WirtschaftsWoche: Die Frosta-AG ist überall beliebt, bei Anlegern, offensichtlich bei Kunden – selbst Greenpeace und Foodwatch haben die Arbeit des Unternehmens in den vergangen Jahren gelobt. Sie wollen nicht nur eine Dividende zahlen, sondern die auch noch anheben. Das Unternehmen fordert die Politik auf, Gesetzeslücken zu schließen, gleichzeitig steigen Mitarbeiterzahl und Umsatz. Ihr Erfolg in der an Skandalen nicht armen Lebensmittelbranche ist fast schon unheimlich. Wie machen Sie das?
Maik Busse: Das sind drei Dinge, die den Erfolg ausmachen. Da ist das Vertrauen des Konsumenten. Als zweites die Leidenschaft der Mitarbeiter. Und Demut im Management.
Wie äußert sich die Demut?
Sie dürfen nie voraussetzen, dass die Dinge einfach so sind, wie sie sind. Sie müssen sich bei Erfolg noch mehr reinknien, um diesen abzusichern. Dazu gehört es, sich dessen sehr bewusst zu sein, was um einen herum passiert. Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Wir haben 2016 beschlossen, unsere Verpackungen umzustellen. Wir haben nicht versucht, das allein zu machen, was gerade Markenunternehmen oft tun. Wir haben zusammen mit dem Dualen System und Experten der Verpackungsindustrie eine Verpackung entwickelt, die nicht mehr aus unterschiedlichen Kunststoffen bestehen. Wir haben Farben reduziert und verwenden nur noch wasserlösliche Farben. Am liebsten hätten wir eine komplett biologisch abbaubare Verpackung gemacht, daran müssen wir noch arbeiten. Aber es geht darum, immer zu prüfen, was man noch machen kann und nicht zu sagen, wir sind doch schon toll.
Frostas Wachstum wäre ohne den Handel nicht machbar. Ihr Portfolio ist umfangreich und benötigt Platz im begrenzten Platz des Tiefkühlangebots. Ist das ein Hemmnis?
Wir sehen, dass wir vor allem neue Haushalte dazugewinnen konnten. 2016 waren es etwa 2,3 Millionen neue Haushalte, die unsere Produkte gekauft haben. Der Handel ist für uns ein Nadelöhr. Aber je besser wir sind, desto einfacher ist es im Handel.
Zur Person
Maik Busse ist Finanz- und Controllingvorstand bei Frosta. Neben Vorstandsvorsitzendem Felix Ahlers, einem gelernten Koch, gehören zum Vorstand noch Hinnerk Ehlers (Marketing, Vertrieb und Personal) und Jürgen Marggraf (Technik und stellvertretender Vorstandsvorsitzender).
Frosta betreibt einen eigenen Onlineshop, in dem sich Kunden Broccoliröschen oder Bami Goreng zusenden lassen können. Ein bis drei Werktage dauert der Versand, der ab 70 Euro kostenfrei ist. Tiefkühlware versenden ist aufwändiger als fast alle anderen Produkte. Wird das vom Kunden angenommen oder ist das vor allem ein Testfeld?
Wir sagen, dass sich die Distributionskette verändern wird. Das Thema Digitalisierung im Handel ist in aller Munde. Jeder Verbraucher erlebt es selbst, wie diese Kanäle in den Alltag einziehen. Wir sind überzeugt, dass man früh dabei sein muss und lernen. Was ist wichtig, wie funktioniert es? Das gilt sowohl für Kooperationen mit Amazon fresh aber auch der Frage, wie läuft so ein eigener Shop. Es ist ein kleiner Anteil an unserem Geschäft, aber wir probieren das aus.
Frosta
Frosta produziert bundesweit in vier Werken, außer in Bremerhaven in Rheintal bei Worms (Rheinland-Pfalz), im Elbtal bei Meißen (Sachsen) und im polnischen Bydgoszcz (Bromberg). Der Konzern beschäftigte Ende Dezember 2016 im In- und Ausland 1665 Mitarbeiter.
Quelle: dpa
Der Umsatz kletterte 2016 um 5,9 Prozent auf 466 Millionen Euro. Der Konzernjahresüberschuss verbesserte sich auf 21,6 Millionen Euro nach 18,2 Millionen Euro im Vorjahr. Der Vorstand will der Hauptversammlung eine leicht erhöhte Dividende von 1,50 Euro je Aktie vorgeschlagen (2015: 1,36). Allein im Bereich Fisch konnte Frosta nochmal um 47% im Gegensatz zum Vorjahr wachsen.
Aber Frosta sucht nach Partnern?
Absolut, wir sind darauf angewiesen. Unsere Expertise sind gute Lebensmittel nach unserem Reinheitsgebot ohne Zusatzstoffe.