsdirektorin Bettina Volkens.

Die promovierte Juristin Volkens ist erst seit August 2012 bei der Lufthansa, gehört seit dem 1. Juli 2013 als Arbeitsdirektorin dem Vorstand des Dax-Konzerns an. Die 50-Jährige gilt als Vertraute des Vorstandschefs, der sie aus gemeinsamen Zeiten bei der Deutschen Bahn AG schätzt. Auch dort trug Volkens in mehreren Funktionen Personalverantwortung und konnte zahlreiche Erfahrungen in heftigen Tarifauseinandersetzungen mit einer kämpferischen Spartengewerkschaft sammeln - in dem Fall der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer.

Als beim jüngsten Vorstandsumbau der Lufthansa klar wurde, dass Volkens anstelle von Peter Gerber maßgeblich die künftigen Tarifverhandlungen verantwortet, keimte bei Lufthansa die Hoffnung auf einen verbindlicheren Umgangston. In Gewerkschaftskreisen war der zur Frachttochter Lufthansa Cargo wechselnde Gerber bereits heftig angefeindet worden, eine Lösung mit ihm wurde für nahezu unmöglich erklärt. In der Sache freilich muss Volkens zeigen, dass sie ebenso hart wie Gerber für die Belange des Unternehmens kämpfen kann, das unter einem heftigen Wettbewerbsdruck steht.

Bei den Tarifverhandlungen für die Piloten sitzt ihr die erfahrene VC-Tarif-Frau Ritter gegenüber, der ebenfalls freundlicher Umgang bei gleichzeitiger Hartnäckigkeit nachgesagt wird. Die 58 Jahre alte Wirtschaftsingenieurin hat ihre Luftfahrtkarriere 1972 noch bei der DDR-Fluggesellschaft Interflug gestartet. Nach der Wende heuerte die gebürtige Niederlausitzerin in Frankfurt bei der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) an, die damals noch die Tarife für die Lufthansa-Piloten aushandelte.

Drei Jahre nach dem Aufstieg des unscheinbaren Berufsverbands Vereinigung Cockpit zur tariffähigen Gewerkschaft wechselte Ritter 2004 ins Tarifressort der Spartengewerkschaft. Zehn Jahre später verhandelt die VC nahezu alle Piloten-Tarifverträge bei deutschen Fluggesellschaften aus und kann auf einen extrem hohen Organisationsgrad bei der Lufthansa bauen. Dass sie keine Pilotin ist, stört Ritter im Tarifgeschäft nicht. „Ich habe lang genug bei einer Fluggesellschaft gearbeitet und bin mit einem erfahrenen Piloten verheiratet, um den Alltag dieser Berufsgruppe aus dem Effeff zu kennen“, sagte sie der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.


Weitere Verhandlungen warten

Erste Signale für eine Wiederaufnahme der Verhandlungen haben die Parteien bereits während der Streiktage gesendet. Lufthansa brachte einen externen Moderator ins Spiel, der die Gespräche wieder in Gang bringen könne, ohne gleich eine formale Schlichtung anzugehen. VC brachte ins Gespräch, die Kosten der Übergangsversorgung zu deckeln.

Der Konflikt um die Gehälter der rund 5400 Piloten ist längst in den Hintergrund getreten. Im Kern geht es um die Übergangsrenten, die bislang den Piloten ab einem Durchschnittsalter von 59 Jahren den Vorruhestand versüßten. Lufthansa will den Schnitt nach oben heben und dafür vor allem Berufsanfänger stärker belasten. VC will diese „Generationenteilung“ nicht mitmachen und das bisherige System auf weitere Jahrzehnte festschreiben.

Besteht Bettina Volkens die Nagelprobe mit den Piloten, stehen der Lufthansa-Personalchefin bald die nächsten harten Verhandlungen ins Haus. Mit allen Gewerkschaften von VC über Verdi bis Ufo muss sie über die künftigen Betriebsrenten sprechen, die Lufthansa wegen der davonlaufenden Kapitalkosten ebenfalls einseitig gekündigt hat. Und zum nächsten Jahr läuft der Tarifvertrag für die längst nicht mehr handzahmen Flugbegleiter aus.

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