Tönnies Metzger-Clan wetzt wieder die Messer

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Uneinigkeit über Josef Tillmann

So herrscht weitgehend Konsens darüber, dass eine neue Familienholding über der Geschäftsführung der Tönnies-Gruppe installiert wird. Darin sollen vier Geschäftsführer sitzen und die strategischen Entscheidungen im Fleischkonzern treffen: neben Clemens und Robert könnten dies Nottbrock sowie eine Vertrauensperson von Robert Tönnies sein. Die neue Viererspitze soll von einem neu zu bildenden Beirat kontrolliert werden. Uneinigkeit herrscht über die Zahl der Kontrolleure. An der neuen Holding sollen Clemens und Robert je zur Hälfte beteiligt sein. Keine Annäherung gibt es in der Frage, wo die Altersgrenze für Geschäftsführer der Holding gezogen werden und wann diese ihre Arbeit aufnehmen soll.

Einigkeit besteht offenbar darin, dass Clemens Tönnies die zur Mühlen Gruppe in die Holding einbringt. Zur Mühlen gehört Clemens Tönnies privat und ist mit über 700 Millionen Euro Umsatz das größte deutsche Wurstimperium, mit Marken wie Böklunder und Gutfried. In welcher Form Clemens dafür einen finanziellen Ausgleich erhält, ist bisher nicht bekannt. Die Gespräche gehen offenbar dahin, dass Clemens über eine gesonderte Entnahmeregelung entschädigt werden könnte. Kein Jota kommen sich die Streithähne allerdings bei der Personalie Josef Tillmann entgegen. Für Robert Tönnies ist der langjährige Tönnies-Geschäftsführer eine Persona non grata. Er wirft dem 63-Jährigen vor, in einem der vergangenen Prozesse gelogen zu haben.

Hauen und stechen

Das Landgericht Bielefeld hatte eine Klage von Robert Tönnies auf fristlose Kündigung des Geschäftsführers Ende August abgewiesen. Die Personalie Tillmann, die absurderweise erst im Laufe des Prozesses eine Bedeutung gewonnen hat, gilt nun als einer der Punkte, über die beide Parteien im Bemühen um eine außergerichtliche Streitbeilegung noch keine Einigung erzielen konnten. Clemens will unter allen Umständen an Tillmann festhalten. Er sieht seinen Vertrauten nicht als Bauernopfer. Doch auch Robert bleibt offenbar stur. Über seine Anwälte ließ er schon vor Wochen seinem Onkel ausrichten, für „Herrn Tillmann muss ein für ihn gesichtswahrender Ausstieg gefunden werden“. Einen entsprechenden Vorschlag hätte er bisher vermisst.

Diese Aufforderung zeigt allzu deutlich. Die Fronten sind verhärtet. Vor allem für Robert und dessen Anwälte gilt: Alles oder nichts. Es bleibt also spannend: Vor und hinter den Kulissen.

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