Der frühere Top-Manager Thomas Middelhoff hat am Montag seinen Dienst als Hilfskraft in einer Behindertenwerkstatt in Bielefeld wieder aufgenommen. Von seinem Gehalt müsse der 63-Jährige einen Beitrag von 200 Euro zu den Haftkosten leisten, sagte die Leiterin der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Senne, Kerstin Höltkemeyer-Schwick.
Das übrige Geld gehe an den Insolvenzverwalter. Nachdem Middelhoff Privatinsolvenz anmelden musste, machen seine Gläubiger Millionenforderungen gegen ihn geltend. Nach früheren Angaben verdient der Ex-Manager bei seinem Job als Hilfskraft ein Bruttogehalt 1785 Euro.
Nach Arbeitsende müsse Middelhoff wieder in die Haftanstalt zurückkehren, so die JVA-Leiterin. Aus gesundheitlichen Gründen sei er dort allein in einem Haftraum untergebracht. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur leidet der 63-Jährige unter einer Autoimmunerkrankung. Seine Anwälte hatten unter Hinweis auf die Krankheit seine Haftfähigkeit zunächst bestritten.
Die besten Zitate von und über Thomas Middelhoff
Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff musste sich einem knappes halbes Jahr vor dem Essener Landgericht wegen des Vorwurfs der Untreue verantworten. Eine Übersicht von Zitaten rund um die Ereignisse der vergangenen Monate.
„Ich bin wie die Katze übers Dach. Ich musste drei Meter tief auf eine Garage springen und dann noch einmal drei Meter auf die Straße.“
(Middelhoff über seine filmreife Flucht vor Fotografen nach einem Termin bei einem Gerichtsvollzieher in Essen Ende Juli, bei dem er seine Vermögensverhältnisse hatte offenlegen müssen)
„Das ist wie ein apokalyptischer Traum.“
(Middelhoff zu Pfändungsversuchen von Gläubigern am Rande seines Untreue-Prozesses vor dem Essener Landgericht)
„Er hat eigentlich immer gearbeitet, immer, immer.“
(Middelhoffs Gattin Cornelie Middelhoff als Zeugin vor Gericht zur Arbeitsbelastung ihres Mannes)
„Das war ein fliegendes Büro für ihn.“
(Ein früherer Mitarbeiter Middelhoffs als Zeuge vor Gericht zu den umstrittenen Charterflügen seines Ex-Chefs)
„Stau war das Schlimmste für ihn.“
(Der langjährige Fahrer des Managers als Zeuge vor Gericht)
„Mir und meiner unternehmerischen Tätigkeit ist großer Schaden zugefügt worden.“
(Middelhoff zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen ihn, die er als „uferlos“ und „unverhältnismäßig“ empfindet)
„Ich habe mich nie als Controllerin meines Chefs gesehen.“
(Eine ehemalige Sekretärin des Managers, die sagte, sie habe Middelhoffs Entscheidungen als „gottgegeben“ hingenommen.)
Nach Abschluss eines mehrtägigen Aufnahmeverfahrens hatte die Justizvollzugsanstalt entschieden, dass der 63-Jährige seine Haft vorerst im offenen Vollzug verbüßen darf. Es gebe keine Hinweise für Fluchtgefahr oder die Gefahr neuer Straftaten. Mit der Arbeit in einer Sozialeinrichtung erfülle Middelhoff zudem auch die Voraussetzungen für eine Beschäftigung als Freigänger, so die JVA-Leiterin.
Der 63-Jährige ist wegen Untreue und Steuerhinterziehung zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der ehemalige Chef des Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor hatte zunächst Anfang Mai die Stelle als Hilfskraft angetreten. Seit Antritt seiner Haft am 13. Mai durfte er während des Aufnahmeverfahrens die Anstalt aber zunächst nicht verlassen und war deshalb auch nicht bei der Arbeit.