Textilkette Kik will Opfern von Fabrikbrand nicht mehr zahlen

255 Arbeiter sind vor zwei Jahren in einer pakistanischen Textilfabrik bei einem Brand umgekommen. Der Opferanwalt fordert vom Textildiscounter Kik eine langfristige Entschädigung. Doch das Unternehmen weigert sich.

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Kik will den Opferfamilien nicht mehr geben als die eine Million US-Dollar an Soforthilfe (rund 740.000 Euro), die an die Betroffenen bereits ausgezahlt wurde. Quelle: dapd

Berlin Fast zwei Jahre nach einem Brand mit 255 Toten in einer pakistanischen Textilfabrik sind Gespräche über eine Entschädigung für Angehörige und Überlebende gescheitert. Der Textildiscounter Kik sei nicht bereit, über eine langfristige Wiedergutmachung zu verhandeln, sagte Opferanwalt Faisal Siddiqi am Freitag in Berlin.

Kik wolle nicht mehr geben als die eine Million US-Dollar an Soforthilfe (rund 740.000 Euro), die an die Betroffenen bereits ausgezahlt wurde. Das sei bei einem Treffen von Unternehmensvertretern mit der pakistanischen Arbeitsrechtsorganisation Piler am Mittwoch in Berlin klargeworden.

Piler vertritt die Interessen der Opfer, zu denen auch 55 verletzte Überlebende des Brandes gehören. Kik war der Hauptabnehmer der Kleidung aus der Textilfabrik Ali Enterprises in der Hafenstadt Karachi, die am 11. September 2012 in Flammen aufging. Piler und die Menschenrechtsvereinigung ECCHR sehen deshalb bei Kik eine Mitverantwortung für den Brand und seine Folgen. Der Brandschutz in dem Gebäude war unzureichend. Nach einem Kurzschluss breitete sich das Feuer schnell aus, die Notausgänge waren verschlossen.

Das Unternehmen Kik vertrat die Ansicht, „dass wir durch die Zahlung von einer Million US-Dollar sowohl zur kurzfristigen als auch zur langfristigen Unterstützung der Betroffenen bereits einen anteiligen Beitrag geleistet haben“. So sei es im Dezember 2012 in einer Vereinbarung mit Piler festgehalten worden. Künftige Hilfen für die Opfer und Verletzten müssten „von einer breiten Allianz getragen und gemeinsam ermittelt werden“, hieß es am Freitag in einer Stellungnahme.

Bei dem Treffen in Berlin sei nicht klargeworden, „welcher Bedarf durch die bereits von Kik erfolgten Zahlungen gedeckt wurde“, bemängelte das Unternehmen. So sei offen geblieben, wie viel Geld zum Beispiel in ärztliche Behandlungskosten und wie viel in langfristige Ausgleichsmaßnahmen wie Rentenansprüche geflossen sei.

Rechtsanwalt Siddiqi forderte das Unternehmen auf, über langfristige Entschädigungen zu verhandeln. Dazu habe sich Kik in der Vereinbarung von Dezember 2012 verpflichtet. Wenn Kik dazu nicht bereit sei, könnte eine Klage wegen Vertragsbruchs vor einem deutschen Gericht der nächste Schritt sein.

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