Tui Reiseanbieter bleibt von Terrorangst verschont

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Tui dreht an der Preisschraube

Besonders die Situation in der Türkei macht Thomas Cook zu schaffen. Zu dem Konzern gehören Marken wie Neckermann und der Türkei-Spezialist Öger Tours. Die Briten gelten deshalb als Marktführer in der Türkei. Tui muss weniger Hotelbetten füllen.

"Tui hat relativ wenige Buchungen verloren, weil der Konzern es beherrscht, die Urlauber in andere Länder umzuleiten", sagt Analyst Wolfgang Donie von der NordLB. Statt nach Ägypten oder in die Türkei fliegt Tui seine Gäste nun nach Spanien. Dort sind die Hotelzimmer ohnehin teurer als in der Türkei. Und die starke Nachfrage in dieser Saison treibt den Preis noch nach oben. "Tui kann dort an der Preisschrauben drehen", sagt Analyst Donie. Die höheren Einnahmen schmälern die Verluste aus dem Türkei-Geschäft.

Im Fall von Easyjet und Thomas Cook kommt noch ein weiterer Faktor hinzu: Beide Konzerne haben ihren Sitz in Großbritannien. Nach der Brexit-Entscheidung könnten die Briten nun sparsamer mit ihrem Geld umgehen. Das würde auch Tui treffen, Großbritannien ist der umsatzstärkste Markt des Konzerns.

Die Reiseveranstalter können glücklich sein, dass die Abstimmung erst im Sommer feststand. Die britische Tui-Tochter habe zu dem Zeitpunkt bereits 80 Prozent ihrer Reisen verkauft, erklärte Tui-Chef Joussen kürzlich. "Die Auswirkungen des Brexit werden sich in diesem Geschäftsjahr noch nicht zeigen", sagt Analyst Donie.

Joussens stärkstes Argument allerdings kam erst in diesem Sommer zum Konzern: Die "Mein Schiff 5" von Tui Cruises, einem Gemeinschaftsunternehmen von Tui und dem amerikanischen Kreuzfahrtriesen Royal Caribbean. Die Kreuzfahrten gelten als Selbstläufer, die Kabinen auf den Ozeankreuzern sind beinahe vollständig ausgebucht. Die Terrorangst unter den Urlaubern hat daran bisher nichts geändert. Die Kreuzfahrtschiffe weichen einfach aus, wenn es irgendwo unruhig erscheint.

Ein neues Schiff bedeutet damit automatisch einen Sprung bei Umsatz und Gewinn. Und die nächste Taufe steht schon bald an: Die "Mein Schiff 6" geht in 296 Tagen auf Jungfernfahrt, wie ein Countdown auf der Homepage verkündet.

Joussen scheint sich sicher zu sein, dass der Terror sein Geschäft verschont. Darauf wettet der Vorstandschef auch sein eigenes Geld: Gerade erst hat Joussen 100.000 Aktien zugekauft.

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