Auch hier kann CTS Eventim auf die Gnade des Bundeskartellamtes bauen, das in der Marktmacht quer durch das Veranstaltungsbusiness noch immer keine Gefahr für den Wettbewerb sieht. Die Bonner Beamten prüften die Frage, ob CTS Eventim seine Marktposition missbraucht, indem das Unternehmen konkurrierende Veranstalter von der Lanxess Arena fernhält oder durch schlechtere Buchungsbedingungen behindert. Und das Amt prüft, ob CTS Eventim Druck auf Fremdveranstalter ausübt, um den Ticketvertrieb aller dort stattfindenden Veranstaltungen an sich zu reißen.
Die Antwort des Bundeskartellamtes fiel im Sinne von CTS aus: „Die mit hoher Wahrscheinlichkeit bestehenden marktbeherrschenden Stellungen von Eventim im Veranstalter-Markt und im Ticketvertriebsmarkt werden durch den Erwerb der Lanxess Arena nicht verstärkt.“ Es gebe ja für Veranstalter genug Ausweichmöglichkeiten zur Lanxess Arena, etwa die König-Pilsener-Arena in Oberhausen. Außerdem erwartet das Amt nicht, dass CTS fremden Veranstaltern vorgeben kann, Tickets nur über das Eventim-System zu vertreiben.
Für Schulenberg ist das wie ein Freibrief, ungehemmt weiter zu wachsen. „Bei uns wird jeder Veranstalter gleich behandelt“, behauptet er, „unabhängig davon, ob er zur Gruppe gehört oder nicht.“
Branchenexperte Trippe schmunzelt darüber nur. „Eventim kann sehr wohl deutlich machen, wer Herr im Hause ist“, sagt er. „Die können mit exklusiven Vorverkaufsaktionen, die den Direktvertrieb und die damit verbundenen Gebührenerlöse forcieren, dafür sorgen, dass lediglich deren Web-Shop oder Callcenter freigeschaltet werden soll.“ Scumeck Sabottka, Chef der Berliner MCT Agentur GmbH, behauptet sogar, „dass Veranstalter, die das Kartengeschäft nicht aus der Hand geben wollen, eine höhere Miete zahlen müssen“.
Sabottka, der die Touren der Bands Rammstein und Kraftwerk organisiert und 2014 den britischen Superstar Robbie Williams sowie die kanadische Indie-Rockgruppe Arcade Fire durch Deutschland schickt, geht darum eigene Wege. So bucht er nicht die von CTS gepachtete Waldbühne, sondern das Amphitheater Wuhlheide im Osten Berlins. Dazu verkauft er die Karten über die Online-Plattform tickets.de, die er 2005 gründete. Vorverkaufsgebühr zehn Prozent, Zusatzkosten: keine.
„Eventim mit ihrem unverschämten Gebührengebaren meide ich wie die Pest“, sagt Sabottka. „Durch jede zu viel gezahlte Gebühr wächst die Kriegskasse der an CTS Eventim gebundenen Tournee- und Konzertveranstalter. Damit erhalten die ihre Monopolstellung.“