Tiefkühlkost Frosta wächst mit Fisch

Die Frosta-AG aus Bremerhaven hat 2003 umgestellt auf eine Produktion von Tiefkühlkost ohne Zusatzstoffe. Finanzvorstand Maik Busse über erfolgreiche Zahlen, Lieferwege und warum Frosta Nudeln, aber keine Pizza macht.

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Produktion bei Frosta. Quelle: PR

WirtschaftsWoche: Die Frosta-AG ist überall beliebt, bei Anlegern, offensichtlich bei Kunden – selbst Greenpeace und Foodwatch haben die Arbeit des Unternehmens in den vergangen Jahren gelobt. Sie wollen nicht nur eine Dividende zahlen, sondern die auch noch anheben. Das Unternehmen fordert die Politik auf, Gesetzeslücken zu schließen, gleichzeitig steigen Mitarbeiterzahl und Umsatz. Ihr Erfolg in der an Skandalen nicht armen Lebensmittelbranche ist fast schon unheimlich. Wie machen Sie das?
Maik Busse: Das sind drei Dinge, die den Erfolg ausmachen. Da ist das Vertrauen des Konsumenten. Als zweites die Leidenschaft der Mitarbeiter. Und Demut im Management.

Wie äußert sich die Demut?
Sie dürfen nie voraussetzen, dass die Dinge einfach so sind, wie sie sind. Sie müssen sich bei Erfolg noch mehr reinknien, um diesen abzusichern. Dazu gehört es, sich dessen sehr bewusst zu sein, was um einen herum passiert. Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Wir haben 2016 beschlossen, unsere Verpackungen umzustellen. Wir haben nicht versucht, das allein zu machen, was gerade Markenunternehmen oft tun. Wir haben zusammen mit dem Dualen System und Experten der Verpackungsindustrie eine Verpackung entwickelt, die nicht mehr aus unterschiedlichen Kunststoffen bestehen. Wir haben Farben reduziert und verwenden nur noch wasserlösliche Farben. Am liebsten hätten wir eine komplett biologisch abbaubare Verpackung gemacht, daran müssen wir noch arbeiten. Aber es geht darum, immer zu prüfen, was man noch machen kann und nicht zu sagen, wir sind doch schon toll.

Frostas Wachstum wäre ohne den Handel nicht machbar. Ihr Portfolio ist umfangreich und benötigt Platz im begrenzten Platz des Tiefkühlangebots. Ist das ein Hemmnis?
Wir sehen, dass wir vor allem neue Haushalte dazugewinnen konnten. 2016 waren es etwa 2,3 Millionen neue Haushalte, die unsere Produkte gekauft haben. Der Handel ist für uns ein Nadelöhr. Aber je besser wir sind, desto einfacher ist es im Handel.

Zur Person

Frosta betreibt einen eigenen Onlineshop, in dem sich Kunden Broccoliröschen oder Bami Goreng zusenden lassen können. Ein bis drei Werktage dauert der Versand, der ab 70 Euro kostenfrei ist. Tiefkühlware versenden ist aufwändiger als fast alle anderen Produkte. Wird das vom Kunden angenommen oder ist das vor allem ein Testfeld?
Wir sagen, dass sich die Distributionskette verändern wird. Das Thema Digitalisierung im Handel ist in aller Munde. Jeder Verbraucher erlebt es selbst, wie diese Kanäle in den Alltag einziehen. Wir sind überzeugt, dass man früh dabei sein muss und lernen. Was ist wichtig, wie funktioniert es? Das gilt sowohl für Kooperationen mit Amazon fresh aber auch der Frage, wie läuft so ein eigener Shop. Es ist ein kleiner Anteil an unserem Geschäft, aber wir probieren das aus.

Frosta

Aber Frosta sucht nach Partnern?
Absolut, wir sind darauf angewiesen. Unsere Expertise sind gute Lebensmittel nach unserem Reinheitsgebot ohne Zusatzstoffe.

Reinheitsgebot

Einige Produkte von Ihnen werben mit dem Bioland-Siegel, das Gros wird nicht als Bio-Ware ausgewiesen. Müssten Sie das nicht verstärken?
Eigentlich verfolgen wir das schon sehr lange und bauen auch selber Dinge wie Kräuter oder Spinat an. Der Bedarf ist nicht so extrem, wie sich das immer darstellt. Es ist eine Nische. Nichtsdestotrotz lägen wir falsch, diese Nische nicht mit zu bedienen.

Ihr Reinheitsgebot verspricht die Abwesenheit von Zusatzstoffen. Sie beziehen Zutaten wie Eier, Käse oder Hühnchen von Lieferanten. Müssen die den gleichen Anforderungen genügen?
Das ist außerordentlich wichtig. Wir spielen mit unserem guten Ruf, wenn wir nicht die Lieferkette genau im Auge haben. Das beginnt bei der Auswahl der Lieferanten und endet bei unserer Kontrolle.

Wer Frostas Webseite über die Herkunft von Produkten – zutatentracker.de – aufruft, sieht, dass sie nahezu aus jedem Land der Erde etwas beziehen. Können Sie das überhaupt kontrollieren?
Unsere strategischen Einkäufer sind tatsächlich permanent dabei, die Spezifikationen festzulegen und auch zu überprüfen. Das geht hin bis zu Kamerainstallationen.

Unter Ernährungswissenschaftlern gilt als einer der Grundpfeiler einer gesunden Ernährung, auf verarbeitete Lebensmittel, oder Processed Food, zu verzichten. Fühlen Sie sich da trotz Reinheitsgebots angesprochen?
Wenn sie einen Koch fragen, was das Geheimnis eines guten Essens ist, dann ist es neben der Kreativität die Qualität der Zutaten. Wir haben da nichts zu verbergen und waren deswegen auch bereit im Gegensatz zu vielen anderen, den Fernsehkoch Tim Mälzer einzuladen. Selbstverständlich essen auch wir begeistert ein traditionell zubereitetes Essen. Wir wissen aber auch, dass der Verbraucher, der gerne selber kochen möchte, zwar oft nicht die Zeit hat zu kochen aber die gleiche Qualität sucht. Das bedienen wir.

Das erfolgreichste Tiefkühlgericht in Deutschland ist Pizza. Warum bieten sie keine an?
In dem Marksegment, in dem wir uns mit Frosta bewegen, passiert schon viel. Wenn wir dort wachsen können, wo wir unsere Expertise haben, dann ist das gut. Die Pizzenhersteller wie Dr. Oetker und Wagner haben dort ihre Expertise. Warum sollten wir nicht mit dem, was wir können und womit wir gut sind, das Feld bestellen und uns nicht verzetteln?

Weil ihre zufriedene Kundschaft froh wäre, wenn sie nicht nur Nudeln, sondern auch mal Pizza essen kann?
Das ist ein gutes Argument. Wir glauben aber, dass wir da wo wir sind, gut aufgestellt sind. Aber man soll niemals nie sagen.

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