Tengelmann Wie es nach dem Gerichtsentscheid weitergeht

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Wird Rewe nun den Zuschlag kriegen?

 

Wird Rewe nun den Zuschlag kriegen?

Der Kölner Handelskonzern hat sein Übernahmeangebot zumindest noch einmal erneuert. Gegenüber der Bild-Zeitung sagte Rewe-Chef Alain Caparros, dass er weiterhin bereitstehe. „Rewe würde die Arbeitsplätze sichern, bestehende Tarifverträge übernehmen und die betriebliche Mitbestimmung in vollem Umfang garantieren.“

Dass es zu einer Blockübernahme durch Rewe kommen wird, bezweifelt Handelsexperte Funder aber: „Da das Gericht die Ministererlaubnis für Edeka einkassiert hat, dürfte Rewe auch keine besseren Aussichten haben.“ Zumal die Aspekte, die die Monopolkommission bei einer Fusion mit Edeka monierte, auch für Rewe gelten dürften: Die Marktmacht des zusammengeschlossenen Unternehmens wäre in Berlin, Bayern und Nordrhein-Westfalen zu groß und die Position bei Verhandlungen mit Lieferanten zu stark.

 

Ministererlaubnis

Was wird nun aus Kaiser’s Tengelmann?

Schon im Vorfeld drohte Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub indirekt mit einem Aus für die Supermarktkette, sollte die Fusion mit Edeka nicht zustande kommen. Ohne eine Einigung gebe es für Kaiser’s Tengelmann „verschiedene Möglichkeiten, aber keine sympathischen“.

Der Betriebsratsvorsitzende bei Kaiser’s Tengelmann, Volker Bohne, machte gegenüber der Berliner Zeitung bereits im Februar deutlich, was das heißen könnte: „Dann wird Tengelmann sämtliche Filialen schließen.“

Ob es soweit kommt? Eher nicht. Wahrscheinlicher ist, dass Kaiser’s Tengelmann zerschlagen wird. „Die Übernahme durch mehrere, hoffentlich kleinere Anbieter ist die wahrscheinlichste Option“, sagt Funder.

Auch Kartellrechtler Jörg Karenfort von der Kanzlei Dentons hält eine Aufspaltung für das wahrscheinlichste Szenario. „Was wir beobachten ist ja die klassische kartellrechtliche Konstellation. Wenn etwas fusionskontrollrechtlich nicht geht, dann wird nur der Teil verkauft, der wettbewerblich unbedenklich ist“, sagt der Jurist.



In der Vergangenheit hatte bereits die Handelsgruppe Coop mit Sitz in Kiel, die unter der Marke Sky zahlreiche Märkte in Norddeutschland betreibt, Interesse an den Kaiser’s Tengelmann-Märkten in Berlin und Brandenburg signalisiert. „Coop hat schon länger ein Auge auf Berlin geworfen“, sagte im vergangenen Jahr eine Unternehmenssprecherin gegenüber der WirtschaftsWoche.

Ein anderer Teil der Filialen könnte an das hessische Handelsunternehmen Tegut gehen. „Sollte es bei Kaiser’s Tengelmann Bewegung geben, sind wir an den bayrischen Märkten interessiert und würden gerne in die Verhandlungen einstiegen“, sagte Geschäftsführer Thomas Gutberlet ebenfalls im vergangenen Jahr. Auch der Tegut-Eigner, die Schweizer Handelsikone Migros, hatte bereits Interesse angemeldet.

 

Was wird im Falle einer Zerschlagung aus den Mitarbeitern?

Bis zu 8000 Mitarbeiter könnten ihren Job verlieren, sollte die Fusion nicht zustande kommen – das hatte Tengelmann-Chef Haub mehrfach angedroht. „Aus Sicht der Tengelmann-Mitarbeiter war der Gerichtsentscheid schlecht“, vermutet auch Funder. „Im Falle einer Zerschlagung wird es kaum mehr eine Arbeitsplatzgarantie geben.“

Schon das Ursprungsangebot von Edeka sah ein Restrukturierungsprogramm inklusive Arbeitsplatzverlusten bei Kaiser’s Tengelmann vor. „In Summe gibt es im deutschen Lebensmitteleinzelhandel zu viel Einkaufsfläche “, sagt Funder. „Es kann also durchaus zu einer Marktbereinigung kommen.“ In der Konsequenz heißt das: einzelne Kaiser's-Tengelmann-Filialen könnten geschlossen werden.

Höchstwahrscheinlich trifft das vor allem Filialen in Nordrhein-Westfalen. Dort ist der Restrukturierungsstau sowie die Konkurrenz am höchsten.

 

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