Ticket-Händler Warum Ticketriese Eventim so umstritten ist

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Mit viel Aggressivität zum Milliardär

Die erfolgreichsten Musiker der Welt
Elvis Presley - 600 Mio. bis eine Milliarde verkaufte Platten Quelle: dapd
The Rolling Stones - 200 Mio. verkaufte Platten Quelle: dpa
AC/DC - 200 Mio. verkaufte Platten Quelle: dpa
Cher - 210 Mio. verkaufte Platten Quelle: dpa
Céline Dion - 230 Mio. verkaufte Platten Quelle: dapd
The Wailers - 250 Mio. verkaufte Platten Quelle: dapd
Elton John - 250 Mio. verkaufte Platten Quelle: rtr

Der Bremer ist die Sorte Selfmademan, der es in vier Jahrzehnten mit viel Aggressivität zum Milliardär gebracht hat. Noch nicht volljährig, nahm er 1971 den Schnulzensänger Bernd Clüver („Der Junge mit der Mundharmonika“) als Manager unter seine Fittiche. Zwei Jahre später, während des Studiums, das er später sausen ließ, gründete er die Konzertagentur KPS.

Seinen größten Coup landete er 1996 mit dem Kauf des defizitären Ticketvermarkters Computer Ticket Service (CTS). Schulenberg witterte als einer der Ersten das große Geschäft rund um Musik- und sonstige Events. Er brachte den Laden in Schwung und 2000 als CTS Eventim an die Börse.

Der Drang nach immer mehr Macht gehört zu Schulenberg wie die Eintrittskarte zum Konzert. Als er 2011 den größten heimischen Konkurrenten Ticket Online übernahm, ahnten Wettbewerber das Unheil. Das Bundeskartellamt urteilte zwar, „dass CTS Eventim durch den Zusammenschluss insbesondere auf dem Markt für elektronische Ticketsysteme hohe Marktanteile erreichen wird, die eine marktbeherrschende Stellung möglich erscheinen lassen“. Dagegen vorzugehen lehnte es jedoch ab, auch weil Schulenberg den Anteil am Hamburger Konkurrenten FKP Scorpio Konzertproduktionen auf 45 Prozent reduzierte.

Doch Schulenberg wäre nicht er selbst, überließe er sein Stammgeschäft Konzert- und Tour-Management der Konkurrenz. Also übernahm CTS Eventim im Laufe der Jahre die Creme der deutschen Veranstalter wie die renommierte Marek Lieberberg Konzertagentur (MLK) in Frankfurt.

Der Übernahmezug machte Schulenberg auch zum Herrscher über die immer zahlreicheren Musikfestivals in Deutschland wie Rock am Ring. „Nicht nur wesentliche Teile des deutschen Tour- und Konzertgeschäfts, sondern auch mindestens 16 der 20 größten deutschen Musikfestivals sind damit praktisch in der Hand eines einzigen Unternehmens“, sagt Branchenkenner Seliger.

Ticketexperte Trippe ergänzt: „CTS Eventim geht es darum, möglichst viele Stufen der Wertschöpfungskette zu verknüpfen und zu kontrollieren: vom Veranstalten eigener Events, als Betreiber von Spielstätten bis zum Verkauf der Eintrittskarten.“

Freibrief vom Kartellamt

Ein Ende dieser Wertschöpfungskette scheint nicht in Sicht. Zurzeit buhlt CTS Eventim mit dem Berliner Konzertveranstalter Deutsche Entertainment um die Pacht der Berliner Waldbühne. Schulenberg sicherte sich 2009 den Betrieb der traditionsreichen Freilichtbühne, die die Nazis zu den Olympischen Spielen 1936 anlegen ließen. Sie ist nicht die einstige Location, die CTS Eventim betreibt. Seit 2011 betreibt CTS auch den Berliner Eventtempel Tempodrom (gut 3.000 Plätze). 2012 kamen das weltbekannte Hammersmith Apollo (knapp 8.700 Plätze) in London und die Lanxess Arena in Köln (bis zu 20.000 Plätze) dazu.

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