Ticket-Händler Warum Ticketriese Eventim so umstritten ist

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Die Gnade des Kartellamts

Die erfolgreichsten Musiker der Welt
The Rolling Stones - 200 Mio. verkaufte PlattenThey can't get no satisfaction - sie kriegen nicht genug: Die Rolling Stones feiern 2012 ihr 50. Bühnenjubiläum. Mit geschätzten 200 Millionen verkauften Tonträgern zählen Mick Jagger, Keith Richards, Ron Woods und Charlie Watts (von rechts nach links) zu den kommerziell erfolgreichsten Bands aller Zeiten. Bereits seit 1962 rocken sie die Bühnen dieser Welt mit Hits wie „Angie“, „Start me up“ oder „Paint it black“. Allerdings sollte man meinen, dass nach 50 Jahren mehr Verkäufe zu Buche stehen - allerdings zählt nicht nur Qualität sondern auch Qualität. Und da haben andere Künstler vielfach die Nase vorn. Wer? Das zeigen wir auf den folgenden Bildern.Die Daten sind geschätzt und ohne Gewähr, da die Erfassung weltweit über lange Zeiträume äußerst schwierig ist. Die Schätzungen beruhen auf Angaben aus Quellen wie Biographien, Statistiken und Fachliteratur. Quelle: dpa
AC/DC - 200 Mio. verkaufte PlattenDie Rockband, gegründet von den Brüdern Angus (links) und Malcolm Young (nicht im Bild), hat sich seit ihrer Gründung sehr verändert. Schon kurz, bevor sie ihr erstes Album veröffentlichten, tauschten sie ihren damaligen Leadsänger Dave Evans durch Bon Scott aus. Mit ihm nahmen sie ihr legendäres Album „Highway to Hell“ auf. Doch der Sänger verstarb 1980, die Band stand vor der Auflösung - bis Brian Johnson (links) den Posten übernahm. Ihr erstes Album mit dem neuen Mann sollte ihr erfolgreichstes überhaupt werden: „Back in Black“ verkaufte sich 42 Millionen mal und ist bis heute die zweiterfolgreichste Platte überhaupt. Quelle: picture-alliance
Cher - 210 Mio. verkaufte PlattenAls Popsängerin hat sich die oftmals operierte Dame besonders mit „Believe“ in das Gedächtnis ihrer Anhänger gebrannt. Insgesamt hat die Amerikanerin bisher 210 Millionen Tonträger verkauft, darunter Alben wie „Heart of Stone“ und „Love Hurts“. Aber Cher war nicht nur als Sängerin erfolgreich, sondern auch als Schauspielerin: Für ihre Darstellung in dem Film „Mondsüchtig“ erhielt sie 1988 den Oscar als „beste Hauptdarstellerin“. Quelle: dpa
Céline Dion - 230 Mio. verkaufte PlattenDer Titanic-Titelsong „My heart will go on“ ist bis heute Céline Dions größter Hit. Die Kanadierin gewann mit diesem Lied 1998 den Oscar für den besten Filmsong und drei Grammys. Das sind aber nicht ihre einzigen Erfolge: Im Ranking der meistverkauften Alben weltweit schafft sie es gleich mit zwei Alben in die Top 20: mit „Falling into you“ (32 Millionen verkaufte Platten) und „Let's talk about love“ (31 Millionen verkaufte Platten). Quelle: dapd
The Wailers - 250 Mio. verkaufte PlattenBesser bekannt als „Bob Marley & The Wailers“. Die Reggae-Ikone war zunächst einfaches Bandmitglied, wurde mit der Zeit aber zum Superstar und Zugpferd. Das Duo Marley und Peter Tosh zeichnet für die Platte „Catch a fire“ verantwortlich, die dem Reggae international den Durchbruch und zahllose Fans bescherte. Bis zu Marleys Tod - und darüber hinaus - feierte die Kombo etliche Hits. Obwohl es die Band bis heute gibt, verschwand sie nach Marleys Tod 1981 in die Bedeutungslosigkeit. Quelle: dapd
Elton John - 250 Mio. verkaufte PlattenDer Balladen-König bringt seine Fans regelmäßig mit Hits wie „Can you feel the love tonight“ oder „Don't go breaking my heart“ zum Schmelzen. Sir Elton John kann sogar sich selbst covern und ist damit erfolgreich. Sein Lied „Candle in the wind“, das er einst für Marilyn Monroe geschrieben hatte, textete er 1997 nach dem Tod von Prinzessin Diana um. Mit der Coverversion brach er sämtliche Verkaufsrekorde - der Song verkaufte sich 33 Millionen Mal und ist damit die erfolgreichste Single aller Zeiten. Aber schon seit den 1970ern gilt John als einer der größten Musikstars überhaupt. Quelle: Reuters
Pink Floyd - 260 bis 300 Mio. verkaufte PlattenEine der heterogensten und einflussreichsten Bands der Musikgeschichte. Unter Sänger und Komponist Syd Barrett entstanden in der Anfangszeit legendäre psychedelische Alben. Barrett musste wegen seines Drogenkonsums und psychischer Probleme die Band verlassen, kurz nachdem David Gilmour hinzugestoßen war. Das Ruder übernahm Gründungsmitglied Roger Waters. 1973 erschien das von allen Mitgliedern komponierte „The Dark Dide of the Moon“. Mit diesem Album hielt sich die Band 740 Wochen in den Billboard-Charts - das ist bis heute Rekord. 1985 stieg Waters nach Problemen mit David Gilmour aus. Pink Floyd haben sich nie offiziell aufgelöst, aber nach dem Tod von Keyboarder Richard Wright ist nicht mehr mit einem Comeback zu rechnen. Quelle: dapd

Auch hier kann CTS Eventim auf die Gnade des Bundeskartellamtes bauen, das in der Marktmacht quer durch das Veranstaltungsbusiness noch immer keine Gefahr für den Wettbewerb sieht. Die Bonner Beamten prüften die Frage, ob CTS Eventim seine Marktposition missbraucht, indem das Unternehmen konkurrierende Veranstalter von der Lanxess Arena fernhält oder durch schlechtere Buchungsbedingungen behindert. Und das Amt prüft, ob CTS Eventim Druck auf Fremdveranstalter ausübt, um den Ticketvertrieb aller dort stattfindenden Veranstaltungen an sich zu reißen.

Die Antwort des Bundeskartellamtes fiel im Sinne von CTS aus: „Die mit hoher Wahrscheinlichkeit bestehenden marktbeherrschenden Stellungen von Eventim im Veranstalter-Markt und im Ticketvertriebsmarkt werden durch den Erwerb der Lanxess Arena nicht verstärkt.“ Es gebe ja für Veranstalter genug Ausweichmöglichkeiten zur Lanxess Arena, etwa die König-Pilsener-Arena in Oberhausen. Außerdem erwartet das Amt nicht, dass CTS fremden Veranstaltern vorgeben kann, Tickets nur über das Eventim-System zu vertreiben.

Für Schulenberg ist das wie ein Freibrief, ungehemmt weiter zu wachsen. „Bei uns wird jeder Veranstalter gleich behandelt“, behauptet er, „unabhängig davon, ob er zur Gruppe gehört oder nicht.“

Branchenexperte Trippe schmunzelt darüber nur. „Eventim kann sehr wohl deutlich machen, wer Herr im Hause ist“, sagt er. „Die können mit exklusiven Vorverkaufsaktionen, die den Direktvertrieb und die damit verbundenen Gebührenerlöse forcieren, dafür sorgen, dass lediglich deren Web-Shop oder Callcenter freigeschaltet werden soll.“ Scumeck Sabottka, Chef der Berliner MCT Agentur GmbH, behauptet sogar, „dass Veranstalter, die das Kartengeschäft nicht aus der Hand geben wollen, eine höhere Miete zahlen müssen“.

Sabottka, der die Touren der Bands Rammstein und Kraftwerk organisiert und 2014 den britischen Superstar Robbie Williams sowie die kanadische Indie-Rockgruppe Arcade Fire durch Deutschland schickt, geht darum eigene Wege. So bucht er nicht die von CTS gepachtete Waldbühne, sondern das Amphitheater Wuhlheide im Osten Berlins. Dazu verkauft er die Karten über die Online-Plattform tickets.de, die er 2005 gründete. Vorverkaufsgebühr zehn Prozent, Zusatzkosten: keine.

„Eventim mit ihrem unverschämten Gebührengebaren meide ich wie die Pest“, sagt Sabottka. „Durch jede zu viel gezahlte Gebühr wächst die Kriegskasse der an CTS Eventim gebundenen Tournee- und Konzertveranstalter. Damit erhalten die ihre Monopolstellung.“

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