Übernahme-Gerüchte Warum Adidas Reebok nicht verkauft

Das nächste Gerücht über den deutschen Sportartikel-Riesen Adidas macht die Runde: Zwei Investoren sollen ein Auge auf die Adidas-Tochter Reebok geworfen haben. Doch Adidas wäre mit dem Deal schlecht beraten.

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Warum Adidas Reebok nicht verkauft Quelle: dpa

Angeblich wollen Investoren die US-Marke Reebok für 2,2 Milliarden Dollar, umgerechnet also 1,7 Milliarden Euro kaufen, mehr Geld für Marketing und weitere Filialen hineinpumpen und ansonsten einfach mal alles besser machen als Adidas. Die Adidas-Aktie reagiert prompt und legt zu. Nur – wie wahrscheinlich ist es, dass sich Adidas-Chef Herbert Hainer und seine Kollegen dieser Sichtweise der potenziellen Investoren anschließen? Sie werden sich das Angebot, wenn es denn kommt, zwangsläufig ansehen. Das gebietet bereits die Sorgfaltspflicht.

Doch sie werden sich auch fragen: warum eigentlich? Und warum gerade jetzt? In den vergangenen fünf Quartalen ging es für das Sorgenkind Reebok spürbar voran. Nach Jahren, in denen Reebok schlicht ein Klotz am Bein der Adidas-Gruppe war und der Vorstand die Umsatzerwartung an den Pflegefall von drei auf nur noch zwei Milliarden Euro drastisch kappte, ist nun Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Lange war die Marke schlicht ausgelutscht. Gerade in einer Image-getriebenen Branche wie der Sportartikelindustrie war Reebok durch jahrlanges Hin und Her eine einzige Leerstelle.

Mit der Konzentration auf Fitness hat Reebok jetzt immerhin wieder ein Feld gefunden, das so noch nicht vom großen Bruder Adidas abgedeckt wird und stärker als die Geschwistermarke Frauen anspricht. Zudem verfügt sie dank ihrer Geschichte über ein Maß an Glaubwürdigkeit, das ihr in den meisten anderen Feldern einfach fehlte.

Dank der Zusammenarbeit mit der Fitness-Bewegung CrossFit wirkt Reebok plötzlich nicht mehr so langweilig, sondern erdig-dreckig. Insofern scheint das Reebok-Management jetzt endlich ein Pack-Ende gefunden zu haben, das der Marke zu einem Profil und – in Verbindung mit den richtigen Produkten – auch wieder zu mehr Umsatz verhelfen sollte.

Sollte Adidas Reebok behalten?

Das sind natürlich alles Gründe, die zugleich auch für einen Verkauf der Tochter sprechen könnten. Nach dem Motto: Wann, wenn nicht jetzt? Es geht aufwärts, das dürfte für einen einigermaßen passablen Verkaufspreis sorgen.

Es ist aber dennoch nicht wahrscheinlich. Denn warum sollte Herbert Hainer just an dem Punkt, wo sich die Reebok-Seuchenjahre dem Ende zu nähern scheinen, zum Verkauf entschließen? Warum sollte er sich nach dem Verkauf der französischen Outdoormarke Salomon vor einigen Jahren zum zweiten Mal die Blöße geben, einen prestigeträchtigen Zukauf versemmelt zu haben?

Größte Sportartikelhersteller der Welt

Hinzu kommt: Es spricht viel dafür, dass Reebok unter dem Adidas-Dach immer noch besser unterwegs ist als allein. Denn hinter den Kulissen, an den Stellen, wo es der Kunde im Laden nicht mitbekommt, sind Adidas und Reebok längst eins: Reeboks Prozesse sind integriert in die Adidas-IT, beide Marken teilen sich Mitarbeiter, die Führung in den Märkten kommt aus einer Hand.

Zudem profitiert Reebok dank weit größerer Ordermengen davon, beim Einkauf der Ware bei den asiatischen Zulieferkonzernen höhere Rabatte zu bekommen, als wenn es allein für seine im Vergleich kleineren Produktionsaufträge um Konditionen feilschen müsste. Wenn das alles entfiele, stünde Reebok allein auf weiter Flur: Marktführer Nike ist ein Koloss und kommt ganz gut allein klar, Puma als weiterer Reebok-Konkurrent gehört zum französischen Luxuskonzern Kering und profitiert von dessen Netzwerk.

Insofern spricht unterm Strich zu Beginn der Woche erst einmal nicht sehr viel dafür, dass aus der Offerte auch wirklich ein Verkauf wird.

Einen Zweck allerdings erfüllt das Gerücht auf jeden Fall: Die Zeiten bleiben weiter unruhig für die Adidas-Spitze.

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