Taxi-Apps in Indien Wo Uber nur die zweite Geige spielt

Nachdem die Taxi-App Uber in mehreren europäischen Ländern von Gerichten ausgebremst wurde, versucht sie sich nun am Massenmarkt Indien. Doch die lokale Konkurrenz könnte die Milliardeninvestition vermiesen.

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Wer ein Uber-Taxi in Indien bestellt, spielt ein Glücksspiel. Quelle: dpa

Neu Delhi Die Freude an der ansprechend gestalteten Uber-App wird schon wenige Sekunden nach der Bestellung eines Taxis in der indischen Hauptstadt Neu Delhi getrübt. In Sekundenschnelle hat das Programm ein freies Taxi gefunden. Fahrer und Passagier können sehen, wo der jeweils Andere sich gerade befindet. Trotzdem klingelt sofort das Telefon. „Wohin soll ich kommen?“, fragt der Fahrer in gebrochenem Englisch.

Der Passagier wiederholt einfach immer wieder die Abkürzung „GPS“ in der Hoffnung, dass der Fahrer einfach dem in der App eingebauten Navigationssystem folgt. Irgendwann legt dieser auf. Ohne Hinweis darauf, ob er nun kommt oder nicht.

Wer ein Uber-Taxi in Indien bestellt, spielt ein Glücksspiel. Viele Fahrer sind sehr aufmerksam, ortskundig und manövrieren gekonnt durch den chaotischen Verkehr der indischen Großstädte. Doch oft genug passiert es auch, dass sie offenkundig überfordert sind und es teilweise nicht einmal schaffen, ihren Fahrgast überhaupt zu finden.

Die schwankende Qualität liegt auch am Geschäftsmodell von Uber. Das Unternehmen besitzt keine Taxis, sondern verbindet mit seiner App nur Fahrgäste und selbstständige Fahrer. Deren Qualität kann der Fahrgast zwar per Sternesystem bewerten - angestellt bei Uber sind die Fahrer aber nicht. Für die Verbindung zwischen Fahrer und Fahrgast nimmt Uber einen Teil vom Fahrpreis.

Von dem System sind Investoren so überzeugt, dass sie dem Unternehmen umgerechnet rund zehn Milliarden Euro zur Verfügung gestellt haben. Indien ist für Uber einer der wichtigsten Märkte überhaupt. Mehr als 900 Millionen Euro will das Unternehmen hier bis Ende 2016 investieren.

Der Fokus auf Indien ist für Uber auch deshalb so wichtig, weil es in vielen entwickelten Märkten nicht so recht Fuß fassen kann. In Deutschland haben zum Beispiel Gerichte verboten, dass sich Privatpersonen ohne Taxilizenz als Fahrer bei der App anmelden. Uber kann deshalb nur ganz normale Taxis vermitteln und bietet keinen Flexibilitäts- oder Preisvorteil.


Ola-App macht Uber Konkurrenz

Indien mit seinen fast 1,3 Milliarden Einwohnern hat hingegen beste Wachstumschancen. Erst seit drei Jahren dort aktiv, hat Uber nach eigenen Angaben inzwischen mehr als 250.000 angemeldete Fahrer und ist in fast 30 Städten aktiv. Zwar verlangt die Regierung auch hier, dass nur lizenzierte Taxifahrer für den Dienst fahren, die Registrierung ist jedoch deutlich einfacher und günstiger als in Deutschland.

Doch in Indien zeigt sich inzwischen ein ganz anderes Problem. Die Taktik von Uber, mit möglichst viel Geld in neue Märkte zu drängen, scheint auf dem Subkontinent nicht zu reichen. Scheinbar aus der zweiten Reihe bietet ein lokaler Konkurrent den US-Amerikanern nicht nur die Stirn, sondern hat sogar die Marktführerschaft übernommen.

Obwohl der indische Konkurrent Ola lange Zeit finanziell nicht mithalten konnte, bedient er nach eigenen Angaben inzwischen fast vier Mal so viele Städte wie die US-Konkurrenz. Auch bei den angemeldeten Fahrern hängt es demnach die Amerikaner um mehr als 100.000 ab.

Im vergangenen Jahr kam nun auch das große Geld. Ola sammelte in mehreren Finanzierungsrunden geschätzt rund 800 Millionen Euro Investorengelder ein, in diesem Jahr soll Medienberichten zufolge noch einmal mindestens so viel dazu kommen.

Ola hat zwei große Vorteile gegenüber Uber. Es kann sein Kapital auf ein Land konzentrieren. Und es hat dem Heimvorteil. Anders als Uber bietet es eine viel größere Bandbreite von Fahrzeugtypen an - von der großen Limousine bis hin zur dreirädrigen Auto-Rikscha. Auch bei den Zahlmethoden ist es Uber voraus. Das Bezahlen per Kreditkarte ist in Indien keine Selbstverständlichkeit. Während Ola deshalb von Anfang an die Option anbot, den Taxifahrer in Bar zu bezahlen, zog Uber erst vor ein paar Monaten nach.

Zurzeit profitieren vor allem die Kunden von den gefüllten Kriegskassen der Konkurrenten. In einigen Städten kostet ein Kilometer Fahrt in einem Uber- oder Ola-Taxi inzwischen weniger als zehn Cent. Ihren Fahrern zahlen die Unternehmen stattdessen fleißig Prämien. Offiziell gibt es dazu keine Zahlen, die Fahrer sprechen jedoch von Bonuszahlungen von mehr als 100 Euro pro Tag, wenn sie genügend Fahrten abschließen. „Niemand kann unter diesen Bedingungen profitabel arbeiten“, schreibt Start-up-Beraterin Kulpreet Kaur in einem Blogeintrag. „Die Frage ist nur, wer länger durchhält.“

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